Ang Lee-Film sorgt für Euphorie - Sind 120 FPS die Zukunft des Kinos?

18.04.2016 - 12:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Krempelt Ang Lee das Kino um?20th Century Fox
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Ang Lee präsentierte eine Sequenz seines neuen Films Die irre Heldentour des Billy Lynn und sorgte für grenzenlose Euphorie - auch, weil die 120 Bilder pro Sekunde eine völlig neue Erfahrung seien.

Als Peter Jackson probiert hat, das 3D-Kino zu revolutionieren, indem er seine Hobbit-Trilogie mit 48 Frames (= Bildern) pro Sekunde anstatt der üblichen 24 drehte, erntete er in erster Linie Kritik. Wie eine TV-Seifenoper sehe das aus, aus der magischen Aura von Mittelerde sei die reine Künstlichkeit geworden. Wer jedoch geglaubt hat, dass das Thema der erhöhten Bildfrequenz damit vom Tisch sei, hatte Ang Lee nicht auf dem Schirm. Der setzte mit seinem neuen Film Die irre Heldentour des Billy Lynn nämlich noch eins drauf und drehte mit 120 Frames pro Sekunde, in 4K und 3D. Auf der CinemaCon in Las Vegas präsentierte der Regisseur einen 11-minütigen Ausschnitt und sorgte für ausnahmslose Begeisterung unter Experten in der Industrie, sowohl, was die Technik als auch den Inhalt des Films angeht. Variety  hat mit einigen der Zuschauer gesprochen, zum Beispiel mit Howard Lukk, Manager bei der Society of Motion Pictures Engineers:

Ich bin überwältigt. Es ist ein wirklich kraftvoller Film und eine sehr klare Präsentation. Es ist das beste 3D, das ich je in meinem Leben gesehen habe. Das 3D ist wirklich, wirklich gut. Vollkommen unglaublich.

Lukk steht mit seiner Meinung bei Weitem nicht alleine da. Zwar hatten auch hier viele Zuschauer in den ersten Sekunden das Gefühl, ein Fernsehprogramm zu sehen, doch das sei schnell verflogen und habe stattdessen Platz für eine völlig neue Erfahrung gemacht. Die vorgestellte Sequenz zeigte den Irakkrieg, zwischengeschnitten mit der Ehrung von Soldaten bei einem Football-Spiel. Das Publikum war sich einig, dass das 3D fast schon ein Gefühl von Virtual Reality versprühte und der ohnehin emotionale Film noch sehr viel stärker zur Geltung kam. Ein Zuschauer meinte: "Jeder Amerikaner sollte das auf diese Weise sehen. Dann würden wir für eine Weile keine Kriege mehr haben."

Der Technologie-Vizepräsident von Dolby, Pat Griffiss, sagte:

Als es gerade anfing, dachte ich "Oh, das wird wie ein Video aussehen." Aber es war in 3D, der Realismus und die Klarheit und die Framerate, es war buchstäblich so, als sei man dort. Das ist zweifellos das beste 3D, das ich je gesehen habe.

Andrew Stucker, ehemaliger Sony-Manager und nun unabhängiger Berater:

Ich war überaus beeindruckt. Ich hab kein filmähnliches Bild gesehen, aber ich sah etwas vollkommen anderes. Es waren die immersivsten Bilder, die ich je gesehen habe. [...] Wenn du es das erste Mal anschaust, denkst du dir "Oh, das ist Video." Aber es geht über Video hinaus. Was auch immer es ist, ich bin nicht ganz sicher, aber es ist mehr als Video.

David S. Cohen von Variety war ebenso beeindruckt und veröffentlichte eine Reihe von Tweets , in denen er die neue Technik in den Himmel lobt, es sei "mehr als eine Neuheit", es sei "weder Video noch 24-Frame" sondern "etwas völlig Neues". Seiner Meinung nach werde dieser technische Fortschritt die Leute wieder ins Kino treiben.

Ob das aber schon mit Die irre Heldentour des Billy Lynn geschehen wird, ist fraglich. Denn um den Film in dem beabsichtigten Format in 3D, 4K und 120 Frames zu zeigen, braucht es eine sehr aufwendige Technik und Präsentationsform mit einem Doppel-Projektor, der für die CinemaCon extra eingerichtet wurde. Die allermeisten Kinos werden sich das nicht leisten können. Womöglich wird bis zum deutschen Kinostart am 27.01.2017 aber auch noch kräftig aufgerüstet.

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