Blade Runner 2049 - Wir klären einige offene Fragen

07.10.2017 - 09:00 Uhr
Blade Runner 2049Sony Pictures
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Vorsicht! Vorsicht! Im Artikel gibt es Spoiler zur Handlung von Blade Runner 2049, denn wir präsentieren euch einige Interpretationen zum Film von Denis Villeneuve.

Der Hype um Blade Runner 2049 ist gerechtfertigt. Nach einem Tag im Kino haben knapp 100 moviepiloten dem Science Fiction aus der Hand von Denis Villeneuve eine 8.09 verpasst. Das ist ein hervorragender Wert, der das Remake auf einen der Spitzenplätze des Jahres setzen dürfte. Wir können euch den Film nur ans Herz legen und haben hier einige Interpretationen für euch parat. Diese sind für all jene unter euch geeignet, die mitdiskutieren wollen, jene, die sich noch über ihre Interpretation unschlüssig sind und schlichtweg jene, die einfach neugierig sind. Wer den Film also noch nicht gesehen hat und sich die Spannung erhalten will, dem sei hier eine Warnung vor großen Spoilern ausgesprochen. Das Schöne an Blade Runner 2049 ist nämlich, dass er tief in die Welt der Replikanten eintaucht, zahlreiche Geheimnisse präsentiert und uns mit vielen Fragen zurücklässt.

Warum ist das Kind so wichtig?

Thema von Blade Runner 2049 ist die Fortpflanzung. Wenn Replikanten sich fortpflanzen können, dann sind sie genauso menschlich wie die Menschen. Sie werden geboren statt gemacht. Sie nach dieser Erkenntnis zu Sklaven zu machen, die dem Menschen untertan sind, ist nicht mehr möglich. Insofern ist das Kind (egal mit wie viel Replikanten-DNA es ausgestattet ist), das Zünglein an der Waage für mögliche Veränderungen der Gesellschaft. Drei Gruppen sind hinter dem Kind her:

  • die Replikanten-Freiheitsbewegung um Freysa (Hiam Abbass), um der Welt zu beweisen, dass Replikanten menschlicher als Menschen sind,
  • die Menschen um Lt. Joshi (Robin Wright), um diesen Fakt nicht öffentlich werden zu lassen, damit für die Menschen alles so bleibt, wie bisher und
  • Niander Wallace (Jared Leto), der mehr und mehr Replikanten produzieren will, um noch mehr neue Welten zu erschaffen.

Wer sucht in Blade Runner 2049 eigentlich wen?

Der Zuschauer geht schnell davon aus, dass Polizist K (Ryan Gosling) für diverse Auftraggeber das Kind einer Replikantin sucht. Es könnte aber auch ganz anders sein: Ein Kind sucht seinen Vater. Dr. Ana Stelline (Carla Juri) könnte die echte (und damit illegale) Erinnerung in einen (oder auch mehrere) Replikanten eingespeist haben, damit dieser sich zur richtigen Zeit und mit den richtigen Zweifeln über sich und seine Existenz auf die Suche nach ihrem Vater macht, weil sie diesen finden will, um ihrer Isolation zu entkommen. Letztlich kommt es genauso und der familiären Zusammenführung steht nichts im Wege. Das Einpflanzen der realen Erinnerung könnte aber auch zufällig passiert sein. Aber wer glaubt schon an Zufälle?

Wer ist hier ein Replikant?

Wer hätte das gedacht: Die alte Tyrell Corporation hat tatsächlich einen Replikanten gemacht, der ein anderes Wesen zur Welt bringen kann. Das ist ein Wunder. Ana, die als freischaffende Traumschöpferin für Wallace arbeitet, ist die Tochter von Rachel, also ist sie empfangen und geboren worden. Nach dieser Definition wäre sie keine Replikantin. Gleichzeitig ist sie aber auch kein Mensch, denn sie hat Anteile einer Replikanten-DNA, von der Mutter definitiv, vom Vater eventuell.

