Colony - Unser erster Eindruck im Pilot-Check

16.01.2016 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Colony & FamilyUSA Network
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Seit wenigen Stunden erobert die neue Science-Fiction-Drama Colony die heimischen Bildschirme. Wir haben uns die Pilot-Episode angeschaut und erzählen auch, was die Serie mit Josh Holloway und Sarah Wayne Callies wirklich kann.

Was passiert, wenn Sawyer aus Lost und Laurie aus The Walking Dead in einer Serie aufeinandertreffen? Abseits jeglicher Fan-Fiction haben wir seit gestrigen Freitag die offizielle Antwort als Serie: Colony, das neue Science-Fiction-Drama aus dem Hause USA Network, vereint Josh Holloway und Sarah Wayne Callies in einer Welt, die von Außerirdischen besetzt wurde. Dazu kommt ein bisschen Falling Skies, ein bisschen Battlestar Galactica und obligatorische Geheimniskrämerei darf selbstverständlich auch nicht fehlen. Nicht zuletzt stammt das Format zur Hälfte aus dem Kopf von Carlton Cuse, der als Co-Produzent bei Lost mitgewirkt hat. Die andere Hälfte verantwortet Co-Creator Ryan Condal. Doch was ist der Pilot von Colony über die Summe aufgezählter Einzelteile hinaus? Im Pilot-Check haben wir uns den Serienauftakt etwas genauer angeschaut.

Am Anfang steht die Familie und die Idylle des gemeinsamen Frühstücks, wenngleich schon in den ersten Minuten klar wird, dass in den vier Wänden der Bowmans Uneinigkeit herrscht. Allein die Frage nach dem Frühstücksei entpuppt sich (sprichwörtlich) als zerbrechliche Angelegenheit. Gleichzeitig scheinen auch die Beziehungen unter den einzelnen Familienmitgliedern aus dem Gleichgewicht geraten zu sein: Während sich Will (Josh Holloway) bemüht im Umgang mit seinen zwei Kindern zeigt, trauert seine Frau Katie (Sarah Wayne Callies) einem Urlaubsfoto aus vergangenen Tagen nach. Warum? Für einen Moment können wir es nur erahnen, bis ein weiterer Abzug offenbart, dass die Bowman-Familie einst um ein drittes Kind reicher war. Plötzlich erscheinen die unsicheren Handlungen und zögernden Blicke logisch: Ein tiefer Schmerz vereint die Bowman-Familie, der allerdings erst nach und nach enthüllt wird.

Anspannung. Durchatmen. Chaos.

Generell ist der Akt der Enthüllung die größte Stärke der Pilot-Episode, die von In ihren Augen-Regisseur Juan José Campanella inszeniert wurde. Sowohl hinsichtlich des Ensembles als auch der neuen Welt erfahren wir in jeder Sequenz ein neues Detail. Besonders spannend ist es vor allem dann, wenn man sich vorher nicht mit der Prämisse von Colony beschäftigt hat. Dann gestalten sich die ersten 45 Minuten als aufregende Entdeckungsreise voller böser Vorahnungen, obgleich der visuelle Rahmen nur bedingt den thematisch tollen Ideen gerecht werden kann. Schön ist auf alle Fälle die Beiläufigkeit, mit der die Dystopie ausgerollt wird. Was im familiären Umfeld anfängt, nimmt schnell politische Dimensionen an. Als Will das Haus verlässt, tauchen zuerst gepanzerte Fahrzeuge auf den Straßen auf und später ragt ein zerstörtes Gebäude aus dem Hintergrund heraus - ganz zu schweigen von Straßenkontrollen und einer gigantischen Mauer, die ganz Los Angeles umgibt.

Zur falschen Zeit am falschen Ort: Will (Josh Holloway)

Will macht sich derweil auf den Weg, um jenen verschollenen Sohn zu finden, der im Rahmen einer Alien-Invasion in einem anderen Sektor gestrandet ist. Der Plan gestaltet sich wie folgt: Unerkannt will sich der Familienvater im Anhänger eines Lastwagens durch die Grenze nach Santa Monica schleusen. "You'll be my 38th run. You've got nothing to worry about.", lässt der Komplize verlauten. Trotzdem gibt es ihn, den Moment der Anspannung inklusive zitternder Hände und Schweißperlen auf der Stirn. Die Grenzkontrolle verläuft jedoch problemlos und das Fahrzeug verlässt die Schleuse. Durchatmen. Geschafft. Doch dann bricht das Chaos aus: In einer Welt, in der eine unterdrückende (und bisher noch ziemlich gesichtslose) Autorität dafür sorgt, dass Menschen in Ghettos und mit Kennzeichnung zusammengerafft werden, muss es auch einen Widerstand geben - und dieser Widerstand hat soeben erfolgreich ein Attentat gegen die Invasoren und die Kooperierenden durchgeführt. Ärgerlicherweise war Will zur falschen Zeit am falschen Ort.

