10 Jahre später steht fest: Marvels Avengers haben das Kino kaputt gemacht

04.06.2022 - 10:00 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
Avengers 3: Infinity WarDisney
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Marvels Avengers starteten die Erfolgsgeschichte des MCU und dominieren seitdem die Kinolandschaft. Die Filmbranche versucht seit Jahren, das Konzept zu kopieren – und scheitert spektakulär.

Vor zehn Jahren haben die Avengers nicht nur zum ersten Mal gemeinsam die Welt gerettet, sondern auch Filmgeschichte geschrieben. Was als Experiment nach dem Abspann von Iron Man startete, fand im Mai 2012 in den Kinosälen weltweit seinen vorläufigen Höhepunkt. Mit einem Einspielergebnis von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar war Marvel's The Avengers nicht nur der erfolgreichste Film des Jahres 2012, sondern zwischenzeitlich der dritterfolgreichste Film aller Zeiten.

Marvel und Disney bewiesen eindrucksvoll, dass ihr ambitionierter Plan aufging, über verschiedene Filme hinweg ein Filmuniversum aufzubauen und in einem gemeinsamen Film zusammenzuführen. Die erste Phase im Marvel Cinematic Universe endete triumphal und ließ bereits erahnen, dass es sich erst um den Anfang einer globalen Kinodominanz handeln sollte. Das MCU veränderte die Filmwelt für immer. Leider.

Selbst Tom Cruise scheitert am Versuch, Marvel zu kopieren

Denn seitdem erleben wir die Auswüchse dieses Paradigmenwechsels mehrfach pro Jahr im Kino. Alle kleinen und großen Filmstudios suchen verzweifelt nach ihrem eigenen Filmuniversum und damit auch nach dem großen Umsatz. Disney versucht seit zehn Jahren, das Star-Wars-Universum auszubauen, legte zuletzt mit Solo: A Star Wars Story und Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers eine doppelte Bruchlandung hin und fokussiert sich nun auf Serien bei Disney+. Warner würde die Welt rund um Harry Potter gern zur "Wizarding World" vergrößern, die Phantastische Tierwesen-Reihe begeisterte zuletzt aber weder Kritiker:innen, noch an den Kinokassen.

Die Mumie sollte das Dark Universe starten – Universals MCU-Kopie

Die Mumie - Trailer (Deutsch) HD
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Der im Nachhinein wohl spektakulärste Flop in Sachen gescheiterter Filmuniversen ist aber das Dark Universe von Universal Studios. Eine Neuauflage von Die Mumie mit Tom Cruise sollte 2017 den Anfang bilden und die legendären Filmmonster der 30er- und 40er-Jahre zurück in die Gegenwart und erneut auf die große Leinwand bringen. In Vorbereitung auf den Filmstart verkündete das traditionsreiche Filmstudio bei Twitter  nicht weniger als die Geburt eines neuen Filmuniversums.

Im Film selbst entpuppt sich Russell Crowe als Dr. Henry Jeckyll, der wie einst Nick Fury für eine größere Organisation sprach. In diesem Fall für "Prodigium", deren erklärtes Ziel das Finden und Auslöschen böser Monster sein sollte. Doch dazu kam es nie. Stattdessen geriet Die Mumie zum Rohrkrepierer, der dem Filmstudio schlussendlich rund 100 Millionen US-Dollar Minus einbrachte. Universal verkündete nur zwei Jahre später das Ende der groß angekündigten Pläne.

Sony und DC wollen ihr eigenes MCU – und blamieren sich

Sonys Morbius sorgte vor allem für Häme beim Kinopublikum

Nicht nur Universal hat sich die Finger am Konzept eines Filmuniversums verbrannt, auch Sony stolpert mit seinem Spider-Verse von einer Enttäuschung zur nächsten. Zumindest was die Realverfilmungen angeht. Angefangen hat alles beim dunkel-düsteren Amazing-Spider-Man-Reboot im Jahr 2012. Mit dem Start der neuen Spider-Man-Trilogie und dem Erfolg von den Avengers im selben Jahr war die Marschrichtung mit der Fortsetzung 2014 klar: mehr Bösewichte für Spider-Man + mehr Filme für das Publikum = mehr Profit für Sony.

The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro fiel bei Kritiker:innen und Publikum jedoch durch. Sony zog die Notbremse und holte sich Marvel Studios für zukünftige Spider-Man-Realverfilmungen ins Boot – die somit Teil des MCU wurden. Allein verantwortlich, scheitert der Konzern aber weiterhin mit seinen Antiheld:innen und Bösewicht:innen. Die Post-Credit-Scenes von Morbius sollten eigentlich der bisher deutlichste Hinweis auf einen kommenden Sinister Six-Film sein, und wurden stattdessen als schlechteste Marvel-Abspannszenen aller Zeiten zum Meme.

Das wohl verwirrendste Filmuniversum ist aber das Extended Universe von DC. Was mit Man of Steel im Jahr 2013 als simples Superman-Reboot entstand, ist mittlerweile zu einem Filmuniversum im Speed Run geworden. Deshalb keilte sich Superman in seiner Fortsetzung erst mit Batman, opferte sich dann im gleichen Film im Kampf mit Doomsday, um im anschließenden Justice League-Film gleich wieder von den Toten auferstehen zu müssen. Oh, und dann ist da natürlich noch die Verbindung zu den TV-Serien aus dem Arrow-Verse, die sicherheitshalber schon in das Multiversum-Konzept mit reingezogen worden sind, noch bevor wir ein standfestes Hauptuniversum präsentiert bekommen haben. Wer soll das wollen?

Statt Marvels Avengers-Erfolgen nachzuhecheln, sollten Franchises auf ihre eigenen Stärken setzen

Nicht jeder Stoff eignet sich zum großen Filmuniversum. Selbst Superheld:innen und ihre Gegenspieler:innen profitieren mittlerweile von eigenständigen Erzählungen. Joker und The Batman haben eindrucksvoll gezeigt, dass beiden Filme ohne ein größeres Filmuniversum im Rücken sehr stimmungsvoll und auf ihre Figuren konzentriert erzählen können. Statt unnötiger Cameos und Referenzen auf 12.000 weitere Filme geht es hier um die Charakterstudien ihrer düsteren Protagonisten, die zwar keine neuen Figuren erzählen, aber als Filme für sich allein stehen können.

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Anstatt Unsummen in den Versuch zu pumpen, ein eigenes Universum zu etablieren, das Zuschauende in regelmäßigen Abständen ins Kino zwingt, warum nicht auf anderem Weg an das Thema Blockbuster herangehen? Experimentierfreudige Filmschaffende wie George Miller und Lana Wachowski haben mit ihren jeweils vierten Teilen von Mad Max und Matrix komplett abgedrehte Filmversuche mit fetten Budgets ausprobieren dürfen. Visionäre wie Christopher Nolan schaffen es sogar ganz ohne riesiges Franchise im Rücken, die Kinosäle zu füllen.

Der erste Avengers-Film war vor zehn Jahren der Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte, deren Auswirkungen wir heute in ganz Hollywood sehen. Das ist schade und gefährlich. Denn wer ständig einem Trend hinterherläuft, kann nur schwer den nächsten finden. Und übersieht dabei vielleicht die ersten Warnzeichen einsetzender Marvel-Müdigkeit.

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Auf welches Filmuniversum habt ihr wirklich Lust?

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