Fast drei Jahre ist es her, dass Tim Schafer in einem Kickstarter-Video zum nun berühmt-berüchtigten Double Fine Adventure (aka Broken Age) verlauten ließ, dass Adventure Games nur noch in unserer Erinnerung, Fantasie und Deutschland existieren würden. Nicht nur dank Double Fine und Telltale Games stimmt das zwar nicht mehr ganz, dennoch lässt es sich nicht leugnen, dass ein großer Teil der modernen Vertreter des einst totgesagten Genres der Point & Click-Adventures aus Deutschland stammt. Zu verdanken haben wir das Daedalic aus Hamburg, die mehrmals jährlich mit neuen Rätselabenteuern die Herzen von Fans des Zeigens und Klickens höher schlagen lassen.
Neben eigenen Produktionen ist Daedalic vor einiger Zeit unter die Publisher gegangen, um das Adventure-Portfolio aufzustocken. Zu ihnen gehört das Erstlingswerk von Nexus Game Studios, Randal's Monday, das im Vorfeld vor allem durch seine Synchronsprecher auf sich aufmerksam machte. Der titelgebende Randal wird von niemand anderem als Jeff Anderson gesprochen, der erstmals in Clerks - Die Ladenhüter in eine gleichnamige Rolle schlüpfte, und auch Jay-Darsteller Jason Mewes ist mit von der Partie.Zufall ist das natürlich nicht und so dürfte es niemanden überraschen, dass Randal’s Monday versucht, an den Humor der kruden und mittlerweile kultigen Komödie aus Kevin Smiths Anfangstagen anzuknüpfen. Je nachdem, wie sich euer Humor seit 1994 entwickelt hat, gelingt das mal mehr und mal weniger.
Nach einer durchzechten Nacht wacht der nichtsnutzige Randal mit dem
Verlobungsring seines besten Kumpels in der Tasche auf, den er prompt
verschachert, um seine Miete bezahlen zu können. Das resultiert nicht
nur im Selbstmord seines Freundes, sondern tritt eine wahre Lawine an
Ereignissen los, die darauf hinaus laufen, dass er denselben (Mon)Tag
immer wieder erleben muss, bis er die Dinge in Ordnung gebracht hat. Von
da ab springt ihr immer wieder munter in der Zeit zurück, um Fehler
auszubügeln. Einige Veränderungen bleiben allerdings und resultieren in
einer immer anderen Vergangenheit, sodass keine Langeweile aufkommt.
Das wäre zumindest die Theorie. Damit das gelingt, müsste Randal’s Monday allerdings etwas mehr bieten als eine popkulturelle Referenz nach der anderen, mit denen versucht wird, über die Substanzlosigkeit des Spiels hinwegzutäuschen. Das fängt an bei Randal, der noch weniger sympathisch ist als die Nervensäge Rufus aus der Deponia-Trilogie. Viel zu stark wird versucht, ihn zum liebenswerten Loser zu machen, wie wir sie aus Kevin Smith-Filmen kennen. Dass hinter seinen Charakteren aber mehr steckt als flache Witze und Sarkasmus, ist zu den Machern von Randal’s Monday leider nicht durchgedrungen.
Daher versuchen sie sich mit jeder Menge “Hey, guck mal, das kennst du und das ist witzig!”-Momenten zu retten. Das beginnt mit Clerks-Referenzen in der verhängnisvollen Montagnacht, geht über Tetris-Buchstützen in Randals Apartment bis hin zur Threepwood Street. Selbst wenn ihr euch normalerweise darüber freut, den ein oder anderen Hinweis auf die Popkultur in einem Spiel zu finden, beschwört Randal’s Monday so viele Auf-die-Schulter-Klopfen-Situationen, dass nicht nur eure Hand müde wird.
Das Point & Click-Adventure ist so voller Würdigungen anderer Werke, dass es sich selbst darin verliert – oder zu verstecken versucht. Denn ignorieren wir all die Referenzen, wird schnell klar, dass das Spiel weder eine Persönlichkeit noch einen eigenen Humor besitzt. Oder vielleicht auch nur keinen, dem ich etwas abgewinnen kann. Obwohl ich mit Humorflexibilität gesegnet bin und daher zum Beispiel noch immer über die Esel-Szene in Clerks 2 - Die Abhänger lachen kann (verurteilt mich, so viel ihr wollt!), konnte ich dem Witz von Randal’s Monday nur wenig abgewinnen. Und das obwohl ich die Idee der Zeitreise-Geschichte gar nicht schlecht fand und auch die Vielfalt der Charaktere zu schätzen wusste.
Obwohl der simple Stil von Randal’s Monday ein wenig an Serien wie American Dad oder Family Guy von Seth MacFarlane erinnert und mit Sicherheit in die Kategorie “Geschmackssache” fällt, sind die Animationen flüssig und detailliert. Fast überall gibt es etwas zu entdecken und selbst wenn sich der Humor-Faktor schnell abnutzt, macht es dennoch Spaß, in der Umgebung nach Referenzen zu suchen.
Fazit
Obwohl die Geschichte und all die popkulturellen Referenzen ein netter Ansatz sind, reichen sie nicht, um Randal's Monday aus der Masse der Point & Click-Adventures hervorzuheben. Seit ein paar Jahren erstrahlen Adventures in neuem Glanz und bieten jede Menge Abwechslung, Randal’s Monday fühlt sich hingegen an wie ein Schritt zurück. Anders als vielleicht von Nexus Game Studios gewünscht, wirkt das aber nicht nostalgisch, sondern schlicht veraltet. Ein wenig, wie ein alternder Kevin Smith-Charakter, der noch nicht erkannt hat, dass seine besten Tage hinter ihm liegen. Immerhin hier haben die Entwickler den Nagel auf den Kopf getroffen, auch wenn sie sich das mit den Referenzen eindeutig anders vorgestellt haben.
Das PC-Spiel wurde in Form eines Review-Keys von Daedalic bereitgestellt.