Ambitionierte, aber oberflächliche Invasion

Keine Viertelstunde ist Colony zu diesem Zeitpunkt alt und der erste Höhepunkt kann sich durchaus sehen lassen. Leider bricht die Pilot-Episode in den darauffolgenden Minuten gewaltig ein. Bemüht, altbekannte Versatzstücke der Situation abklappernd, entpuppt sich das Geschehen als erschreckend zahnlos und beliebig. Katie macht sich Sorgen um den Verbleib ihres Mannes, versucht die Kinder zu beruhigen und außerdem Insulin auf dem Schwarzmarkt aufzutreiben. Diese Szenen dienen in erster Linie dazu, um weitere Facetten der Welt von Colony zu etablieren. Im Gegensatz zum Einstieg erfolgt diese Annäherung sehr penetrant und oberflächlich noch dazu: Mit aller Ausdrücklichkeit wird betont, in welch misslicher Lage sich die Menschen befinden und wozu sie bereit sind, um das eigene Ego über Wasser zu halten. Eindruck hinterlässt aber nicht einmal ein nächtlicher Spaziergang von Katie, bei dem sie fassungslos bezeugen muss, wie ein Mann von den Behörden gewaltsam festgenommen wird.

Die Familie ist Einsatz und Gewinn zugleich

Interessanter wird es, wenn anhand von Wills Schicksal das Verhältnis zwischen den Erdbewohnern und den Invasoren näher erläutert wird, denn nicht alle Menschen gehören automatisch auf die Seite der Unterdrückten. Ein paar von ihnen haben sich mit den Eindringlingen verbündet, so zum Beispiel Alan Snyder (Peter Jacobson), seines Zeichens Proxy Governor von Los Angeles. Snyder macht Will ein Angebot, das er nicht ablehnen kann: Sollte er zurück zu seiner Familie wollen, bedarf es seiner Kooperation. Natürlich zögert Will, sich dem Willen des Verräters hinzugeben. Letzten Endes gewinnt allerdings die Aussicht auf Katie und seine Kinder, sodass er den Deal mit dem Teufel eingeht. Fortan steht eine Lüge zwischen ihm und seiner Familie - und ab diesem Punkt fängt Colony wieder Feuer. Am nächsten Tag steht Fiesling Snyder bereits in der Küche der Bowmans und bereitet das Frühstück. Der Tisch ist reichlich gedeckt, warmer Kaffee und gebratener Speck inklusive! Genau in diesem Augenblick greift die Ironie: Snyder, der Böse, komplettiert jene Familienidylle, die Will zu Beginn der Pilot-Episode verzweifelt aufrechterhalten wollte.

Bitte mehr Gesellschafts- und Familiendrama, weniger CGI

Nun soll der gebrochene Familienvater den Widerstand infiltrieren, was ihn ebenfalls zum Verräter der menschlichen Rasse machen würde. Snyder weiß um seine Druckmittel und setzt sie gekonnt ein. Im gleichen Atemzug wird allerdings deutlich, dass auch er lediglich ein Handlanger ist und eine Quote erfüllen muss, um weiterhin zu bestehen. Mit den Worten "You help me, I help you" besiegelt er das Abhängigkeitsverhältnis und eröffnet eine weitere Perspektive auf den gesellschaftlichen Diskurs, der in den kommenden Wochen zum zentralen Gegenstand von Colony werden könnte. Zudem pfeffert hinsichtlich des Familiendramas der Cliffhanger ordentlich nach, indem sich Katie im Geheimen an die Mitglieder des Widerstands wendet: "The Occupation just hired my husband to hunt us down." Damit wären die Rahmenbedingungen von Colony geklärt. Jetzt liegt es am Rest der Staffel, das Versprechen der Pilot-Episode einzulösen. Und vielleicht denken die Verantwortlich hinter den Kulissen nochmal über die Verwendung der bemühten CGI-Effekte nach. Die waren nämlich alles andere als homogen, sprich scheußlich.

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