Arschkalt und trotzdem lustig

08.01.2010 - 15:00 Uhr
Etwas norwegischen Humor, gefällig?
Alamode Film
Etwas norwegischen Humor, gefällig?
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Am Donnerstag lief Nord in unseren Kinos an und hat das Potential, der skandinavische Hit des Jahres zu werden. Zeit, dass moviepilot mal einen kleinen Blick zurück auf die besten norwegischen Komödien der letzten Jahre wirft.

Ab und an kommt ein Film in unsere Kinos, der uns deutsche Kinozuschauer daran erinnert, dass nicht nur westlich und östlich von uns Filme produziert werden. Skandinavische Filme sind zwar schon längst kein Underground-Geheimtipp mehr, aber im Vergleich zu manch seichtem Hollywoodmüll wünschten wir ihnen trotzdem mehr Erfolg. Dieses Jahr macht sich Nord auf die Reise, um das deutsche Kino zu erobern.

Nord ist ein etwas anderes Roadmovie. Als der ehemalige Profi-Skiläufer Jomar Anders Baasmo Christiansen erfährt, dass er seit 3 Jahren Vater ist, wird es Zeit, die Depressionen Depressionen sein zu lassen. Als dann auch noch seine Hütte abbrennt, hält ihn nichts mehr. Er macht sich mit seinem Schneeschlitten auf den Weg Richtung Nord, um die Frau zu suchen, die ihn einmal geliebt hat. Unterwegs trifft er auf vereinsamte Mädchen, deren übervorsichtige Großmutter, Teenager mit Männlichkeitskomplex und Einsiedler. Wer hätte gedacht, dass eine Welt voller Schnee so bunt sein kann? Oh, und Nord sollte jetzt schon den Preis für die orignellste Sterbeszene des Jahres gewinnen!

Nord ist aber längst nicht alles, was das norwegische Kino uns in den letzten Jahren an Komödien beschert hat. Die Kunst des negativen Denkens, zum Beispiel, aus dem Jahr 2006 lebt vom typisch skandinavisch, tiefschwarzen Humor. Der 33jährige Geirr (Fridtjov Såheim) pflegt die Kunst des absoluten Pessimismus, denn seit einem Unfall sitzt er im Rollstuhl. Seine destruktive Art wirkt sich schließlich auch auf die eher positiv eingestellt Gruppentherapie aus, auch seine Freundin (Kjersti Holmen) lässt sich vom kiffenden, aggressiven Säufer herunterziehen. Die Kunst des negativen Denkens könnte das genaue Gegenteil eines Feelgood-Movies sein – wenn er nicht so verdammt lustig wäre…

Ähnlich hart an der Schmerzgrenze wäre Elling, die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Ingvar Ambjørnsen. Nachdem sie sich zwei Jahre lang hinter den Mauern einer psychiatrischen Anstalt verstecken können, müssen sich ein 40-jähriges Muttersöhnchen und sein psychisch ebenfalls gestörter Freund den Anforderungen des normalen Alltagslebens stellen. Elling war nicht nur in Norwegen ein Riesenerfolg.

Okay, 101 Reykjavík ist eine isländisch-norwegische Co-Produktion, aber ohne die romantische Komödie aus dem Jahre 2000 wäre diese Liste einfach nicht komplett. Baltasar Kormákur hatte auch bei uns ganz beachtlichen Erfolg, als er den 28-jährigen Hlynur (Hilmir Snær Guðnason) in eine Sinnkrise stürzte. Mit Schrecken musste dieser feststellen, dass seine letzte Affäre sich als Freundin seiner Mutter herausstellte – und nun womöglich auch noch ein Kind von ihm erwartet…

Dass Norwegen aber nicht nur böse Komödien bis hart an der Schmerzgrenze vervorbringt, zeigte uns 2007 Regisseur Talat Hussain mit Import-Export. Auch leichte RomComs haben einen Platz unter der Mitternachtssonne. Jan (Bjørnar Teigen) ist 25 Jahre alt und kurz davor, Rockstar zu werden, als er sich in Jasmin (Iram Haq) verliebt. Es könnte alles so schön sein, wenn Jasmin nicht Pakistani-Norwegerin und bereits einem Cousin versprochen wäre. Jan konvertiert zum Islam – zumindest versucht er es.

Auffällig ist, dass es in Skandinavien übermäßig viele Filmemacher zu geben scheint, die nach ihrem größten Erfolg keinen weiteren drehen. Bård Breien zum Beispiel, für den Die Kunst des negativen Denkens der bisher letzte Film war; oder Anders Thomas Jensen aus Dänemark, der seit seinem internationalen Erfolg mit Adams Äpfel auch keinen Film mehr gedreht hat – schade eigentlich. Vielleicht hat man als Regisseur im hohen Norden ausgesorgt, wenn man einen Hit hatte. Hoffen wir mal, dass Nord nicht der letzte Film sein wird, mit dem Rune Denstad Langlo die Zuschauer begeistert – Erfolg wünschen wir ihm trotzdem.

Wir haben garantiert den ein oder anderen norwegischen Leckerbissen vergessen – helft uns auf die Sprünge! Was sind eure skandinavischen Lieblingsfilme?

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