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Darstellung der Musikrichtungen Hard Rock und Heavy Metal in fiktionalen audiovisuellen Medien

28.02.2016 - 22:01 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Promo-Bild zur Doku "The History of Metal And Horror", die aktuell über Crowdfunding finanziert wird
Brian Allen
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Das hier war die zweite Hausarbeit, die ich in einem Seminar in meinem Studienfach Medienwissenschaft geschrieben habe, im zweiten Semester im Sommer letzten Jahres. Thema des Semares war "Musik und Medien", wobei vor allem Musik in Filmen eine große Rolle spielte. Ich als Fan von Musik der härteren Gangart wollte mich nun in meiner Arbeit auf ihre Rolle in Filmen konzentrieren. Ursprünglich hatte ich vor, auch Dokus über diese Musik miteinzubeziehen, was jedoch zu umfangreich geworden wäre. Dennoch ist dieser Überblick mMn noch ziemlich oberflächlich geraten, da ich mich zu sehr auf einzelne, mir bekannte Beispiele konzentriere und die Präsenz dieses Musikgenres in Spielfilmen rückblickend wohl etwas unterschätzt habe. Manches habe ich wohl auch falsch dargestellt und einiges fiel auch unter den Tisch. Mit dieser Arbeit bin ich eher unzufrieden, auch wenn ich eine gute Note dafür bekam. Dennoch möchte ich sie mit euch teilen.

1. Einleitung

Die Musikrichtung Metal mit all ihren Subgenres ist in der modernen Filmwelt sehr präsent, allerdings ohne viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dabei ist sie, wie auch so gut wie jede andere Musikrichtung, seit ihrem Entstehen in Film und Fernsehen vertreten. Im Gegensatz zu Pop, Hip-Hop und Techno spricht sie allerdings nicht so stark die breite Masse an, weswegen sie meist nur in Produktionen anzutreffen ist, die sich an ein Nischenpublikum richten oder bei auf den Massenmarkt ausgerichteten zumindest als Randphänomen in Erscheinung tritt.

Es soll hier nun untersucht werden, in welcher Form das Musikgenre Metal mit seinen verschiedenen Unterströmungen in fiktionalen Werken in Film und Fernsehen auftritt, wie es den Zuschauern präsen- tiert wird, welchem Zweck die Musik dabei dient und wie dies rezipiert wurde.

2. Darstellung in fiktionalen Werken

Bei dem Auftreten von Metal-Musik in Spielfilmen und Serien, was von bloßer untermalender Hintergrundmusik bis zu direkt gezeigten Auftritten bestimmter Interpreten des Genres, die u.U. sogar Rollen im betreffenden Werk übernehmen können, reicht, ist zu unterscheiden zwischen Werken, die selbige Musik eher als schmückendes Beiwerk verwenden und solchen, welche sie auch direkt thematisieren und gewissermaßen als - ernst oder ironisch gemeinte - Milieuschilderungen dienen können. Filme, welche die Musik nicht als dramaturgisches Element verwenden, soll sich hier zuerst gewidmet werden.

2.1 Auftritte von Metal-Stars in Filmen und Beiträge zum Soundtrack eines Films

Metal als Musik ist in vielen Spielfilmen anzutreffen, wobei es meist zur Untermalung actiongeladener und gewalthaltiger Szenen dient, die mit den harten Gitarrenriffs und -soli sehr gut korrespondieren. Dabei fallen narrative und strukturelle Funktion der Musik zusammen, da somit sowohl das Geschehen auf der Leinwand dramaturgisch unterstützt, als auch einzelne Schnitte und Einstellungen hervorgehoben werden und damit auch die Wirkung der Bilder verstärkt wird.

