11.22.63 - Unser erster Eindruck der Stephen-King-Serie

17.02.2016 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
11.22.63 - James Franco und Chris CooperHulu
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Seit dieser Woche zeigt Hulu die achtteilige Miniserie 11.22.63, die auf dem Roman Der Anschlag von Stephen King basiert. Wir haben uns die Pilotfolge des Zeitreisedramas mit James Franco und Chris Cooper angesehen.

Am 22. November 1963 wurde John F. Kennedy, der damalige Präsident der USA, ermordet. Etwas mehr als 52 Jahre später beschäftigt sich die von J.J. Abrams produzierte Serie 11.22.63 nach dem Roman Der Anschlag von Stephen King mit diesem Ereignis auf eine mysteriöse Art. Doch bevor die Verschwörungstheoretiker zu früh aus ihren Ecken gelockt werden, beginnen wir ganz vorn. Also mit der ersten Episode The Rabbit Hole, nicht chronologisch gesehen.

Der gutherzige Lehrer

Zu Beginn finden wir uns in einem Klassenraum wieder. Der Lehrer Jake Epping (James Franco) gibt gerade seinen Schriftstellerkurs am Nachmittag. Der verstörte ältere Harry (Leon Rippy) hat seine tragische Familiengeschichte niedergeschrieben. Am 31. Oktober 1960 wurden seine Mutter und seine Geschwister von seinem Vater Frank mit dem Vorschlaghammer zu Tode geprügelt. Grausam emotional das Ganze. Jake ist der gleichen Meinung, sieht die Trauer in Harrys Gesicht und belohnt seinen Mut mit der Bestnote. Nach der Arbeit sitzt Jake seit über einer Dekade immer wieder im Diner von Al (Chris Cooper). Fröhlich-frech bedient dieser ihn und hat immer wieder einen kecken Spruch auf den Lippen. Doch an jenem Tag läuft alles etwas anders. Im einen Moment läuft Al quietschfidel in den hinteren Raum seines Lokals, zwei Minuten später kommt er vom Krebs gezeichnet zurück. Für Jake unverständlich, für uns auch.

Passt noch nicht ganz ins Bild: James Franco in 11.22.63

Später erklärt Al Jake, wie das alles passiert ist. In Als Diner gibt es eine Abstellkammer, die einen zum immer gleichen Zeitpunkt am 21. Oktober 1960 bringt. Egal, wie lange man dann dort bleibt: Bei der Rückkehr sind nur zwei Minuten vergangen. In Als Wohnung weiht er Jake in sein alles veränderndes Vorhaben ein. Seit Ewigkeiten plant er, das Attentat auf John F. Kennedy zu vereiteln, jedoch ist die Krebserkrankung in seinem Körper während seiner letzten Periode hinter der Abstellkammer ausgebrochen und verhindert seinen Plan. Bevor er sich also von dieser Welt verabschieden muss, möchte Al sicherstellen, dass Jake dessen Aufgabe zu einem Ende bringt. Jake ist verwirrt, wir sind gepackt.

Das verblüffte Mystery-Gesicht

James Franco war eine sehr gute Wahl. Selten ist er zwar der Schauspielüberflieger, aber auch niemals störend. Stattdessen glauben wir ihm den Prinz Charming genauso wie den verängstigten Trottel, den Zweifler ebenso wie den Empathen. Franco ist die perfekte Wahl für die Rolle des Jake Epping, denn wir sollen dasselbe in ihm sehen, wie es Al tut: einen funktionierenden Menschen, angetrieben vom inneren Ehrgeiz, die Welt zum Guten verändern zu wollen. Un dafür stellt er auch sein eigenes Wohl hinten an. Jake nickt zögerlich, wir stimmen Al zu.

Gestatten, Lee Harvey Oswald - Daniel Webber in 11.22.63

Al muss sterben, damit Jake sich auf den Weg begibt. Dass tut Jake nur ein bisschen weh, denn jetzt hat auch er es langsam kapiert. Er muss ja die Vergangenheit ändern, dann geht's Al bestimmt auch bald wieder blendend. Also hinein in die Abstellkammer und willkommen in den 1960ern zwischen Milchmännern und Rock'n'Roll. Bevor Al jedoch abgedankt hat, konnte er Jake all sein Wissen vermachen. Wir kriegen dies allerdings nicht in geballter Form um die Ohren gehauen, sondern in kleinen Dosen zwischendurch, wenn's angebracht ist. Für uns ist das sehr gut, denn so kriegen wir immer wieder das wettergegerbte Gesicht Chris Coopers zu sehen. Für das Storytelling ist es ebenso hervorragend, denn Lücken können nicht entstehen. Wenn wir uns fragen, woher Jake seine Informationen in bestimmten Situationen hat, ploppt uns Diner-Al entgegen und verrät uns seine 1960er-Insidertipps. Keine Ahnung, wie oft er für wie lange im Schrank gewesen sein muss, um so detailliert Bescheid zu wissen, aber das ist halb so wichtig. Jake ist dankbar, wir fühlen uns unterhalten.

Verpflichtungen und Vorsicht

So, liebe Theoretiker: Jetzt dürft ihr dazu stoßen. 11.22.63 lässt in der ersten Episode diverse Optionen bezüglich des Attentats auf Kennedy offen. Natürlich treffen wir Lee Harvey Oswald (Daniel Webber), aber dass es sich bei ihm um den Attentäter handeln muss, sagt keiner laut. Al zweifelt auch, obwohl er so viel Recherche vor Ort betrieben hat. Für Jake klingt diese Vermutung an den Haaren herbeigezogen, bis er die Ereignisse im Jahre 1960 selbst mitbekommt. Sein größtes Problem ist allerdings nicht die Erfüllung seiner Aufgabe, sondern die Vergangenheit an sich. Al hat die perfekte Erklärung für alle seltsamen Dinge, die Jake zustoßen:

You're going to feel apart from other people, that doesn't go away. Tread lightly. Don't get too close to anyone, that never ends well. The past doesn't want to be changed. […] If you do something that really fucks with the past, the past fucks with you.
Weg mit der Technik! James Franco in 11.22.63

Das klingt doch schon nach einer großen Ankündigung, denn natürlich wird Jake sich binden. Er muss schließlich drei Jahre in den 1960ern verbringen, ehe er den Anschlag vereiteln kann. Ich wette mit euch. Doch bis dahin muss noch etwas Zeit vergehen, sodass sich der Lehrer noch eine andere Beschäftigung suchen muss. Und dann fällt ihm der Mord an der Familie des armen Harry wieder ein. Jake hat ein Ziel, wir einen Grund, die nächste Folge zu sehen.

P.S.: Falls die Serie wider Erwarten doch ganz plötzlich scheußlich werden sollte, bleibt uns immer noch das Bild dieses wundervollen Dreigestirns:

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