Auf keinen Fall im Stream verpassen: In einer der besten Sci-Fi-Serien der letzten 20 Jahre hat die Menschheit Mond und Mars besiedelt

03.03.2024 - 15:00 Uhr
For All Mankind
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Seit vier Staffeln verblüfft For All Mankind mit der Eroberung des Weltraums. Für alle Sci-Fi-Fans ist die hochemotionale Serie mit ihren vielen klugen Zeitsprüngen ein absolutes Muss.

Eine der besten Science-Fiction-Serien unserer Zeit beginnt in der Vergangenheit. Mit der Zukunft hat For All Mankind anfangs tatsächlich gar nichts zu tun. Stattdessen sehen wir vertraute Bilder aus dem Jahr 1969. Die Welt verfolgt gebannt den Wettlauf ins All. Das historische Ereignis flimmert über unzählige Bildschirme. Astronauten, Raumanzüge und Raketen – und dann ein Moment der Irritation und Verunsicherung.

Ein russischer Kosmonaut setzt als erster Mensch einen Fuß auf den Mond. So haben wir die Geschichte nicht in Erinnerung. Spielt uns For All Mankind etwa einen Streich? Nein, ein Detail verändert den kompletten Verlauf der Geschichte und schafft ein spannendes Gedankenspiel. Das Ergebnis ist so gut, dass es in unserem Ranking der besten Science-Fiction-Serien seit 2000 auf dem dritten Platz gelandet ist.

Die Sci-Fi-Serie For All Mankind verändert die Geschichte Schritt für Schritt, bis wir auf dem Mars landen

Nach der Niederlage bei der ersten Mondlandung sind alle Augen auf die NASA gerichtet. Das Weltraumprogramm der US-Regierung steht unter massivem Druck. Auf keinen Fall darf die Sowjetunion das All übernehmen, während US-amerikanische Raketen nicht vom Erdboden wegkommen. Der Kalte Krieg weitet sich auf den Mond und später auf den Mars aus. Mit jeder Staffel bewegt sich For All Mankind weiter in die Zukunft.

Hier könnt ihr den Trailer zu For All Mankind schauen:

For All Mankind - S01 Trailer (Deutsch) HD
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Obwohl wir nach vier Staffeln erst die Jahrtausendwende passiert haben und uns damit theoretisch immer noch in der Vergangenheit befinden, ist die Serie dank technischer Errungenschaften ins Sci-Fi-Terrain vorgedrungen. Sie adressiert die aufwühlenden Fragen des Genres. Das betrifft besonders die Rolle des Menschen, der trotz beachtlicher Schaffenskraft nicht selten machtlos der finalen Grenze gegenübersteht.

Aus der Prämisse, die stark vom politischen und gesellschaftlichen Bild der 1960er Jahre geprägt ist, entstand zuletzt ein nervenaufreibender Weltraum-Western, der den Mond und den Mars als weiteres Stück Land begreift, das erobert und ausgehöhlt werden kann. Die Reise geht zwar nicht mehr Richtung Westen. Dennoch begibt sich der Mensch in eine Umgebung, die er besitzen will, obwohl er sie nicht kennt und kontrollieren kann.

For All Mankind greift nach den Sternen, ohne die Menschen zu vergessen, die auf der Erde zurückbleiben

In der Zukunft von For All Mankind wiederholen sich die einschneidenden Stationen der Menschheitsgeschichte, diesmal im Angesicht ewiger Dunkelheit und komprimiert in den engen Gängen einer Raumstation. Mensch gegen Mensch, Mensch gegen Natur. Kampf um Rohstoffe und die Ausbeutung des Fremden, während die Heimat, der kleine blaue Planet, immer wieder in den Hintergrund rückt – zumindest fast.

Wrenn Schmidt als Margo Madison in For All Mankind

Eines der erstaunlichsten Kunststücke, die For All Mankind bisher in jeder Staffel vollbracht hat, ist die leidenschaftliche Erinnerung an die Menschen, die zurückgeblieben sind. Das große Drama findet nicht nur vor dem Hintergrund des Sternenhimmels statt, sondern oft auch in stickigen Büroräumen, ohne die die Koordination in der unentdeckten Weite unmöglich wäre – ein faszinierendes Abhängigkeitsverhältnis.

Weltraum-Expertin Margo Madison (Wrenn Schmidt) ist eine der Figuren, die bis heute keinen Fuß ins All gesetzt hat, obwohl sie alle Geheimnisse der Raumfahrt in- und auswendig kennt. Stattdessen ist sie gefangen zwischen den Mächten des Kalten Kriegs und kann nicht entkommen. Sicher ist aber auch, dass ohne ihr Wissen Astronaut Ed Baldwin (Joel Kinnaman) vermutlich niemals den Mars erreicht hätte.

In For All Mankind reichen zwei Worte aus, um den größten Streit in Millionen Kilometer Entfernung aufzulösen

Der Mensch kann beim Aufbruch in die neue Welt nicht loslassen. Das wäre auch viel zu einfach. Vor allem, wenn hinter der Serie jemand wie Ronald D. Moore steht. Schon in Battlestar Galactica schreckte er vor keinem unbequemen Konflikt zurück, wenn es darum ging, das Zwischenmenschliche vor zeitlosen Sci-Fi-Motiven zu verhandeln, während das Erzählte elegant zwischen Soap und Gesellschaftsroman pendelt.

Joel Kinnaman als Ed Baldwin in For All Mankind

Auch For All Mankind hat viele dieser überlebensgroßen Momente zu bieten, wo man gar nicht erwarten kann, dass der Cliffhanger in der nächsten Folge aufgelöst wird. Gänsehaut ist vorprogrammiert, wenn die Serie langsam einen ihrer Zeitsprünge enthüllt. Noch viel stärker sind aber die Augenblicke, in denen sich die kostbare Vorarbeit unzähliger Serienminuten in nur einem Satz zwischen zwei Menschen entlädt.

"Hi, Bob."

In ihren vier Staffeln ist die Serie bereits in die dunkelsten Ecken und Abgründe zwischen Erd-, Mond- und Marsgestein vorgedrungen, wo die Hoffnung, der Idealismus und der Entdeckergeist verloren geht, der den Sci-Fi-Charakter von For All Mankind meist prägt. In Finsternis und Einsamkeit verlieren und entfremden sich die Menschen, zumal der Kalte Krieg auch im All nie verklingt und fortwährend spaltet.

Genau dann braucht es diese zwei unscheinbaren Worte, die selbst nach schlimmster Entzweiung verbinden. Eine geteilte Erfahrung, die erinnert, die erdet.

"Hi, Bob."

Seit vier Staffeln trägt For All Mankind diese behutsame Annäherung mit sich herum, anfangs als einen aus einer anderen Serie ausgeborgten Running-Gag. Später als existenzialistischer Schlüssel zum Verständnis, auch wenn der Mensch einen Fehler gemacht hat.

In einer Serie, die in die Weiten des Weltraums aufbricht und selbst nach Jahrzehnten nicht die Erde verlassen kann, markieren diese zwei Worte den Kern von For All Mankind. Das Einfache ist die Flucht an einen unentdeckten Ort, doch auch dieser wird zerfallen, wenn die Figuren nicht aufeinander zugehen. "Hi, Bob" ist ein gegenseitiges Erkennen. Die größte Vision der Zukunft in For All Mankind ist, dass sie gemeinsam möglich ist.

Die ersten vier Staffeln von For All Mankind streamen bei Apple TV+. Bisher wurde die Serie nicht offiziell verlängert. Ausgelegt ist die Serie auf sieben Staffeln.

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