Auf Wiedersehen, au revoir, goodbye!

30.08.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Boyhood - mein Lieblingsfilm der Praktikumszeit
IFC Films
Boyhood - mein Lieblingsfilm der Praktikumszeit
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3 Monate, 273 Artikel, 99.543 Worte (okay die letzte Zahl ist frei erfunden) - mein Praktikum bei moviepilot geht zu Ende. Schweren Herzens verabschiede ich mich von den goldenen Hallen und der deutschen Hauptstadt.

Die festen Mitglieder der moviepilot-Redaktion sind Abschiede schon längst gewohnt. Fast jeden Monat sitzen sie wieder mit einem kühlen Bier in einer Kneipe oder greifen zur traditionsreichen Cake O'Clock mit Genuss nach köstlichem Gebäck, um einen weiteren Praktikanten zu verabschieden. Für den betroffenen Praktikanten ist es oft schwieriger. Er oder sie muss sich von einem gesamten, lieb-gewonnenen Büro (und in meinem Fall einer gesamten Stadt) trennen. Als ich im moviepilot-Büro Einzug nahm, saß zu meiner linken noch Surfer Rosa, die Ruhe in Person, mit dem ich mich durch 22 Jump Street lachen durfte (die Frage nach Hotpants fasziniert mich bis heute). Am Fenster saß undDerwolf, der seinem schwäbischen Ursprüngen mehr als gerecht wurde und bei seinem Abschied prompt Käsespätzle bestellte.

Kaum hatte ich mich eingelebt, waren die Beiden auch schon wieder weg. Auf ihren Stühlen nahmen die hoffnungsvolle Filmemacherin und Doctor Who-Expertin ClaraJ. und der schlagfertige Thimmo, der ein Gespräch mit Mads Mikkelsen führen durfte, Platz. Mein Neid auf sie ist groß, denn sie dürfen noch bleiben, während ich leider meine Koffer packen muss.

Eigentlich mag ich Abschiede nicht sehr gern und blicke in solchen Situationen stur nach vorne. Ich konzentriere mich auf positive Dinge wie das Filmfestival von Deauville (von dem ich für moviepilot berichten werde), meine Rückkehr zur Uni nach England oder die Haare von Jordan Henderson . Dennoch verlangt ein solcher Abschiedstext, dass ich die letzten drei Monate noch einmal Revue passieren lasse. 

Eigentlich müsste ich mich in passender Film-Manier verabschieden; meinen Gefühlen wie Humphrey Bogart (Here's looking at you moviepilot. We will always have Berlin), Arnold Schwarzenegger (Hasta la vista, moviepilot) oder Bruce Willis (Yipikaye moviepilot) zum Ausdruck bringen. Für eine aufwändige Musical-Nummer, wie die der Delfine  aus Per Anhalter durch die Galaxis, fehlt es mir leider an musikalischem und tänzerischen Talent. Das Ganze wäre dann sowieso ein bisschen albern. Deshalb nehme ich einfach ganz klassisch mit dem geschriebenen Wort Abschied.

Meine Zeit bei moviepilot wurde vor allem durch das Lernen geprägt. Ich habe viel gelernt, einiges Nützliches und mindestens genauso viele völlig sinnlose Dinge. Ich habe gelernt, dass eine kleine, unüberlegte Bemerkung ohne jegliche bösartige Absichten zu einem größeren Aufreger führen kann. Ich habe gelernt, dass "gelernt, dass" ein Komma benötigt. Die Liste geht weiter: Man kann den Namen Denzel auch als Verb benutzen (Beispielsatz: Mark Wahlberg wurde in 2 Guns gedenzelt), was genau macht eigentlich ein SEO (so wirklich verstanden habe ich das zwar noch nicht), wer dem ziemlich guten Tennie-Film Seelen sieben Punkte gibt, wird zum Mobbingopfer und Mittwoch ist Waffeltag. Vor allem habe ich gelernt, meiner eigenen Arbeit (ein wenig) mehr zu vertrauen.

An dieser Stelle kommt der sentimentale Teil, wo ich mich bei meinen Kollegen bedanke, der sicherlich nicht meine Stärke ist. Meine Schüchternheit, die mich wie ein Warenzeichen überallhin begleitet, war schneller überwunden als sonst, denn ich fühlte mich von Beginn an Willkommen. Am Redaktionstisch wurde viel gelacht und noch mehr gekichert, wodurch ein sehr sympathisches Arbeitsklima entsteht. An dieser Stelle könnte ich Ines Walk als herzlich oder mütterlich bezeichnen, doch ich weiß, dass sie das nicht mag. Auf jeden Fall hat sie mir mit ihrer ruhigen Art und konstruktiven Kritik sehr weitergeholfen.

Auch the gaffer mit ihrem trockenen Humor, Zynismus und ihrer Leidenschaft für Currywurst, Bier und Katzenbilder (zwei davon teile ich selbst) und ihrem scheinbar grenzenlosen Filmwissen und sciencefiction, die als Österreicherin mein Leiden während der Fußball-WM verstehen konnte und die unbedingt Nick Caves Adresse haben will, waren großartige Chefinnen. 

Dann war da der noch viel zu junge Beeblebrox, ein Dauergast in der Mittagspause, mit dem ich stundenlang über Filme fachsimpeln konnte und einige der wenigen Personen, die sich auf eine Double-Bill von Planet der Affen - Revolution und Step Up: All In so sehr freuen konnten wie ich. Wenn es um Mike Leigh geht, hat er allerdings noch einiges nachzuholen. Für Unterhaltung sorgten auch die beiden Pausenclowns aus der Games-Redaktion: SetupWizard, der schlechteste Street Fighter-Spieler der Welt, und der Hobby-Karikaturist Radegast, der an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden möchte. Auch bei allen anderen moviepiloten kann ich mich nur herzlich bedanken.

Auch bei den Lesern, die sich durch meine Texte kämpften und ermutigende Kommentare verfassten, möchte ich mich bedanken. Ich hoffe, sie haben euch ein wenig gefallen. Mir hat die Arbeit auf jeden Fall oft Spaß gemacht und ich könnte noch dutzende Herzen für Klassiker, Top7-Listen und Thementexte verfassen (was ich noch vor drei Monaten nicht für möglich gehalten hätte). In einem Büro, wo eine 50cm große Batman-Figur in der Küche steht und wo man mit einem Bier nach getaner Arbeit bei einem Fußball-Spiel oder einer Runde Mario Kart entspannen kann, kommt keine Minute Langeweile auf. Ich werde die goldenen moviepilot-Hallen vermissen. So long and thanks for all the fish.

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