Black Panther - Solofilme als Geheimwaffe des Marvel Cinematic Universe

15.02.2018 - 09:30 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Black PantherWalt Disney
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Mit Black Panther startet vor dem großen Superhelden-Clash in Avengers 3: Infinity War noch einmal ein kleinerer Solofilm in den Kinos. Doch diese sind für die langfristigen Erhalt des Marvel Cinematic Universe durchaus wichtig.

Wer braucht Black Panther, wenn er in zwei Monaten bereits Avengers 3: Infinity War haben kann? Gegen die größte Superhelden-Versammlung im Marvel Cinematic Universe wirkt T'Challas (Chadwick Boseman) erstes Soloabenteuer geradezu wie eine Geduldsprobe. Immerhin präsentierte sich der epische Anfang vom Ende der Thanos-Storyline unlängst mit explosiven Teasern und Trailern, vom Versprechen des Blockbuster-Kinos, stetig schneller, lauter und größer zu werden, ganz zu schweigen. Tatsächlich kommt Black Panther jedoch genau zur richtigen Zeit. Nicht nur trifft Regisseur Ryan Coogler mit seinem Film auf inhaltlicher Ebene einige aktuelle Nerven, sondern bewegt sich auch innerhalb der Konstruktion des Mega-Franchises überaus souverän. Das MCU hat im Angesicht des überwältigenden Spektakels Solofilme als seine Geheimwaffe entdeckt.

Die Baupläne des Marvel Cinematic Universe

Als Marvel und Disney vor einigen Jahren ihren großen Drei-Phasen-Plan offenbarten, begeisterte vor allem das Wagnis. Nie zuvor in der Geschichte der bewegte Bilder hat sich ein Franchise dermaßen offensiv in der Filmlandschaft positioniert und dermaßen weit - und vor allem konkret - in die Zukunft geplant. Fünf Jahre lang musste der Atem angehalten werden, ehe Marvel's The Avengers die Bestätigung ablieferte, dass das Konzept funktioniert, was alles andere als selbstverständlich ist, wie zuletzt das überstürzt in die Wege geleitete Dark Universe mehr oder weniger glorreich demonstrierte. Dabei haben Marvel und Disney allerdings nicht bloß Mut bewiesen, sondern eher einen langen Atem: Die Baupläne des MCU beweisen sehr viel Sorgfalt, wenngleich aus der Distanz inzwischen nur noch eine Reihe vertrauter Standards routiniert ineinandergreifen.

Zum ersten Mal vereint: Marvel's The Avengers

Tatsächlich steckt in der Planung sehr viel Überlegung - und an diesem Punkt kommen wir auf die kluge Positionierung der Solofilme zu sprechen. Während die erste Phase des MCU ganz der Etablierung verschrieben war, befeuerte die Post-Avengers-Ära das Zusammenspiel der einzelnen Superhelden. Vernetztes Erzählen im kohärenten Film- und später auch Serienuniversum gab es in diesem Ausmaß bisher nicht zu sehen und die Fortsetzungen von Iron Man, Thor und Captain America hatten sichtlich Spaß daran, sich gegenseitig den Ball zu zuwerfen, um die Ankunft von Ultron im zweiten Avengers-Klassentreffen vorzubereiten, ähnlich wie es gerade auch in der 3. Phase bei Thanos der Fall ist. Um der Dominanz von Sequels und Crossovern entgegenzuwirken, brachten Marvel und Disney ab 2014 pro Jahr einen Solo- bzw. Origin-Film in Stellung.

