Alienation im Test — Große Liebe für zwischendurch

29.04.2016 - 11:00 Uhr
Alienation
Sony
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Alienation fühlt sich in genau der Nische am wohlsten, die von den großen AAA-Spielwelten immer wieder übersehen wird: Die schnelle Runde zwischendurch. Für genau dieses kleine Zeitfenster ist das Spiel so gut geeignet wie schon lange keines mehr.

Stellt euch vor, ihr habt nur etwa 20 Minuten Zeit, bis ihr auch schon wieder von der Couch verschwinden müsst. Schnell eine Quest in Fallout 4 erledigen, die euch dann allerdings länger beansprucht, als erhofft? Oder doch die schnelle Runde League of Legends, die wie so oft zu einem mitreißenden, fast einstündigen Gefecht mutiert? Oder mal eben in ein neues Spiel reinschauen und — oh, ein Day One-Patch?

Der schnelle Spaß für zwischendurch — dafür ist Alienation gemacht.

Manchmal ist es wirklich alles andere als leicht, für die schnelle Runde zwischendurch das passende Spiel in die Hand zu nehmen. Mit Alienation hat dieses immer wieder auftauchende Zeitfenster nun endlich ein neues Spiel bekommen, das alles dafür tut, innerhalb kürzester Zeit viel Unterhaltung zu bieten — mit allen Vor- und Nachteilen, die dieses Vorhaben so mit sich bringt.

Schnell rein, schnell wieder raus

Alienation führt euch – allein oder mit Online-Unterstützung – in 20 Story-Missionen quer durch das Weltall und bietet anschließend einen New Game Plus-Modus, der gespielte Aufträge mit zusätzlichen Herausforderungen spickt. Eine packende, fesselnde Geschichte rund um Space Marines, Aliens und interplanetare Kriege dürft ihr allerdings nicht erwarten: Die Story tritt schneller in den Hintergrund als ihr "Ich will der Allerbeste sein, wie keiner vor mir war!" singen könnt. Das ist allerdings alles andere als tragisch, denn mehr als einen Durchschnittskonflikt, wie wir ihn in tausenden Mensch-gegen-Alien-Filmen bereits erleben durfte, kann Alienation nicht bieten, selbst wenn wir genau aufpassen.

Wobei die Qualitäten des Spiels ohnehin unübersehbar woanders liegen — und zwar in den Spielmechaniken selbst, die sich völlig unkompliziert in eure Fingermuskeln eingraben werden.

Die Gefechte sind bunt und ein wenig unübersichtlich, doch etwas Eingewöhnung hilft enorm.

Zuerst entscheidet ihr euch für eine von drei Klassen. Zur Auswahl stehen der Saboteur und sein Maschinengewehr, der mental begabte Bio-Spezialist und der zähle Tank, die allesamt die klassischen Nischen eines rudimentären Rollenspiels ausfüllen. Anschließend werdet ihr von Einsatz zu Einsatz geflogen, die euch meist nicht länger als 15 Minuten beanspruchen. Die Ziele sind banal ("Erreiche A! Halte B! Zerstöre C!") und schieben euch immer wieder in Situationen, in denen ihr deutlich in der Unterzahl gegen gigantische Alien-Horden kämpfen müsst. Genau diese Situationen sind es, die gemeinsam mit Freunden am meisten Spaß machen, auch wenn die vielfarbigen Laser-Projektile, Explosionen und leblosen Körper durchaus für enormes Chaos auf dem Bildschirm sorgen können.

Ein Tröpfchen Rollenspiel

Doch es sind nicht die knalligen Farben oder die durchaus abwechslungsreichen, herausfordernden Gegner-Typen, die euch auf Dauer zum Weiterspielen motivieren werden. Stattdessen bewies das Team von Housemarque das richtige Händchen, ausreichend viele Rollenspiel-Elemente in die sinnbefreiten Schlachten zu stecken, um einem gelangweilten Gähnen auf eurer Seite des Monitors zuvorzukommen. So dürft ihr eine Vielzahl verschiedenster Primär- und Sekundärwaffen finden, freischalten, ausrüsten und später sogar dank Modifizierungen mit Extra-Eigenschaften aufwerten.

Regelmäßig seid ihr in der Unterzahl — doch daraus zieht Alienation auch seinen Reiz.

Dieses ständige Abwägen und Vergleichen von verschiedenen Waffensystemen lässt eine Spur Diablo-Feeling aufkommen, auch wenn Blizzards Rollenspiel-Reihe eine weitaus reichere und aufwändiger ausgestaltete Welt anzubieten hat als sein Scifi-Geschwisterchen Alienation. Dennoch: Obwohl für meinen Spielgeschmack eine gute Story oftmals enorm wichtig ist, damit ich mich unterhalten fühle, ertappte ich mich überraschend lange dabei, wie ich Schadenstabellen in den übersichtlichen Menüs unter die Lupe nahm und am Ende doch "noch schnell ganz kurz" einen weiteren Einsatz startete.

Fazit

Obwohl ich die meiste Zeit mit fremden Matchmaking-Spielern in der Welt von Alienation unterwegs war, fühlte ich mich länger unterhalten, als ich zuerst angenommen hatte. Während die Story sich bereits in Rekordzeit winkend verabschiedet, erzeugt das übersichtliche Loot-System eine durchaus spürbare Suchtspirale, in die es euch gemeinsam mit Freunden noch weitaus tiefer reißen wird als mich. Dazu kommt ein durchaus herausfordernder Schwierigkeitsgrad und abwechslungsreiche Alien-Typen, die euch oft mit schierer Überzahl über die Levelgrenzen hinausdrücken wollen. Sich dann in einer Ecke zu verschanzen und sich mit nervösem Blick auf die Munitionsanzeige zu verteidigen, gehörte zu den spannendsten Momenten, die mir dieses Spiel bieten konnte. Alienation ist die große Liebe für zwischendurch — aber kein Garant für Langzeitunterhaltung, der vierzig Spielstunden am Stück oder länger Spaß machen kann.

Der Publisher hat uns zur Erstellung dieses Reviews einen PS4-Key zur Verfügung gestellt.

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