Bombshell im Test – Ein Handbuch schlechten Gamedesigns

29.01.2016 - 18:00 Uhr
Review zu Bombshell
3D Realms
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Schon vor der offiziellen Ankündigung stand Bombshell unter keinem guten Stern und daran scheint sich auch mit dem Release nichts zu ändern. Warum es ein gutes Beispiel dafür ist, wie Spiele nicht funktionieren sollten, erfahrt ihr in meinem Review.

Bombshell hat keinen einfachen Weg hinter sich. Ehemals als Duke Nukem: Mass Destruction bekannt, sollte das Spiel eigentlich eine Erweiterung der Duke Nukem-Reihe werden. Rechtssteitigkeiten setzten diesem Plan allerdings ein frühes Ende. Aufgeben wollte Entwickler Interceptor Entertainment das bereits fortgeschrittene Projekt aber dennoch nicht und beschloss daher, die Idee mit Nebencharakter Shelley "Bombshell" Harrison in der Hauptrolle fortzusetzen. Mit der Ablösung des Dukes endeten die Probleme allerdings nicht, denn der erste Trailer wurde so schlecht aufgenommen, dass Publisher 3D Realms beschloss, die Entwicklung von vorne zu beginnen.

Es ließe sich nun leicht sagen, dass die Omen von Anfang an nicht gut standen für Shelly Harrisons ersten Auftritt. Und gern würde ich sagen, dass all diese Probleme und Sorgen sich in Wohlgefallen aufgelöst haben und Bombshell der Anfang einer vielversprechenden neuen Reihe ist, die locker mit der des Dukes konkurriert und seinen letzten Auftritt in Vergessenheit geraten lässt.

Obligatorische Turret-Action, damit es auch ja nicht innovativ wird

Das Spiel, das mir letztlich präsentiert wurde, könnte allerdings nicht weiter von der Wahrheit weg sein. Anstatt albernen Spaß und knackige Action bietet Bombshell einen Leitfaden schlechten Gamedesigns, der mit jeder Minute zu einer größeren Qual wird. Ein Gefühl, von dem ich mir sicher bin, dass die Entwickler es mit mir teilen, denn die schwierige Entstehungsgeschichte des Titels scheint jede Leidenschaft daran in allen Beteiligten getötet zu haben. Vielleicht ist das ihr Vermächtnis, denn Bombshell überträgt diesen Eindruck erschreckend gut.

Dabei begann alles ganz vielversprechend. Schon in den ersten Expositionsminuten wurde klar, dass Bombshell eines dieser "Hirn aus, Spaß an"-Spiele werden könnte, das sich vielleicht ein wenig zu sehr an kitschigen Actionfilmen der 1980er und Trash-Science-Fiction orientiert hat. Die Handlung lässt sich in etwa so zusammenfassen, dass die ehemalige Bombenexpertin Shelley "Bombshell" Harrison nach einem Unfall einen Mecha-Arm trägt und zu einer Söldnerin geworden ist, die nun die Präsidentin aus den Klauen von Aliens befreien muss. Weil Gründe.

Bombshell wechselt zwischen den Perspektiven, ist aber meist isometrisch

Sofern man Fan von stumpfen Actionfilmen mit kitschigen Onelinern ist, sollte es einfach sein, sich darauf einzulassen. Dachte ich. Selbst die viel kritisierte isometrische Perspektive funktioniert anfangs erstaunlich gut und gibt der Atmosphäre des höllischen Planeten, auf dem ihr euch befindet, einen leichten Diablo-Flair. Dachte ich.

Leider wurde ich schnell mit der Realität konfrontiert und die ist, dass Bombshell ein inspirationsloses, repetitives und durch und durch schlecht designtes Spiel ist, das sich (trotz mehrmaliger Updates in der Review-Phase) nach einem unterdurchschnittlichen Early Access-Titel anfühlt. Nicht nur das, es bleibt das Gefühl, nach der ersten Stunde bereits fast alles gesehen zu haben, denn danach gibt es kaum noch erwähnenswerte Änderungen. Stattdessen wiederholt sich einfach alles.