Und damit kommen wir zu einer anderen gewichtigen Frage: Ist Rick Deckard (Harrison Ford) ein Replikant? Auf die Antwort haben wir mehr als 35 Jahre warten müssen und bekommen auch dieses Mal keine wirkliche Lösung. Hier bleibt nur die Spekulation: Replikanten altern wie Menschen, was uns Sapper Morton (Dave Bautista mit seiner bisher besten Leistung) eindrucksvoll präsentiert. Auch Deckard ist älter geworden. Die Möglichkeit, dass er ein Mensch ist, bleibt also bestehen. Aber kann ein Mensch über Jahre in einer radioaktiv verseuchten Zone überleben? Und warum sollte er sich immer noch verstecken, wenn er kein Replikant ist? Niander Wallace gießt noch Wasser auf die Mühlen dieses Rätsels. Zwar gibt er keine Antwort, aber war das Treffen von Rachel und Deckard vor knapp 35 Jahren vorherbestimmt? Alles arrangiert? Ein Experiment, um zu sehen, ob Fortpflanzung möglich ist? Die Antwort auf die Frage, ob Deckard ein Replikant ist, müsst ihr also nach wie vor mit euch selbst ausmachen.

Aber zurück zu Ana. Wenn Deckard ein Mensch ist, dann hat seine Tochter die Hälfte ihrer DNA von einem menschlichen Vater, sodass sie zu einem halb-menschlichen Wesen wird, einem menschlichen Replikanten. Wenn Deckard ein Replikant ist, dann hat seine Tochter zu 100 Prozent eine Replikanten-DNA, ist aber menschlich, weil geboren. Sie ist und bleibt ein Wunder. Das Unerklärliche muss nicht erklärt werden.

Wird der Kapitalist aufgeben?

Der blinde Industrielle Niander Wallace wird nicht glücklich sein über den Ausgang der Geschichte. Er hat nicht nur seine beste Replikantin Luv (Sylvia Hoeks) verloren, sondern weiß immer noch nicht, wo das von ihm so heißbegehrte Kind ist. Er wird weiter Gott spielen wollen und an der Fortpflanzung von Replikanten arbeiten. Warum eigentlich? Mit diesem Erzählstrang bieten sich hervorragende Anschlussmöglichkeiten für kommende Blade Runner-Filme an.

Warum bringt Luv den Replikanten K nicht einfach um?

Luv hat es eigentlich in der Hand, der Geschichte ein für Niander Wallace besseres Ende zu verpassen. In der radioaktiv verseuchten Zone schlägt sie K derart zusammen, dass dieser sich nicht mehr wirklich erheben kann. Hier hätte sie alles beenden können. Warum tut sie es nicht? Zum einen mag sie K. Das jedenfalls erzählt sie Lt. Joshi und drückt ihm kurz vor dem letzten Schlag auch einen Kuss auf die Lippen. Ihr Begehren, wenn auch in seiner brutalen Version, wird deutlich. Zum anderen haben wir Luv mehrfach weinen sehen, wenn Replikanten von Wallace verletzt wurden. Sie ist zwar eine schlagkräftige Kämpferin für ihren Schöpfer, aber kann ihn auch belügen. Vielleicht fühlt sie also etwas für ihre Mit-Replikanten? Oder ist alles nur eine Klischee-Falle für den finalen Showdown im Orkan? Das müsst ihr entscheiden.

Stirbt Blade Runner Polizist K?

Am Ende des Films liegt Polizist K auf einer verschneiten Treppe, schwer verletzt. Im Kampf gegen Replikantin Luv hat er ziemlich viel einstecken müssen, sogar mehrere Stiche durch ein Messer. Stirbt er? Wer will, kann sagen: K ist keineswegs gebrochen, vielmehr spürt er den Schnee auf seiner Haut. Auch Replikanten haben Empfindungen und Gefühle. Somit bietet sich viel Potential für weitere Blade Runner-Geschichten um K an, der sich nun Joe nennt. Eine andere Interpretation legt ein Ende von K nahe. Denn es erklingt Vangelis und damit jener Sound, der bereits über der berühmten "Tränen der Zeit"-Rede von Roy Batty (Rutger Hauer) lag. "All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im Regen. Zeit zu sterben."

Was sagt ihr zu Blade Runner 2049?

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