Dark Souls 3 im Test — Ein würdiges Ende für die Trilogie?

04.04.2016 - 17:15 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Dark Souls 3
Bandai Namco Entertainment
Dark Souls 3
Mit Dark Souls 3 findet eine der bekanntesten und für ihren Schwierigkeitsgrad gefrüchtete Serie ihren Abschluss. Ich habe für euch herausgefunden, wie gut dem Dark Souls-Franchise der letzte Streich gelingt.

Am 12. April 2016 erscheint mit Dark Souls III ein neuer Teil des berüchtigten Rollenspiel-Franchises und schlägt bereits im Vorfeld hohe Wellen. Mit aufgebohrter Technik, neuen Gebieten, Gegnern und Bossen sowie einem simultanen Release für Konsolen und PC betreiben Entwickler From Software und Publisher Bandai Namco noch einmal enorm viel Aufwand: Dark Souls 3 muss ein Hit werden, um der Serie ein würdiges Ende zu bereiten. Ich habe mich in die düstere Welt von Lothric gewagt, bin etliche Tode gestorben und habe für euch herausgefunden, wie gut dieses Spiel wirklich ist.

Normalerweise würde ich an dieser Stelle mit einem gewitzten Hinweis auf den brutal harten Schwierigkeitsgrad von Dark Souls 3 beginnen und betonen, dass dieses Spiel nur etwas für frustresistente und ganz besonders leidensfähige Spieler mit dem Hang zum Masochismus ist. Darauf allerdings verzichte ich — ganz einfach deswegen, weil das total übertrieben wäre. Wir sind im Jahr 2016 angekommen, spielen nunmehr das fünfte Souls-Game und die straffe Herausforderung ist schon lange nicht mehr das Hauptmerkmal, mit dem ich Dark Souls am ehesten beschreiben würde. Nicht etwa, weil der neueste Ableger nicht mehr höllisch schwer wäre, sondern ganz einfach deswegen, weil mich dieser Aspekt kaum noch reizt. Nach unzähligen Stunden, wohl gemerkt auch vielen Bildschirmtoden sowie den darauffolgenden erhabenen Momenten, kann ich dennoch eines mit Gewissheit sagen: Dark Souls 3 ist wirklich gut geworden und in jedem Fall ein würdiger Nachfolger.

In Dark Souls 3 müssen wir die mächtigen Aschefürsten finden.

Hallo Welt, wo bitte geht’s zu Ruhm und Ehre?

Willkommen im verwahrlosten Königreich Lothric, auf einem Friedhof am Ende der Welt. Hier öffnet sich ein Sarg und heraus steigen wir, ein »Unentfachter«. Als unwürdiger Antiheld ist es unsere Aufgabe, die Aschefürsten zu finden. Die halten nämlich das Zeitalter des Feuers nach wie vor in Gang, werden dafür mittlerweile als Helden verehrt und nicht mehr wie Lord Gwyn einst einfach weggesperrt. Sie haben nun das Land verlassen und wir sollen sie zurückholen — tot oder lebendig.

Wo genau wir uns auf der Zeitlinie von Dark Souls befinden, ist leider nicht so leicht auszumachen. Auf jeden Fall irgendwann nach der ersten Sünde, also den Ereignissen des ersten Teils. Spieler, die ganz frisch zum Dark Souls-Universum hinzustoßen, werden zwar wohl nicht sofort den roten Faden der Geschichte entdecken können, doch das gehört zum typischen Feeling des Franchises: Wer wirklich in die Story des Spiels eintauchen will, wird früher oder später auf Reddit und Youtube immer mehr Zusammenfassungen und Theorien von anderen Spielern suchen und finden, die die Geschichte verständlicher machen. Und irgendwo sitzt dann Mastermind Hidetaki Myazaki und grinst diabolisch, wenn er die neuesten Theorien rund um seine Spiele liest.

Der Feuerbandschrein sieht in Dark Souls 3 stark verändert aus.

Alte Wege, neue Pflaster

Natürlich setzen die Entwickler erneut auf ihr bewährtes Gameplay, haben dieses aber um logische Neuerungen erweitert. Das beginnt schon bei der Charaktererstellung: Mit dem Herold haben wir eine weitere Startklasse zur Verfügung, die zu Beginn mit einem Speer ausgerüstet ist und die übliche Mannschaft rund um Ritter, Krieger, Dieb, Magier und Priester sinnig erweitert. Allerdings ist das Wort "Start" hier dick zu unterstreichen, denn wie gewohnt können wir unsere Statuspunkte frei verteilen und so unzählige Hybriden erschaffen.

