Bingen für Arme: Darum teilt Netflix plötzlich Staffeln seiner Serien

04.06.2018 - 08:35 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Arrested Development und Unbreakable Kimmy SchmidtNetflix
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Mit Unbreakable Kimmy Schmidt und Arrested Development hat Netflix Ende Mai jeweils nur halbe Staffeln veröffentlicht. Was dahinter steckt und ob diese Entscheidung so schlau war, könnt ihr hier erfahren.

Comedyfans konnten sich vergangene Woche auf gleich zwei besondere Serie bei Netflix freuen. Doch die Veröffentlichung der neuen Staffeln von Arrested Development und Unbreakable Kimmy Schmidt lässt Fans etwas ernüchtert zurück, da wir lediglich nur die Hälfte der jeweils neuen Staffel zu Gesicht bekommen haben. Auch wenn die Aufteilung von Staffeln bei Netflix nichts Neues ist, ist es doch schon eine Seltenheit, innerhalb weniger Tage bei zwei so prestigeträchtigen Serien nur eine halbgare Mahlzeit serviert zu bekommen. Die unterschiedlichen Gründe für die Teilungen und ob Netflix in Zukunft seine Serien nur noch in Häppchen streamt, wollen wir hier diskutieren.

Darum wurde die 5. Staffeln von Arrested Development geteilt

Die Entscheidung, warum wir lediglich 8 Episoden der neuen Staffel von Arrested Development erhalten haben, lässt sich mit einem Wort beschreiben: Emmys. Die diesjährige Frist zur Nominierung für die kommenden Emmy Awards lief am 31.05.2018 aus. Recht kurzfristig überraschte der Streamingabieter mit der Ankündigung, dass neue Folgen mit der Bluth-Familie diesen Mai veröffentlicht werden. Noch rechtzeitig vor Ablauf der Emmy-Nominierungsfrist erschien nun jedoch nur eine halbe Staffel, was nahelegt, dass die Produktion der kompletten Staffel noch nicht abgeschlossen ist.

Nur 8 Folgen mit den Bluths sind total Banane

Doch gerade inmitten der Kontroverse um Jeffrey Tambors und seinem Verhalten gegenüber seiner Serienfrau Jessica Walter und die Entscheidung von Netflix, ihn für die Emmy Awards vorzuschlagen, wirkt die Veröffentlichung der halben Staffel etwas fragwürdig. Vor allem aus dramaturgischer Sicht ergibt die Aufteilung der 5. Staffel wenig Sinn. Zwar werden ein paar Handlungsfäden, wie der Konflikt zwischen George Michael und seinem Vater in der 8. Folge zusammengeführt, doch das große Mysterium um das Verschwinden von bzw. den Mord an Lucille II wurde in den 8 Episoden kein Stück vorangetrieben, was für einige Fans - mich eingeschlossen - sehr frustrierend sein kann.

Darum wurde die 4. Staffel von Unbreakable Kimmy Schmidt geteilt

Bei Unbreakable Kimmy Schmidt verhält sich die Sache ganz anders. Hier wurde aus produktionstechnischen Gründen nur eine halbe Staffel produziert. Da Autorin und Produzentin Tina Fey für die Veröffentlichung ihres Boradway-Musicals Mean Girls eine längere Pause einlegen musste, entschlossen sich die Kreativen hinter der Comedyserie für eine Aufteilung der finalen Staffel. Um die Wartezeit bis zur Veröffentlichung der kompletten Staffel nicht zu sehr in die Länge zu ziehen, wurden nun die ersten 6 Folgen bereitgestellt, ebenfalls noch kurz vor Ende des Fristablaufs für die Emmy-Nominierungen.

Kimmy verschießt vorerst nur die halbe Ladung

Mit gerade einmal 6 Folgen ist Staffel 4, Teil 1 doch arg kurz geraten. Gerade eine so nischige Serie wie Kimmy Schmidt wäre bei einer noch längeren Wartezeit womöglich in Vergessenheit geraten. Auch, weil es sich um die finale Staffel handelt, kann die Aufteilung in zwei Häppchen nur positiv angerechnet werden. Ebenso bilden die sechs Episoden aus dramaturgischer Sicht einen zufriedenstellenden ersten Akt, der sogar mit einem kleinen Cliffhanger endet.

