Nach seiner pechschwarzen Satire Cable Guy - Die Nervensäge und vor seiner Kriegsfilmparodie Tropic Thunder kreierte Regisseur, Autor und Schauspieler Ben Stiller mit Zoolander eine filmische Zeitkapsel der 90er Jahre, und das im Jahr 2001! Ausgehend von der Mode-Industrie entfaltet Stiller in seinem Opus magnum ein bissiges Porträt spätkapitalistischer Exzesse, in dem Orange Mocha Frappuccinos reiche Kehlen hinabfließen und gemeinsame Benzinduschen an der Tagesordnung sind, während anderswo Kinder in Fabriken schuften.
Was Zoolander zu solch einem außerordentlichen Meisterwerk amerikanischer Komödienkunst macht, ist nicht so sehr die facettenreiche Auseinandersetzung mit den Brüchen in der amerikanischen Gesellschaft, die sich etwa in der Beziehung des urban geprägten männlichen Models Zoolander (Ben Stiller) zu seinem in einer Mine malochenden Vater (Jon Voight) zeigt. Oder das sich daraus ergebende Spannungsverhältnis althergebrachter und moderner maskuliner Ideale. Auch die kritische Überspitzung der Globalisierung, in der ein Mode-Zar (Will Ferrell) den malaysischen Premierminister umbringen will, weil dieser Gesetze gegen Kinderarbeit in die Wege leitet, ist nur einer der vielen Aspekte, die Ben Stiller in Zoolander geschickt um Laufsteg-Battles herum gruppiert.
Wie die großen Filmemacher vor ihm, von Jean Renoir bis Michelangelo Antonioni, scheut sich Stiller nämlich nicht davor, tief in die menschliche Seele hineinzublicken, wenn es sein muss, bis in deren Abgrund. Einmal hinabgestiegen in die Untiefen der Fashion-Industrie, kommt Stiller wie ein Minenarbeiter nach einer 16-Stunden-Schicht ans Tageslicht und konfrontiert uns mit der alles entscheidenden Frage: Kann es sein, dass es im Leben um mehr geht, als wahnsinnig, wahnsinnig gut auszusehen?
Heute im TV: Zoolander (2001)
Wann: 20:15
Wo: zdfneo