Solofilme um Nachhaltigkeit zu garantieren

Wenn das Franchise langfristig wachsen und bestehen soll, dann müssen regelmäßige Updates gegeben werden, die ebenfalls ohne spezielle Vorkenntnis der gesamten MCU-Mythologie funktionieren. Knapp zehn Jahre ist es mittlerweile her, dass Iron Man zum ersten Mal durch die Lüfte flog. Nur wenige Marken können sich über einen dermaßen langen Zeitraum so beständig behaupten. Klar, ein James Bond kann inzwischen auf über fünf Dekaden Leinwandgeschichte zurückblicken, die Kohärenz spielt dabei allerdings nur bedingt eine Rolle. Das MCU versucht dagegen, die Generationenübergabe, wie sie aktuell auch in Legacyquels à la Star Wars 7: Das Erwachen der Macht und Creed - Rocky's Legacy stattfindet, organisch in die eigene Geschichte einzubauen. Und dafür braucht es in regelmäßigen Abständen neue Helden, die den Nachschub garantieren.

Alleine unter Ameisen: Ant-Man

Während die Verträge der ersten Avengers-Garde langsam, aber sicher auslaufen, kann mit den Guardians of the Galaxy etwa noch mindestens bis 2020 gerechnet werden. Mit Ant-Man folgte 2015 ein weiterer Solofilm, der sich ganz im Zeichen der nächsten MCU-Generation bewegte, ebenso Doctor Strange, der im Jahr darauf seine magischen Fähigkeiten entdeckt hat. 2017 lieferte Spider-Man: Homecoming einen geschickten Einstiegspunkt in die stetig komplexer werdende Welt des MCU, ehe dieses Jahr nun Black Panther die Aufgabe übernimmt, neue Zielgruppen zu erschließen und all jene Menschen abzuholen, die beim Anblick der schieren Anzahl der in Avengers 3: Infinity War auftretenden Figuren die Flucht ergreifen. Die Solofilme können das MCU auf angenehme Weise ent­schleu­ni­gen, ohne, dass sie sich hinter den offensichtlichen Reizen eines Team-ups wie The First Avenger: Civil War und Thor 3: Tag der Entscheidung verstecken müssen.

Der Reiz des Ursprungs mit Sequel-Option

So bieten jede Origin-Story ihre eigenen Vorzüge, angefangen bei der Einführung einer neuen Figur bis hin zur Erkundung ungeahnter Schauplätze und Themen. Wo sich die jüngeren Crossover in ihrer Gigantomanie verlieren, entpuppen sich die kleineren Filme als konzentrierte Ausflüge, die sich gerne mit verschiedenen Genre-Elementen ausprobieren und dadurch sogar die ein oder andere Nische erobern, die im spektakulären Superhelden-Brawl meist unter dem Gewicht der Egos zerbricht. Ant-Man darf beispielsweise einen Heist erleben und fungiert darüber hinaus als direkte Reaktion auf den Größenwahn des Finales von Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron. Peter Parker findet sich derweil im Coming-of-Age-Alltag wieder, der einem John Hughes-Film entnommen sein könnte, während Black Panther die Motive der Bond-Filme und anderen Vorbildern variiert, von Afrika als farbenprächtige wie kulturell vielfältige Kulisse für den hochtechnologisierten Staat Wakanda ganz zu schweigen.

Eigenständig im Franchise: Black Panther

Bei einem Franchise, das dermaßen schnell wächst wie das MCU und auch in Zukunft noch wachsen will, ist es wichtig, neue Impulse zu setzen und Einstiegschanchen zu ermöglichen, die über den zuvor etablierten Tellerrand hinausblicken. Ermüdungserscheinungen im MCU sind so alt wie Iron Man 2, dennoch finden die Strategen unter der Führung von Kevin Feige seit über zehn Jahren zusätzliche Wege, um potentielle Zuschauergruppen zu aktivieren und bestehende weiterhin mit vertrauten wie unerwarteten Ereignissen zu überraschen. Black Panther wandelt perfekt auf diesem schmalen Grat und funktioniert somit genauso gut als alleinstehender Superhelden-Blockbuster wie als vernetztes und vernetzendes Segment in der großen MCU-Maschine. Natürlich gelingt dieses Manöver nicht jedem Solofilm so gekonnt wie Ryan Cooglers Franchise-Einstand. Mit Captain Marvel im nächsten Jahr sieht die Zukunft jedoch vielversprechend aus.

Wie steht ihr zu den Solofilmen des Marvel Cinematic Universe?

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