Ihr kämpft immer wieder gegen dieselben zehn Gegner, die den Namen künstliche Intelligenz nicht verdienen, da sie mitten im Kampf schon mal vergessen, dass ihr existiert und stattdessen die Wand angreifen oder einfach verharren und über ihr trauriges Dasein in einem schlechten Spiel sinnieren.

Sie trifft zwar bei der Hinrichtung nicht, er stirbt aber aus Langeweile doch

Währenddessen müsst ihr euch von Shelly immer wieder dieselben 13 Oneliner (ja, ich habe mitgezählt) anhören, die von "For the President/my car/earth!" bis zu einem "Witz" über Aliens und Glühbirnen reichen, der schon beim ersten Mal den Wunsch weckt, sich von der nächsten Klippe zu stürzen.

Während das Design der Welt im ersten Moment noch interessant wirkt, verliert sich jeder Enthusiasmus in den schlauchartigen Wegen der leb- und persönlichkeitslosen Umgebung, durch die ihr euch beim Erfüllen belangloser Fetch-Quests metzelt.

Wenn ihr diese Belanglosigkeit lange genug ausgehalten habt, werdet ihr mit einem Bosskampf belohnt, der den Schwierigkeitsgrad so immens in die Höhe schnellen lässt, dass einem schwindelig wird. Das tut er aber nicht durch einen besonders cleveren Kampf oder ausgeklügeltes Design, sondern schlicht durch unfaire Methoden. Um das Spiel schwerer wirken zu lassen als es ist, verändern Interceptor Entertainment die Regeln: Während ich mich vorher nie an Feuer verbrannte, brennt Bombshell plötzlich, wenn sie in der Nähe von Feuer Health Packs aufsammelt. Klippen sind mal gefährlich und mal nicht.

Wie Bosskämpfe nicht aussehen sollten

Am schlimmsten ist jedoch, dass der Kampf so schlampig programmiert wurde, dass der wurmartige Alien euch tötet, selbst wenn seine Tentakel oder die Steine, die er wirft, euch nicht einmal berühren. Eben noch geht ein Brocken neben Shelly zu Boden, ohne sie zu streifen, da ist sie auch schon tot. Augenzwinkernd erscheint dann die Achievement-Botschaft "This is not Dark Souls", die sich über euch lustig machen will, aber eigentlich nur die Schwächen des Designs betont.

Richtig, Bombshell ist nicht Dark Souls. Dark Souls bereitet uns schon mit dem ersten Gegner auf schweißtreibende, fantastisch inszenierte Kämpfe gegen teilweise unvergessliche Gegner vor. Währenddessen bietet der Schwierigkeitsanstieg in Bombshell keinerlei Relation und erreicht diesen nur durch gezielt schlampiges Gamedesign, das seine Regeln ändern muss, um eine Chance zu haben.

Mein Gesichtsausdruck beim Testen von Bombshell

Fazit

Gibt es also gar nichts Gutes über Bombshell zu sagen? Nein, leider nicht. Trotz der negativen Stimmen hatte ich Hoffnung, was das neue Spiel von Interceptor Entertainment anging. Das Konzept eines isometrischen Actionspiels mit einer Mech-Arm schwingenden Heldin versprach spannend zu werden. Bombshell hatte das Potenzial, eine spannende Mischung aus trashigem Actionfilm mit Aliens und Torchlight zu werden und uns mit Shelly "Bombshell" Harrison ein bisschen das Furiosa-Spiel zu geben, das wir nie bekommen werden.

Stattdessen liefern die Entwickler lieblos zusammengeklöppelten Einheitsbrei, der nicht eine Innovation für sich beanspruchen kann. Bombshell wirkt so altbacken als wäre es bereits vor fünfzehn Jahren programmiert und erst jetzt für seinen Release mehr schlecht als recht aufpoliert worden. Es ist ein Relikt aus einer anderen Gaming-Zeit, die sich wirklich niemand zurückwünscht.

Ein Review-Code für Bombshell wurde uns von Publisher 3D Realms zur Verfügung gestellt. Das Spiel wurde auf PC getestet.

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