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Asia Vu #3: Das Mysterium des Schreckens

20.07.2015 - 19:27 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Spider Forest
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Spider Forest
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Vielleicht geht das ja nur mir so, aber die Sommerhitze der letzten Wochen lud nicht gerade zum Bloggen ein. Vielleicht ist das auch nur eine Ausrede, aber damit soll jetzt Schluss sein, denn nun soll es endlich zum dritten Mal um ausgewählte Filme aus Asien gehen. Im Mittelpunkt stehen heute geheimnisvolle, unbekannte und beängstigende Elemente.

Uzumaki

Uzumaki - Out of the World (Uzumaki)| Higuchinsky | Japan | 2000

Eine merkwürdige Faszination mit Spiralen ereilt das Dorf Kurozu. Was anfangs noch den Anschein von skurrilen Eigenheiten wie dem Sammeln von Schnecken oder extravaganten Lockenfrisuren hat, wandelt sich schnell zum unfassbaren Horror, der alles und jeden dem ungeschriebenen Gesetz der Spirale folgen lässt. Körper und Geist winden sich bis zur endgültigen Verstümmelung des Seins. Was Higuchinskys Film vom üblichen Output des japanischen Horrorgenres abhebt, ist das Unheimliche im Abstrakten. Keine manifestierten Monster, Dämonen oder Geister verbreiten Angst und Schrecken, sondern ein nicht greifbarer Wahn, der sich der Spiralform, die wie ein verstörendes Naturgesetz über allem thront, nicht verweigern kann. Sehenswerter J-Horror, der einem wahrlich den Kopf verdreht.

Silk

Silk (Gui si) | Chao-Bin Su | Taiwan | 2006

Der Geist eines Kindes wird in einer besonderen Variante des Menger-Schwamms  festgehalten und von Wissentschaftlern untersucht, die einen Lippenleser anstellen, um die lautlose Kommunikation des Wesens entschlüsseln zu können. Wo andere Filme mit Geisterthematik den Schwerpunkt auf den angsteinflößenden Spuk setzen, ist der Ansatz von Chao-Bin Su ein wissenschaftlich-philosophisches Mysterydrama, das seine Horrorelemente zwar nicht verschweigt, seine Figuren das Übernatürliche aber eher in rationale Muster zu packen versuchen lässt. Fragen nach dem Leben nach dem Tod sollen eine Antwort bekommen; klar ist aber auch, dass die Kontrolle des Menschen ihre Grenzen hat und sich Geister nicht problemlos in die gewünschte Form bringen lassen. Wenngleich Horror als Oberbegriff auf diesen Film angewendet werden kann und sollte, bedienen sich Handlung und Inszenierung ganz verschiedener Genres, die dieser etwas anderen Geistergeschichte eine besondere Note verleihen.

Spider Forest

Spider Forest (Geomi sup) | Song Il-gon | Südkorea | 2004

Nach klassischen Kriterien bewertet, ist Song Il-gon wohl weniger ein Horrorfilm gelungen, als viel mehr ein surreales Mysterydrama. Das Unheimliche und Unbehagliche ist jedoch allgegenwärtig spürbar, schließlich schickt er seine überrumpelte Hauptfigur auf eine Suche nach Erklärungen, nach seiner Unschuld und letztlich auch nach sich selbst an einen ungemütlichen Ort. Merkwürdige Geschehnisse und ihre möglichen Ursachen schwirren im Zwielicht unzuverlässiger Erinnerungen, ganz so, als würde der titelgebende Spinnenwald Fakt und Fiktion zu einem undurchdringlichen Netz verweben, das mit verschachtelter Struktur und lynchesker Alptraumhaftigkeit zum detektivischen Miträtseln einlädt, obwohl zweifelsohne nicht auszuschließen ist, dass man sich zunächst genau so verloren fühlt, wie der Protagonist.

Uzumaki // Silk // Spider Forest


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