Aufwühlende Geschichtsschreibung in Band of Brothers

08.11.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Band of Brothers
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Band of Brothers
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Die Film- und Fernsehwelt ist überladen von Weltkriegsdramen. Ein Beispiel, welches in der Vielzahl für mich heraussticht, ist die Miniserie Band of Brothers. Zeit, die außergewöhnliche Truppe der Easy Company einmal zu ehren.

Für alle Menschen, die mit amerikanischem Patriotismus, Heroismus und überschwänglichem Pathos nichts anfangen können, denen sei von Band of Brothers – Wir waren wie Brüder abgeraten. Denn die Serie ist genau das in ihrer umwerfendsten Form. Selten gelingt es Weltkriegsdramen, dass der Zuschauer mit all seinen Gedanken in das Schauspiel eintaucht. Es wehrt sich immer die Distanz zum Geschehen und der automatische Konsens, die jeweilige Darstellung eh zu loben, da es hierbei um die hochzuhaltende Erinnerung an ein schreckliches Geschichtsereignis geht. Band of Brothers fokussiert die Charaktere hinter dem Treiben und porträtiert alltägliche Menschen, die keine Helden waren, aber für den ein oder anderen wurden.

We few, we happy few, we band of brothers
Band of Brothers basiert auf dem gleichnamigen Buch des Historikers Stephen Ambrose, welches von den Erlebnissen der Easy Company (genauer: des 2. Bataillon, 506. US-Fallschirmjägerregiment der 101. US-Luftlandedivision der US-Streitkräfte) im Zweiten Weltkrieg zwischen 1942 und 1945 erzählt. Damit war von Anfang an klar definiert, um wen es sich bei den Protagonisten dreht. Auch wenn die Gesichter aufgrund der dennoch zahlreichen Figuren das ein oder andere Mal verschwammen, war immer klar, wo der jeweilige Charakter einzuordnen ist. Es sammelten sich Einzelschicksale und Sympathien für – wenn der Wiedererkennungswert einmal gegeben war – einzelne Personen, die sich allesamt unter dem Banner der Easy Company einfanden. Wenn auch nicht immer präsent, postierte sich Major Richard D. Winters (Damian Lewis) nicht nur rangtechnisch an die Spitze, sondern brachte ich dem gefühlt-besten Kompaniechef das größte Mitgefühl entgegen. Doch auch die anderen aus der Gruppe, um mit Guarnere (Frank John Hughes), Malarkey (Scott Grimes) und „Bull“ Randleman (Michael Cudlitz) nur drei zu nennen, wurden im Laufe der 10 Episoden zu Bezugspersonen.

They depended on each other, and the world depended on them
So war der emotionale Zugang schnell gegeben. Ich war ähnlich wütend über die Unfähigkeit von Captain Sobel (David Schwimmer), fieberte beim Absprung in der Normandie mit und litt besonders am Tod von zu Freunden gewordene Kameraden. Selbstverständlich wurde die affektive Involvierung durch einen wunderbaren Soundtrack von Michael Kamen und klassischen Pathos-Konventionen wesentlich erleichtert. Trotz dieser wunderbaren Figurenzeichnung geriet der Kriegsschauplatz nicht ins Hintertreffen. Besser noch: Die Szenerie des Krieges mit seinen Settings und seiner Inszenierung war eindrucksvoll, ehrlich und direkt. Band of Brothers setzte die Kriegsdarstellung von Der Soldat James Ryan fort und gab dem Feldzug einen dreckigen, schonungslosen Anstrich. Dass neben Tom Hanks auch Steven Spielberg in der Miniserie maßgeblich seine Finger im Spiel hatte, ist nicht nur hier zu erkennen. So waren einige Folgen zwar zu Recht erst ab 18 Jahren zugelassen, wäre aber alles andere, also die Zensur oder mangelnde Offenheit, der Serie angekreidet worden. Doch Band of Brothers ist keine Kriegsdokumentation – obwohl ihr viele bekannte Kriegsschauplätze inhärent sind – sondern eine Geschichtserzählung, die den Zuschauer involvieren und nicht abschrecken soll.

Grandpa, were you a hero in the war?
Kommen wir damit zu den emotionalsten Momenten, die Band of Brothers und damit die Tradition der Kriegsfilme zu bieten hat: Die Einbindung von Zeitzeugen. Sicher gibt es in der Serie in dem ein oder anderen Moment Grund für Gänsehaut, Traurigkeit oder gar Tränen, doch den Veteranen, die in Band of Brothers von Schauspielern verkörpert werden, in ihrer realen Existenz zu begegnen, ist eindrucksvoll. Hinzu kommen ihre Geschichten, ihre Erlebnisse und ihre Erinnerungen. Wenn ein Veteran in seiner im dokumentarischen Stil gehaltenen Erzählung plötzlich stockt und mit den Tränen kämpft, lösen sich in mir alle Barrikaden. Und als ich dachte, dass es bei einem eh schon aufwühlenden Serienfinale nicht emotionaler kommen kann, hat Richard D. Winters das letzte Wort: I cherish the memory of a question my grandson asked me the other day, when he said: ‘Grandpa, were you a hero in the war?’ Grandpa said, ‘No. But I served in a company of heroes’. Fade to Black – und die kurzweilige, aber absolut unterhaltende Miniserie nahm ihr Ende, welches mir auf ewig in Erinnerung bleiben wird.

Habt ihr die Serie gesehen? Was haltet ihr von Band of Brothers?

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