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50 Shades of Grey - Oder warum Reiche Psychopathen sein dürfen.

20.07.2018 - 17:06 Uhr
Ha get it? Dunkel und Hell .
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Ha get it? Dunkel und Hell .
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Hätte mir jemand erzählt, dass Christian Grey im dritten und letzten Teil der Saga zum Serienkiller wird und Anna kaltblütig ermordet, so hätte ich ihm ohne weitere Zweifel glauben wollen.

Klar bin selbst ich mir bewusst, dass sich Hollywood nie im Leben so einen one-eighty trauen würde, aber alles was vorher geschah deutete eben darauf hin, dass diese Geschichte kein gutes Ende nehmen kann und eigentlich in einem Blutbad enden muss.

Natürlich kam es nicht so. Sie bekommen ein Baby und haben sich ganz dolle lieb. Ende.

Wieso nur?

Wieso also ist „50 Shades of Grey“ eine der erfolgreichsten Buch- und Filmreihen unserer Zeit? Da muss doch mehr dahinter stecken, als Herden von ralligen Hausfrauen die mal wieder ein bisschen Schwung in die Hütte bringen wollen.

Angefangen hat alles 2009 mit „Master of the Universe“ verfasst von „Snowqueens Icedragon“. Einer Geschichte die im Lande von Twighlight spielt. Und deren Handlung bei genaueren Hinsehen doch sehr an die Geschichte von Hr. Und Mrs Grey erinnert. So wurden aus Bella und Edward, Anna und Christian und aus Vampiren und Werwölfen, Bankiers und Finanzhaie.

Die Story wurde gerade stark genug abgeändert, dass E.L. James (aka Snowqueens Icedragon) keine Probleme mit dem Copyright des Twighlight Franchise bekommen würde.

Wenn man nun den Reiz dieser beiden Giganten der Popkultur miteinander vergleicht, wird relativ schnell deutlich, dass der Erfolg von „50 Shades“ nicht wirklich dem Sex geschuldet ist. Die Phantasie die James porträtiert weicht nämlich nicht wirklich von dem ab, was Twighlight seinen Erfolg bescherte.

Die Geschichte des Mauerblümchens, dass scheinbar zufällig vom gutaussehenden reichen Playboy auserwählt wird und im Anschluss all das Ausleben darf was ihr vorher verwehrt war, ist doch irgendwie insgeheim genau das, was sich viele Mittelständige wünschen. Ausbruch aus dem Alltag und einmal so leben wie die „Rich and Famous“. Der Sex ist dabei zweitrangig, vor allem deswegen, weil Anna ja mehr Interesse an Ihm und seinem Geld zeigt, anstelle des angepriesenen „BDSM“ Lifestyles.

Das Interessante ist aber, wenn man nun all den Glamour und die Oberflächlichkeiten abstreifen würde, würde man hier keine Phantasie der mittelständigen Hausfrau beobachten können, sondern das genaue Gegenteil, ihren schlimmsten Alptraum.

BDS- Was?

„50 Shades of Grey“ ist ein gefährlicher Film. Und zwar aus zwei Gründen. Zum einen repräsentiert er in keinster Hinsicht wie eine Sub/Dom Beziehung aussehen sollte sondern romantisiert stattdessen eine Beziehung voller Gewalt und Missbrauch.Zum anderen rechtfertigt er dies durch den Reichtum von Christian Grey.

Weder E.L. James noch einer der Schauspieler hatte auch nur die geringste Ahnung was es mit (BD)SM auf sich hat. Dakota Johnson und Jamie Dornan geben sogar offen zu, dass sie die Praxis dessen was sie im Film darstellen, abstoßend finden und nicht wollen, dass ihre Verwandte sie in diesen Rollen sehen.

“I don't want my family to see [Fifty Shades], because it's inappropriate, Or my brothers' friends, who I grew up with. I think they'd be like, 'Blegh.' Also there's part of me that's like, I don't want anyone to see this movie.”

Die Gleichsetzung vom Verlangen nach Dominanz mit einer psychischen Erkrankung, wie es bei Christian der Fall ist verbreitet ein noch viel größeres Stigma, als es vor dem Film ohnehin schon der Fall war.

