Assassin's Creed: Der Film — Eine Verbeugung wird nicht ausreichen

12.05.2016 - 13:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Assassin's Creed: The Movie20th Century
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Michael Fassbender kuschelt sich in seine Kapuze, springt auf mittelalterliche Häuserdächer und am Himmel kreist ein Adler. Das ist er also, der erste Trailer zur Assassin's Creed-Verfilmung, die sich womöglich zu tief vor ihrer Vorlage verbeugt.

Nach einer langen Wartezeit und ersten Bildern vom Set zeigt Regisseur Justin Kurzel nun endlich seine Vision davon, wie eines der größten Videospielfranchises des letzten Jahrzehnts auf der Kinoleinwand aussehen könnte: Assassin's Creed  wird zum Film und verbeugt sich tief, vielleicht zu tief, vor seiner spielbaren Vorlage.

Assassin's Creed

Die Geschichte der Videospielverfilmungen ist voller Enttäuschungen: Filme wie Super Mario Bros., Resident Evil, Silent Hill, Doom oder Schwerter des Königs scheiterten immer wieder daran, den Reiz und Charakter ihrer virtuellen Vorlagen zu erkennen und diesen unterhaltsam in ein Filmformat zu pressen. Zum hastig getippten Vorwurf, dass der jeweilige Regisseur einfach keine Ahnung von Videospielen hat, war es da nie sonderlich weit.

Justin Kurzel hingegen scheint mit dem Trailer zu Assassin's Creed all diese Anschuldigungen im Keim ersticken zu wollen: In knapp zwei Minuten zitiert Michael Fassbender als in Mantel und Kapuze gekuschelter Attentäter immer wieder charakteristische Kamera-Einstellungen aus den Spielvorlagen, während auch der Adler, das Maskottchen der Spiele-Serie, natürlich nicht fehlen darf. Selbst auf die unter Franchise-Fans umstrittene Zweiteilung der Story in historische Sequenzen und eine umrahmende Haupthandlung irgendwo in der nahen Zukunft hat der Regisseur nicht verzichten wollen.

Assassin's Creed

Der Film entführt uns in die Zeit der spanischen Inquisition, wir sehen elegant kämpfende Assassinen, realistisch anmutende Rekonstruktionen längst zerstörter Städte, bedeutungsvoll am Animus kniende Forscher und der Hauch von Abenteuer liegt in der Luft. Hach, wir alle atmen den seltenen Duft einer vielversprechenden Videospielverfilmung ein. Ja, mir gefällt, wie offenbar vielen anderen auch, dieser Trailer sehr gut. Allerdings gefällt mir die Richtung, in die der Trailer weist, so ganz und gar nicht.

Es besteht durchaus die Gefahr, dass Assassin's Creed: Der Film zu Assassin's Creed: Die Zwischensequenz, die im Spiel so cool war und jetzt zwei Stunden lang ist mutieren könnte: Eine Aneinanderreihung von Kletter-Sequenzen, wild-akrobatischen Kämpfen und kurzen, philosophischen Meetings in der nahen Zukunft, für die eigentlich keiner so wirklich Geduld hat. Ein deutlich vielversprechenderer Ansatz wäre hingegen der Versuch, Konflikte und Beziehungen zwischen den einzelnen Charakteren in den Vordergrund zu rücken, die in den Videospielen viel zu oft nur einen notdürftigen Rahmen für die endlosen "Gehe hin und mach das!"-Quests bilden.

Die Verfilmung könnte die Schwächen der Assassin's Creed-Spiele zu ihrer Stärke machen und all den Sprüngen von Dachgiebeln, Kämpfen gegen Templern und Zeitreisen einen neuen Reiz geben, indem sie von interessanten Charakteren und ihren Konflikten getragen werden. In Spielen wie dem Assassin's Creed-Franchise kann die mangelnde Tiefe eines Hauptcharakters viel einfacher, wenn auch nicht schmerzfrei, ausgeblendet werden. Zurück bleibt dann immerhin noch eine Projektionsfläche für mich als Spieler und meine Taten. Ein flacher, langweiliger Film-Protagonist hingegen wird unser Sitzfleisch auf eine harte, womöglich zu harte Probe stellen.

Assassin's Creed

Aber ja, natürlich: Es ist nur ein Trailer, den wir hier sehen durften. Ein Schnipsel, ein Fetzen des großen Ganzen. Aber trotzdem bleibt die Sorge, dass der Ton dieser zwei Minuten einen weiten Schatten wirft, der auch das riesige Potential der Assassin's Creed-Verfilmung berühren könnte. Diese hat bisher nicht mehr als eine tiefe Verbeugung gezeigt — und das allein wird nicht ausreichen.

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