Childhood's End - Unser erster Eindruck im Pilot-Check

16.12.2015 - 08:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Childhood's EndSyfy
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Die Menschheit ist nicht für die Ewigkeit geschaffen. In der sechsteiligen Science-Fiction-Serie Childhood's End landen hochintelligente Aliens auf der Erde und haben zur Abwechslung ausschließlich Gutes im Sinn. Lest hier den Pilot-Check.

Es ist im Grunde hochinteressant, dass nur sehr wenige Katastrophen- und Invasionsfilme es sich und ihrem Publikum zutrauen, ein Apokalypsen-Szenario konsequent zu Ende zu denken. Krieg der Welten, Independence Day, I Am Legend beschließen für die Menschheit aussichtslose Situationen mit ziemlich narzisstischen Heldengeschichten und Deus ex machina-Twists, anstatt das Ganze folgerichtig in der vollständigen Vernichtung weltlichen Lebens enden zu lassen. Wahrscheinlich weil das genauso unangenehm ist, wie über den eigenen Tod und die darauffolgende Nicht-Existenz des Selbst nachzudenken. Und weil jeder Film (oder jede Serie), die sich daran versuchen würde, ins Transzendentale, in den esoterischen Terrence Malick-Grübelton oder Lars von Triers (post-)apokalyptisches Melancholia übergleiten würde – und das passt einfach nicht nach Hollywood.

Am Ende steht das Nichts

Die Science-Fiction-Serie Childhood's End basiert auf dem gleichnamigen Roman von Arthur C. Clarke. Und ohne jetzt zu viel von Childhood's End und seinem Scoop verraten zu wollen, so ergibt sich doch die Faszination aus Clarkes Stoff gerade aus dem Sinnieren über das Undenkbare (Das Ende der Menschheit) und so der Ausbildung von Alternativen zum Undenkbaren. Womit wir denn schon beim philosophischen, esoterischen Terrence Malick-Geschwafel wären. Also schnell hin zum eigentlichen Geschehen in Childhood's End, der neuen, überaus faszinierenden Mini-Serie von Syfy. Dessen Intro zeigt Milo Rodricks (Osy Ikhile), der einem fliegenden, kugelförmigen Roboter den Abschiedsbrief der gesamten Menschheit diktiert. Er sei der letzte Mensch auf Erden, sagt er und bittet darum, seine Spezies ihrer Fehler zum Trotz nicht aus dem kollektiven Gedächtnis aller Galaxien zu streichen. Klar, dass es sich hier um eine Vorblende handelt. Nach einer für Katastrophenfilme typischen Menschlichkeits-Collage voll suggestiver Tiefsinnigkeit sehen wir Milo als Kind im Jahr 2016 – im Rollstuhl sitzend, was sein knapp 30 Jahre älteres Ich nicht getan hat. Nach der Collage, ebenfalls typisch, beschränkt sich das Menschlichkeits- und Zivilisationsspektrum auf Nordamerika.

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Trotzdem wissen wir zu diesem Zeitpunkt, dass auf der ganzen Welt Raumschiffe am Himmel erscheinen – über London, Rio, Peking, ihr wisst schon, The Star Sprangled Banner weht ein paar Mal durchs Bild, einfach die erste Viertelstunde von Independence Day in Erinnerung rufen. Wir sind hier immerhin bei Syfy, die dürfen, die sollen Genre-Klischees bedienen. Nach den Raumschiffen verkündet der Botschafter der Aliens, der sich als Karellen vorstellt, die Ankunft der Aliens läute ein Zeitalter des Friedens, des Wohlstandes und der Gesundheit, kurz das Ende jeglichen Leids ein. Dabei nutzt er die Körper verstorbener Geliebter als Medien. Sie kommen in Frieden, erklären sie. Wollen wir dem trauen? Wollen wir.