Ich habe meinen ersten Durchlauf als Krieger begonnen, weil ich gerne mit Schilden arbeite, die spürbar schwächer gemacht wurden: Nur noch wenige Schilde dämpfen wirklich jeden physischen Schaden ab und die übermächtigen Konter sind auch nicht mehr mit jeder Ausrüstung möglich. From Software hat Waffenskills eingeführt, die sich auf die Klassen beziehen und entweder im Beidhändig-Modus oder eben mit dem Schild aktiviert werden. Dazu muss mein Schild über das passende Attribut verfügen — jeder Waffentyp hat dabei einen individuellen Spielstil. Mit einer Axt zum Beispiel erhalte ich für wenige Sekunden einen Kraftschub, mit dem Einhandschwert kann dafür ich einen mächtigen Uppercut-Angriff ausführen. Es gibt aber auch mächtige Flächenangriffe, die ich mit meiner Waffe einsetzen kann.

Zusätzlich zu den Manövern der Waffen, gibt es nun noch diverse Skills.

Eine coole Idee aus Bloodborne, die es mit in Dark Souls 3 geschafft hat, sind Ausrüstungsgegenstände, die aus zwei Teilen bestehen. So bekomme ich zum Beispiel ein großes Schwert für die eine und einen flinken Dolch für die andere Hand – mit dem sich dann eben auch Konter durchführen lassen. Das macht das Spielen ohne Schild gleich doppelt reizvoller. Um einee Fähigkeit zu aktivieren, verbrauche ich Mana, das im Dark Souls-Universum Fokus genannt wird. Die charakteristisch blaue Leiste erinnert an den Klassiker und Franchise-Auftakt Demon's Souls. Unsere Fokusleiste füllen wir hauptsächlich mit Asche auf, die wir ähnlich wie das bekannte Estus begrenzterweise zur Verfügung haben.

Generell haben die Entwickler das Konzept der Regeneration gründlich verändert. Die umstrittenen Lebenssteine aus Dark Souls 2 wurden entfernt, eine feste Anzahl an Estus gibt ebenso nicht. Wir starten mit vier Ladungen, wobei wir uns entscheiden müssen, wie viele wir davon für Trefferpunkte und wie viele wir für Fokus verwenden. Das können wir zwar jederzeit anpassen, wer aber aktiv seine Skills benutzen will oder eine Zauberklasse spielt, muss hier schon deutlich abwägen. Um mehr Flakonladungen zu erhalten oder die regenerierte Menge zu erhöhen, müssen wir Estus-Scherben beziehungsweise Knochensplitter finden. Dadurch wird der Überlebenskampf ein wenig anspruchsvoller, schraubt den Schwierigkeitsgrad allerdings nicht in altbekannte Höhen — dazu später mehr.

In Kämpfen wie diesem muss man schon ganz schön auf seine Heilung achten.

Schöne Spielwelt, aber leider doch nicht so hart wie erhofft

Wir schnetzeln uns also wie üblich durch einzelne, direkt miteinander verbundene Gebiete, schalten Leuchtfeuer zur Erholung frei und können diese auch direkt von Anfang an zum Reisen benutzen – ein Feature, das schon in Dark Souls II für Diskussionsstoff sorgte. Immerhin wurde die Häufigkeit der Leuchtfeuer verringert, sodass wir wieder auf das Finden von Abkürzungen und Verbindungswegen angewiesen sind. Das macht Spaß und lädt zum Erkunden ein. Dem spielt auch die abwechslungsreich und verwinkelt gestaltete Spielwelt in die Karten. Nicht selten erreichen wir wesentlich später im Spiel Orte, die wir bereits einige Stunden zuvor entdeckt hatten – nur eben von der anderen Seite.

Zwar schafft es das Map-Design nicht an die Genialität vom ersten Dark Souls heranzukommen, begeistert aber dennoch: Die Spielwelt ist zu gleichen Teilen riesig, aber eben doch kompakt. Damit haben die Entwickler einen weiteren großen Kritikpunkt am Vorgänger beherzigt. In Dark Souls 2 hatten die Spieler nämlich keinen Spaß an den abgetrennten Regionen, die kaum Bezüge zueinander hatten. Ebenso bekommen wir endlich etwas Frischluft zu spüren, denn wo im Vorgänger die meisten Bereiche an das erste Dark Souls erinnerten, erwarten uns dieses Mal komplett neue Settings. Auch am Baustil hat sich etwas geändert, denn ebenso wie Bloodborne spielt Dark Souls 3 nicht mehr im finsteren Mittelalter, sondern in einer moderneren Fantasy-Welt.