Ein gutes Beispiel ist der Film „Lost Highway“ (USA 1997) von David Lynch. Zwei Lieder der Neue-Deutsche-Härte-Band Rammstein ertönen je zweimal im Film in recht ähnlichen Szenen (NDH ist eine speziell deutsche Spielform des Industrial Metal, bei der elektronische Beats mit monotonen Gitarrenriffs verbunden werden und einen stampfenden, maschinenartigen Rhythmus erzeugen; die Texte der Lieder sind ausschließlich auf Deutsch). Das Lied „Rammstein“ ist zum ersten Mal zu hören, als einer der Protagonisten des Films, Pete Dayton (dargestellt von Balthazar Getty), in einem rot beleuchteten Gang eine Vision davon hat, wie seine vorgebliche Freundin Alice (Patricia Arquette) ihn mit einem anderen Mann betrügt. Es erklingt zum zweiten Mal in einer Gewaltszene, in der die andere Hauptfigur, Fred (Bill Pullman) einen Mann zusammenschlägt und entführt. Rot ist auch hier die vorherrschende Farbe im Bild. Vom zweiten Lied, „Heirate Mich“, erklingt im Film nur das düstere Intro, allerdings in zwei sehr ähnlichen Szenen, in denen die beiden erwähnten Protagonisten jeweils ein Schwarzweißvideo mit verstörendem Inhalt betrachten: Pete sieht einen Porno, in dem Alice mit einem Mann mit Teufelshörnern Sex hat, Fred zusammen mit dem Mann, den er entführte, eines, auf dem dieser sich mit Jeffs Frau und anderen Leuten an einem brutalen Film erfreut. In beiden Szenen dient die Musik vor allem dazu, die Atmosphäre zu unterstützen. Im ersten Fall scheint sie sogar Teil der Diegese zu sein: am Ende des Intros erklingen nämlich zwei stumpfe Schläge, die in der betreffenden Szene auch Pete gehört zu haben scheint, denn er wendet sich plötzlich vom Film ab.

Neben Rammstein sind im Film auch andere Bands, vornehmlich ebenfalls aus dem Bereich des Industrial Rock und Metal, zu hören, wie beispielsweise Marilyn Manson, deren Cover des R&B-Klassikers „I Put A Spell On You“ eine Szene untermalt, in der Alice einen Striptease vor mehreren Gangstern aufführt. Auch hier dient das Lied zur Steigerung der Atmosphäre und Verstärkung der Bilder. Ein interessanter Fakt ist zudem, dass Brian Hugh Warner, der Frontmann der Band, im Film selbst auch kurz zu sehen ist: nämlich in dem zweiten Schwarzweißvideo als Mordopfer. Die Band Rammstein wiederum, die durch diesen Film auch einen nicht unwesentlichen Popularitätsschub erfuhr, ließ sich ihrerseits vom Film inspirieren und lehnte eines ihrer folgenden Musikvideos, das zur Single „Du Hast“, an Szenen aus dem Film an. Generell sollte diese Band auch in den folgenden Jahren in ihren Musikclips viele Filme zitieren, beispielsweise den Horrorfilm „From Dusk Till Dawn“ im Video zur Single „Engel“.

Während „Lost Highway“ ein Film ist, der sich keinem Genre wirklich zuordnen lässt (man könnte ihn als Thriller mit Elementen des Film Noir und des Horrorfilms beschreiben) und daher als Ausnahme gelten kann, so sind es vor allem zwei Genres, in denen harte Gitarrenmusik bevorzugt auftritt: das des Action- und eben das des Horrorfilms. Insbesondere mit letzterem entwickelte sich in den 80er Jahren eine enge Verbindung. Heavy Metal und Horrorfilme behandeln seit ihrem jeweiligen Entstehen ähnliche Thematiken: „Tod, Verwesung, Zersetzung, Okkultismus, Krieg und Zerstörung sowie religiöse, fantastische oder mythische Elemente“, die inhaltlich (in Liedtexten und der Handlung der Filme) und visuell (auf Albencovern, bei Bühnenshows und direkt im Film) umgesetzt werden. Und Musiker des Hard Rock und Heavy Metal zogen von Beginn ihrer Karriere an Inspirationen aus Horrorfilmen. So benannte sich beispielsweise die Band Black Sabbath, welche zwar selbst noch dem Blues- und Hard Rock zuzurechnen war, allerdings einen maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung des Heavy Metal und speziell der Subgenres Doom und (indirekt) Black Metal hatte, nach dem italienischen Horrorfilm „Die drei Gesichter der Furcht“ (Originaltitel: „I tre volti della paura“, engl. Titel: „Black Sabbath“; Italien, Frankreich 1963) von Mario Bava (und gab auch ihrem ersten Album und dessen Eröffnungslied diesen Namen). Auch viele andere Interpreten bekannten sich öffentlich als Horrorfans. Dementsprechend ist eine Zusammenarbeit von Künstlern aus beiden Bereichen auch nicht weiter verwunderlich.