Sie bringen Frieden

Der junge Milo stellt eine ähnliche Frage: Warum sollten die Aliens diesen weiten Weg auf sich nehmen, nur um die Menschheit in die Luft zu jagen? Aus seiner antwortenden Mutter spricht das Emmerich-Ressentiment: Weil sie Aliens sind, meint die. Aber gefühlt nur wenige Minuten nach der Alien-Ankunft feiern in den Sendeschleifen der Nachrichten-Networks tatsächlich Palästinenser und Israelis den Frieden. Beim Projekt: Peacemaker machen die Außerirdischen nicht viel Federlesen. Nord- und Südkorea ziehen schnell nach. Tatsächlich ist bald jeder militärische Konflikt auf der Welt beigelegt.

Das zweite repräsentative Menschenschicksal neben dem bedeutsamen Milo füllen Ricky (Mike Vogel), ein Farmer, und Amy, seine Freundin (Hayley Magnus). Bei Ricky stellt sich heraus, dass er der Typ Mann ist, bei dem die Leute nicken, wenn er spricht und dabei dieses Obama-Not-Bad-Gesicht machen. Ein kerniger, vernünftiger, dazu charismatischer Anführer-Typ ist Ricky. In Alien-Invasions-Zeiten kann es eine kleine Missouri-Gemeinde gewiss schlechter treffen. Ricky schlägt der Gemeinde die Akzeptanz des Unveränderbaren vor. Die Gemeinde nickt. Dieses diplomatische Geschick wird ihm noch zum Verhängnis, als er widerwillig von Karellen (gesprochen von Tywin 'Charles Dance' Lannister) zum menschlichen Abgesandten der Alien-Agenda ernannt wird. Nach einem aufregenden Unheimliche Begegnung der dritten Art-Ausflug kehrt Ricky mit einem geheimnisvollen Gerät (Eine Bombe, ein Virus, der Elderstab?) zurück und ist plötzlich auch für das Militär interessant.

Die Welt gesundet für die nächste Stufe der Evolution

Als auch von einer Minute auf die nächste sämtliche Krankheiten und Seuchen auf der Welt ausgemerzt sind, wird klar, dass die Aliens es ernst meinen, gottgleich sind, aber keine biblischen Plagen um den Erdball schicken. Eher das Gegenteil davon. Bald schon kommt Ricky seiner Pflicht als Botschafter nach und verkündet der Welt die Agenda der Overlords. Die sieht unter anderem auch die Reinigung der Erdatmosphäre vor. Die Erde und ihre Bewohner werden gesund.

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Zwischen den Milo/Ricky-Strängen kommentieren Regierungsangestellte das Geschehen, zeigen Perspektiven auf. Darunter auch solche, die dem Zauber nicht glauben wollen, und dabei bleiben: Das hier ist eine Invasion, also Krieg. Diese Ansicht wird im Verlauf der sechsteiligen Mini-Serie wahrscheinlich auch noch Beachtung finden. Während der kompletten Pilot-Folge explodiert allerdings überhaupt nichts. Die sehr ansehnlichen Spezial-Effekte erschöpfen sich vollständig in der Darstellung der Raumschiffe und ihrer sanften, gänzlich pazifistischen Kräfte.

Eine nachdenkliche Alien-Invasion

Behält Childhood's End seine Nachdenklichkeit bei, was bedeuten würde, den Geist der Clarke-Vorlage zu respektieren, könnte das noch ziemlich interessant werden, aber eben auch philosophisch und grüblerisch. Und darunter leidet meist die Dramatik, was im Piloten noch nicht groß ins Gewicht fällt. Zu besonnen und elegant konstruiert dieser sein Setting. Die Erzählung kommt dann in den letzten Minuten des Piloten in Schwung. Hat es sich Childhood's End also zur Aufgabe gemacht, über den Blockbustermodus stilprägender Genre-Idole hinweg zu denken, also über das Vier-Stufen-Modell Angriff - Krieg - Sieg - proceed, ist sie allein deshalb ein Gewinn für den doch recht einstimmigen Genre-Kanon.

Werdet ihr Childhood's End eine Chance geben?

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