Dieser Boss sieht schlimmer aus, als er ist. Leider.

Leider fielen die früher so hochgelobten Bosskämpfe eher weniger spannend aus. Erst nach circa 15 Stunden Spielzeit, als ich gegen Hohepriester Sulyvahn antrete, kam ich das erste Mal so richtig ins Schwitzen und spielte mit dem Gedanken einen NPC zu beschwören. Dieser Kampf gehört mit zu den härtesten in Dark Souls 3 und verlangt dem Spieler sehr viel Reaktionsvermögen ab. Ich habe geflucht, war mit den Nerven am Ende und musste zwischenzeitlich aus Frust pausieren – also genau das, was die meisten Spieler von einem echten Dark Souls erwarten. Ungeachtet dessen sind viele Zusammenkünfte eher milde und oft nach ein paar Versuchen schon gewonnen.

Das gilt auch für den Rest der Spielwelt. Zwar tapse ich hier und da in eine Falle oder werde von einer Gegnergruppe überrumpelt. Doch meistens hacke ich mir meinen Weg nach vorne relativ problemlos frei. Das ist natürlich schade und eine Ernüchterung für Veteranen. Als Dark Souls 2011 erschien, konnte der Titel mit einem von Frust geprägten Gameplay punkten. Der Anspruch war seiner Zeit unüblich hoch, was diesem Aspekt zum Vorzeigemerkmal des Spiels machte. Wer aber die Vorgänger sowie das exklusiv für PS4 erschienene Bloodborne bereits durchgespielt hat, der wird mit den meisten Situationen in Dark Souls 3 kaum Probleme haben.

Trotzdem macht Dark Souls 3 Spaß

Dafür bietet Dark Souls 3 wieder mehr als genug Potenzial zum wiederholten Durchspielen. Zum einen natürlich wegen des NewGame+-Modus, zum anderen um mindestens einen weiteren Spielstil auszuprobieren. Es gibt genügend Geheimnisse, Charaktere und Quests, die einem beim blinden Durchlauf durch die Lappen gehen. Da empfand ich es schon ein als ein bisschen schade, dass der Online-Modus in der Presse-Preview nicht zur Verfügung stand und es daher noch keine Spielernachrichten gab, die mich immer wieder auf Schätze, unscheinbare Wände oder Geheimwege aufmerksam machen. PvP konnte ich daher nicht ausprobieren, ebenso wie den Online-Koop.

Konnte ich leider während des Tests nicht anspielen: Das PvP.

Auf technischer Ebene zeigt From Software erneut, dass ihnen Gameplay wichtiger als Grafik ist. Während die meisten Spielfunktionen von Dark Souls 3 nämlich sehr ausgeklügelt daherkommen, kann die Optik nur mäßig überzeugen. Klar, als Fan kam ich oft aus dem Staunen nicht raus. Vergleicht man Dark Souls 3 aber mit einem The Witcher 3 oder einem Dragon Age: Inquisition, so kann das dritte Souls-Spiel visuell den beiden einfach nicht das Wasser reichen. Wo allerdings bei der Grafik etwas grob gearbeitet wurde, hat From Software beim Sound dafür alles richtig gemacht.

Fazit

Es fällt mir fast schwer es zu sagen, denn Dark Souls 3 ist ein wirklich großartiges Spiel, aber läutet auch eine neue Ära ein, in der diese Spielreihe nicht länger die Speerspitze der anspruchsvollen Vollpreistitel ist. Zwar tat dem Spiel Hidetaki Myazaki in der Rolle des Produzenten mehr als gut, allerdings ist unübersehbar, wie überholt das Konzept von Dark Souls 3 mittlerweile wirkt.

Trotzdem hatte ich als Souls-Fan sehr viel Spaß und auch Neulinge können getrost mit diesem Teil einsteigen. Am meisten freue ich mich aber darauf, endlich auch mit anderen Spieler loslegen können: Ich bin schon sehr gespannt darauf, welche Geheimnisse die Community ausgraben wird und wie die Story am Ende in all ihren verwinkelten Ausläufern schließlich wirklich aussieht. Langzeitmotivation ist auf jeden Fall gegeben und wer schon die Vorgänger oder Bloodborne mochte, der sollte sich Dark Souls 3 definitiv zulegen.

Dieses Review wurde mit Hilfe eines PC-Keys erstellt, der uns der Publisher zur Verfügung gestellt hat.

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