Dies geschah auch aus ökonomischen Gründen: „man versucht, gemeinsame Zielgruppen anzusprechen und für den jeweils anderen Bereich zu interessieren“. Als einer der Pioniere kann dabei der italienische Regisseur Dario Argento gelten. In seinem neunten Film „Phenomena“ (Italien 1985) verwendete er u.a. zwei Titel der britischen Heavy-Metal-Bands Motörhead und Iron Maiden von deren jeweils zum damaligen Zeitpunkt aktuellen Alben. Selbige werden in bedrohlichen Szenen, in denen sich die Protagonistin in Gefahr befindet, gespielt. Und in seinem nachfolgenden Werk „Terror in der Oper“ (OT: „Opera“; Italien 1987) trieb er die Verbindung von Metal, Horror und Sadismus auf die Spitze. Nur die sehr brutalen Mordszenen des Films sind mit Metalsongs unterlegt, wogegen der Rest des Soundtracks aus Synthesizer- oder klassischer Musik besteht. Die betreffenden Lieder werden dabei nicht nur lange angespielt, sondern verbinden „die bestialischen und sadistischen Morde eindeutig mit Heavy Metal“. Zudem ist es auch einer der wenigen Filme, in denen diese Musik „so eindeutig und ausgeprägt zu hören ist, ohne dass die Musik nicht auch in diegetischem Zusammenhang mit der Geschichte stünde“.

Zwischen den beiden Filmen von Argento erschien auch in Amerika eine Genreproduktion, welche die Verbindung der beiden Genres definieren sollte. Es handelte sich um den sechsten Teil der Slasher-Reihe „Freitag der 13. - Jason lebt“ (OT: „Friday the 13th Part VI: Jason Lives“; USA 1986), für dessen Soundtrack Rockikone Alice Cooper drei Lieder beisteuerte. Sowohl für die Filmreihe als auch für den Interpreten sollte sich diese Zusammenarbeit als Glücksfall erweisen, denn zum Einen war der vorherige Film des Franchise auf Ablehnung seitens der Fans gestoßen und hatte geringeren Erfolg als seine Vorgänger vorzuweisen, zum Anderen sollte Alice Cooper mit der zum Film erschienenen Single „He‘s Back (The Man Behind The Mask)“ und dem Album „Constrictor“, von dem selbiger und ein weiterer Titel des Albums stammten, ein Comeback gelingen. Seine letzte Tournee lag zu diesem Zeitpunkt über vier Jahre zurück, Anfang der 80er Jahre war er zudem stark drogenabhängig, was sich auch auf sein kreatives Schaffen auswirkte. Schon seit 1976 hatte er mit rückläufigen Verkaufszahlen seiner Alben zu kämpfen, seine letzten beiden Alben vor „Constrictor“, „Zipper Catches Skin“ (1982) und „DaDa“ (1983) konnten sich gar überhaupt nicht mehr in den US-amerikanischen Billboard Top 200 Charts platzieren. 1983 begann er daher einen Entzug und zog sich vorläufig aus dem Musikgeschäft zurück. „Constrictor“, auf dem er sich musikalisch härter als zuvor zeigte, platzierte sich wieder höher in den Charts (auf Platz 59) und die Tour zum Album geriet zu einer seiner erfolgreichsten. Der Erfolg des Albums ist dabei wohl auch auf den der Single „He‘s Back“ zurückzuführen. Das Lied ging zwar, eher untypisch für Cooper, in Richtung Discomusik, das zugehörige Musikvideo, in dem viele Szenen aus dem Film zu sehen waren, und welches auch Coopers erstes überhaupt darstellte, errang aber schnell einen hohen Bekanntheitsgrad. „He‘s Back“ ist mittlerweile ein fester Bestandteil von Coopers Live-Set und wurde mehrmals gecovert. „Jason Lives“, in dem das Lied mehrmals zu hören ist, war seinerzeit zwar weniger erfolgreich an den Kinokassen als sein Vorgänger, erhielt aber, vor allem wohl wegen seines selbstreferenziellen Humors und der Actionelemente, wesentlich positivere Kritiken, genießt einen gewissen Kultstatus (wohl auch wegen der Songs von Alice Cooper) und gilt unter Fans als einer der besten des Franchise.