Sollten Staffeln bei Netflix überhaupt geteilt werden?

The Ranch und Fuller House haben es vorgemacht und nun hat auch zwei weitere Comedyserien eine Staffelaufteilung getroffen. War bei erstgenannten schon im Vorfeld bekannt, dass eine Veröffentlichung von Staffeln schrittweise erfolgt, waren Fans von Kimmy Schmidt und den Bluths doch etwas überrascht. Welche Vorteile kann eine Aufteilung von Serienstaffeln haben, wo wir doch in den letzten Jahren besonders durch Netflix zum Intensivbingen erzogen wurden?

  • Mehr Zeit mit unseren Serienlieblingen. Ein Nachteil des Bingens ist, dass wir Staffeln in kürzester Zeit intensiv durchschauen und dadurch die Erinnerung an einzelne Folgen und die Staffel selbst schneller verblasst, als wenn wir uns Woche für Woche in die Welt unsere Lieblingsfiguren flüchten. Durch eine Aufteilung der Staffeln wird also diese konzentrierte Aufmerksamkeit auf eine Serie etwas entzerrt und lässt uns länger was von unserer favorisierten Serienkost haben.
  • Entlastung von Fans und Kritikern. Eine Aufteilung von Staffeln kann durchaus als eine Entlastung der eifrigen Streamer gesehen werden, die in Netflix' Contentoffensive kaum noch den Überblick über neue Serien- und Filmkost behalten können. Gerade auch für Kritiker kommen kürzere Staffelteile gerade gelegen, da bei diesen der Druck, eine Staffel in Windeseile durchzuschauen und darüber zu schreiben, geringer wird.
  • Mehr Werbung für Eigeninhalte. Durch die konzentrierte Veröffentlichung einer Staffel beschränkt sich auch die Bewerbung des nächsten Netflix-Highlights auf nur einen kurzen Zeitraum. Durch eine Teilung von Staffeln können diese nun auch zwei Mal mit Marketingkampagnen beworben werden und diese eine größere Aufmerksamkeit erlangen, was nicht zuletzt auch für die wichtige Awardseason für Serien eine entscheidende Rolle spielt.
  • Dramaserien sollten nicht geteilt werden. Bei Serien der Dramafraktion wie Tote Mädchen lügen nicht oder die Netflix-Marvelserien, die meist eine durchgehende Geschichte über eine Staffel hinweg erzählen, ist eine Aufteilung weniger sinnvoll. Diese sind extra darauf ausgerichtet, als Ganzes zu funktionieren. Eine Teilung würde dem dramaturgischen Sinn dieser Erzählweise entgegenwirken.
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Wird Netflix in Zukunft mehr Staffeln teilen?

Netflix will dieses Jahr noch hunderte neue eigene Serien und Filme veröffentlichen. Gerade durch eine Aufteilung von Serienstaffeln könnte der Streaminganbieter hier bei dieser Contentflut etwas tricksen. Bisher beschränkt sich die Aufteilung von Staffeln nur auf Comedyserien, die nur bedingt eine durchgehende Geschichte erzählen. Allerdings könnten Dramaserien bei Netflix in Zukunft mit einer Zweiteilung als Ziel produziert werden. Somit wäre zumindest gewährleistet, dass eine Teilung Sinn macht, wenn sie sich mit dem dramaturgischen Grundgerüst der Staffel vereinen lässt, wie es etwa zahlreiche Network-Serien mit ihrem Midseason-Finale vormachen. Eine Teilung wird auf jeden Fall die Produktionen entlasten und den Fans schneller neuen Serienstoff bringen. Dennoch ist die Wartezeit auf die nächsten Folgen von Unbreakable Kimmy Schmidt mit einem Veröffentlichungsdatum im Jahr 2019 unerträglich lang.

Was sagt ihr zur Teilung von Serienstaffeln auf Netflix?

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