Biopic Romy spaltet die Gemüter

11.11.2009 - 09:59 Uhr
Romy
SWR / Hans-Joachim Pfeiffer
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Ein Film über Romy Schneider wird Dispute produzieren. Das war den Machern bewusst. Die Kritikergilde spaltet sich: Die einen loben den Film als behutsam, andere zerreißen ihn, weil er Romy entmündigt.

Heute Abend wird Romy, der erste Film über Romy Schneider, wohl der Quotenbringer für die ARD sein und wenn alles klappt, die anderen Sendungen in den Hintergrund treten lassen. Die Kritiker-Gilde hat sich den Film bereits im Vorfeld angeschaut und findet viel Lob für die Hauptdarstellerin Jessica Schwarz, einige positive Worte für die Inszenierung, aber auch viel Tadel, weil das Leben von Romy Schneider eben nicht in 105 Minuten erzählt werden kann.

Lob kommt von Helmut Ziegler in der Berliner Zeitung, der mit Romy ein schmerzlich-schönes Drama sah. “Jessica Schwarz versucht gar nicht erst, mit der Rolle zu verschmelzen, die fließende Sprachmelodie, die weichen Bewegungen zu imitieren. Sie interpretiert Romy Schneider in persönlicher Nachempfindung. Das funktioniert erstaunlich gut – und ehrlicher ist es in jeder Hinsicht. … Romy ist eher behutsam und respektvoll, fast wie eine Wiedergutmachung dessen, was andere Schneider antaten. Dabei dramatisch genug, schließlich kann man dieses Leben nicht anders denn als Tragödie darstellen – immer wieder begehrt ein Mensch auf, immer wieder wird er mit maßloser Härte abgestraft.”

Michael Jürgs erklärt im Tagesspiegel, warum der schlichte Filmtitel Romy gut und richtig ist. Den Filmemachern gelingt es “bei diesem Stoff, der leicht in einer der üblichen Degeto-Schmonzetten hätte enden können, die Balance zwischen tatsächlicher und nachempfundener Wahrheit zu halten, wobei letztere oft schlüssiger sein kann (und es hier ist) als die wahre, die echte, die biografische. Das liegt daran, dass man auf Effekthascherei bis auf wenige Ausnahmen verzichtet hat … Die eigentliche Leistung von Jessica Schwarz ist es, dass man am Ende der 105 Minuten ihr Gesicht im Kopf hat und nicht mit dem vergleicht, das man von der Frau im Kopf hat, in deren Rolle sie schlüpft.”

Dagegen ist es Daniela Zinser in der taz, die etwas mehr von dem Biopic erwartet hätte. Romy “ist ein Fernsehfilm in Kinoformat mit tollen Bildern, einer mitreißenden Handlung, der manchmal aber zu viel will. Er setzt in der Kindheit an, zwei junge Schauspielerinnen geben die Romy, bis Jessica Schwarz übernimmt. Viel ist da hineingepackt in die gut 100 Minuten, vor allem gegen Ende nimmt das Skizzenhafte überhand und lässt alle, die keine Romy Schneider-Biografie auf dem Nachtisch liegen haben, eher ratlos zurück. Daniel Biasini, der zweite Ehemann, ist nur eine namenlose Randfigur, der Tod des Sohns nur angerissen. Da hilft wohl die Dokumentation im Anschluss weiter. Aber, wie gesagt, es ist eine Frage der Erwartungen.”

Auch Klaudia Wick in der Welt ist irgendwie enttäuscht. “So benötigt Romy eine gefühlte Ewigkeit, bis man sich vom Biopic-Ballast befreit hat und zum dramatischen Kern dieses Lebensromans vordringt. Statt mit wenigen Skizzen die Sisi-Jahre hinter sich zu lassen und die heftige Romanze mit Alain Delon knapp zur Exposition zu erklären, nimmt sich diese so kleinmütig auf Vollständigkeit abzielende Inszenierung für alle Stationen gleich viel Zeit: die Einsamkeit im Internat, die Entdeckung als Sisi, die Flucht nach Paris, die Begegnung mit Luchino Visconti, der Bruch mit Alain Delon.”

In der Zeit findet Katja Nicodemus nur Tadel für den Film: Romy Schneider wird in Romy regelrecht entmündigt. Romy verkommt zu einer “Hochglanz-Homestory, der mechanische Wechsel in Schwarz-Weiß und Super-8 historisches und authentisches Flair verleihen sollen. Dabei verfährt der Film im Grunde nach der Methode Johannes B. Kerner: Er prangert die schändliche Boulevardpresse an, nutzt den Vorwurf aber als Guckloch für den eigenen Voyeurismus. Etwa indem er die beschwipste Schneider, die vor einem Fotografen in ihrer Wohnung eine laszive Modenschau abzieht, ausschließlich aus dem Blick dieses Fotografen filmt – und später das ausbeuterische Druckergebnis der Sitzung geißelt.”

Romy mit Jessica Schwarz in der Hauptrolle wird heute Abend in der ARD um 20.15 Uhr ausgestrahlt. Wenn Ihr noch mehr wissen wollt, dann schaut doch in unser Fernsehprogramm.

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