Wobei „Jason Lives“ allerdings nicht Alice Coopers ersten Beitrag zum Soundtrack eines Horrorfilms darstellte. Bereits zwei Jahre zuvor steuerte er zwei Songs zum italienischen Film „Monster Dog“ (Italien, Spanien 1984) bei, die allerdings auf keinem Studioalbum erschienen. Wichtiger war, dass er in selbigem Film auch die Hauptrolle übernahm. Damit entstand sozusagen auch die zweite Verbindung von Metal und Horror in den 80er Jahren: die Mitwirkung von Größen aus dem Metal-Genre vor der Kamera, womit zwangsläufig Zuschauer angezogen wurden, die Fans der Interpreten waren. Dies konnte auf zwei Arten geschehen: entweder führte der/die Interpret/en eine musikalische Performance auf, die nicht in Zusammenhang mit der Handlung stand und auch dazu diente, mehr Leute auf ihn/sie aufmerksam zu machen, oder die Person übernahm eine kleine Rolle im Film, was von einem bloßen Kurzauftritt bzw. Cameo (also einer Art Insider-Gag) bis zu einer Neben- oder gar Hauptrolle reichen konnte. Insbesondere Alice Cooper baute sich so ein Image als „Gruselrocker“ auf. In den 70er- und zu Anfang der 80er Jahre hatte er bereits mehrmals Kurzauftritte in Filmen absolviert, wobei es sich aber meist um Komödien handelte, in denen er sich selbst spielte. Ab „Monster Dog“, der noch eine eher mäßig erfolgreiche Low-Budget-Produktion war, wandte er sich bevorzugt dem Horrorgenre zu. Seine folgenden Auftritte zogen mehr Aufmerksamkeit auf sich.

So war er 1987 in John Carpenters „Die Fürsten der Dunkelheit“ (OT: „Prince Of Darkness“) und 1991 in „Freddys Finale - Nightmare on Elmstreet 6“ (OT: „Freddy's Dead: The Final Nightmare”) zu sehen. Letzterer stellte ebenfalls einen Bestandteil eines bekannten Franchise dar und Cooper verkörperte dort sogar den Vater der Hauptfigur Freddy Krueger. Sein Auftritt in „Prince Of Darkness“ ist ebenfalls von Interesse: er ist hier als Anführer einer Bande von einem Dämon besessener Obdachloser zu sehen, die Jagd auf die Protagonisten des Films machen (im Abspann wird er nur als „Street Shizo“ genannt). Das erste Opfer bringt er selbst um (um danach im Film aber nicht mehr aufzutreten). In der betreffenden Szene verlässt das Opfer, ein Student, den Schauplatz des Films, eine Kirche, und hört dabei aus Kopfhörern Metal-Musik. Bei dem Lied handelt es sich amüsanterweise um „Prince Of Darkness“ von Alice Cooper, den Titelsong des Films (von Coopers damals aktuellen Album „Raise Your Fist And Yell“, dem Nachfolger von „Constrictor“). Abgelenkt durch die Musik bemerkt er die Gefahr zu spät und wird von Coopers Charakter mittels der Stange eines halbierten Fahrrads aufgespießt. So bringt ihn der Metal quasi auf zwei Arten um: einmal, weil er der Musik zu viel Aufmerksamkeit schenkte, und „das zweite Mal ganz direkt, von Alice Cooper persönlich“. Metal und Tod werden so auch in diesem Film miteinander verbunden. Dies übertrug sich ebenfalls auf die Bühne: der Aufspieß-Gag war tatsächlich aus Coopers aktueller Bühnenshow entnommen, die zudem insgesamt ungewohnt graphisch in ihren Gewaltdarstellungen geriet. Inspiriert war sie von den Horrorfilmen der damaligen Zeit.