Die Art und Weist wie Christian gegen Annas Willen Gewalt an Ihr ausübt, ist mehr verstörend als erregend und vermittelt ein komplett falsches und gefährliches Bild dieses Lebensstils. Anna findet quasi zu keinem Zeitpunkt Gefallen an der Gewalt und Demütigung und lässt es nur über sich ergehen, um mit Christian zusammen zu sein.

Selbst die Praktiken, die Christian an Ihr anwendet bzw. sein gesamtes Verhalten könnten nicht weiter von der Realität entfernt sein. Die im Film angesprochene Verwendung von Kabelbindern z.B. kann tödlich enden und sollte niemals von neugierigen Teenagern nachgemacht werden.

Ebenso der Aspekt des Vertrauens, der in realen Beziehungen dieser Art an oberster Stelle stehen sollte, wird im Film fast komplett übergangen.

Der traurige Höhepunkt ist dann Leilas Charakter im zweiten Teil. Leila ist eine frühere Sub von Christian, die durch seine Behandlung dermaßen gebrochen wurde, dass sie sich nun für Christian umbringen will. In welcher Welt, ist das noch normal.

Christian Grey, der nächste Norman Bates?

The Original Christian Grey

Christians Charakter ist im Grunde der perfekte Prototyp für einen Serienkiller. Er ist creepy, hat Mutterkomplexe und er schlägt gerne Frauen.

Wie bereits oben erwähnt wird das alles aber komplett durch seinen Reichtum vertuscht.

Hier war ich mal wieder böse zu dir? Kriegste ein neues Auto. Hab ich dich wieder gestalkt? Komm ich flieg mit dir ne Runde in meinem Privatjet.

Jede einzelne positive Erinnerung die Anna an ihn hat lässt sich letzten Endes auf Geld zurückführen und jede negative auf einen psychotischen Ausfall seinerseits. Und bei jedem Erlebnis, bei der jede rational denkende Frau die Polizei rufen würde, vergibt sie ihm meistens umgehend. Es wird schließlich bestimmt einen Grund haben wieso er sich so seltsam verhält. Er hat eine detaillierte Akte über mich angelegt? Ach wie goldig. Er kommt überraschend vorbei als ich mit meiner Mutter zu zweit was Essen gegangen bin? Süß.

Selbst als er im zweiten Teil offen zugibt, dass er ein Sadist ist und, dass alles eigentlich nichts mit einer normalen Beziehung zu tun hat, verfallen sie zehn Minuten später wieder in alte Muster. Was heißt, sie haben Sex. Schön anzusehen ist das allerdings auch nicht, da ich selten zwei Charaktere gesehen habe, die weniger Chemie miteinander haben als unsere beiden Turteltäubchen.

Gefickt wird sowieso immer dann wenn es grade passt. Keinerlei Vorspiel oder überhaupt eine Art der Hinleitung. Im dritten Teil wird das dann fast schon zur eigenen Parodie. Da ist man eben noch fröhlich auf dem Jet Ski unterwegs, dann wird kurz gepimpert und dann drehen wir ne Runde im Flugzeug. Es scheint so als hätten sie das Format des „Hausfrauenpornos“ im dritten Teil dann vollends verstanden und weitestgehend sogar die SM- Aspekte herausgenommen.

Darum geht es ja schließlich eh nicht.

Summa Summarum

Die „50 Shades of Grey“ Filme sind nicht nur keine guten Filme, rein vom technischen Standpunkt aus sind sie sogar nicht mal so inkompetent, es sind Filme von denen ich mich persönlich beleidigt fühle. Es sind Filme, die gefährliches Halbwissen verbreiten und eine als Phantasie getarnte Ideologie in die Welt hinaussetzen, die mehr als nur Bedenklich ist:

Du darfst ein Psychopath sein, Frauen stehen sogar drauf und sind bereit sich für dich aufzuopfern.

Aber eben nur wenn du Ihnen ein neues Haus zur Hochzeit schenken kannst und aussiehst wie ein Topmodel. Ansonsten landest du bei Navy CIS.

https://www.youtube.com/watch?v=60yMtrR36zA


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