Alice Cooper in "Die Fürsten Der Dunkelheit"

Ein weiterer erwähnenswerter Musiker aus dem Bereich des Metal und Hard Rock, der ebenfalls schon mehrere Auftritte in Filmen, vorzugsweise aus den phantastischen Genres, absolvierte, ist Lemmy Kilmister, Frontmann, Bassist und Sänger der Band Motörhead. 1987 hatte er eine größere Rolle in der schwarzen britischen Komödie „Eat the Rich“, in der neben ihm u.a. auch Paul McCartney mitspielte und deren Soundtrack dazu größtenteils aus Liedern von Lemmys Band bestand. Drei Jahre später war er in dem düsteren Science-Fiction-Horrorfilm „M.A.R.K. 13 - Hardware“ (OT: „Hardware“; UK, USA 1990) zu sehen. In selbigem traten auch weitere Musiker aus dem harten Bereich auf, nämlich Carl McCoy, Sänger der Gothic-Metal-Band Fields Of The Nephilim, Paul McKenzie, Frontmann der Folk-Punk-Gruppe The Real McKenzies, und der „Godfather of Punk“ Iggy Pop (welcher seit Ende der 80er ebenfalls in zahlreichen Filmen und ebenso TV-Serien zu sehen war). Letztgenannter war, zusammen mit Motörhead, der Industrial-Metal-Band Ministry und der New-Wave-Gruppe Public Image Ltd., dazu auch hier auf dem Soundtrack des Films vertreten.

Bis Mitte der 90er kam es immer wieder zu Kollaborationen von Horrorfilmen und Metal-Musikern. Seit dem dritten Teil des „Nightmare“-Franchises, „Nightmare 3 - Freddy lebt!“ (OT: „A Nightmare on Elm Street 3: Dream Warriors“; USA 1987) bestand, durch den Erfolg des Titellieds, das von der Glam-Metal-Band Dokken interpretiert wurde, jeder Soundtrack zu einem der Filme (abgesehen vom siebten Teil, „Freddy's New Nightmare“ (OT: „Wes Craven’s New Nightmare“; USA 1994) und dem Remake des ersten Teils von 2010) aus Songs des Metalgenres (mit „Bring your daughter… to the slaughter“ von Iron Maidens Sänger Bruce Dickinson zum fünften Film der Reihe, „The Dream Child“, sollte gar eine der bekanntesten Bands des Genres wie schon Alice Cooper bei „Freitag der 13.“ das Franchise somit gewissermaßen „adeln“). Bei dem Science-Fiction-Action-Thriller „Rhea M - Es begann ohne Warnung“ (OT: „Maximum Overdrive“; USA 1986), der ersten und bisher einzigen Regiearbeit des Horrorautors Stephen King, besteht gar die komplette Musik des Films aus Titeln der Hard-Rock-Band AC/DC, die zu Beginn auch kurz auftritt (wobei das zum Film veröffentlichte Album, für das die Band drei neue Lieder komponierte und im Aufnahmestudio zu Szenen des Films einspielte, im Gegensatz zu den zwei zuvor veröffentlichten Alben der Band kommerziell erfolgreich war, und ihr, wie Alice Cooper im selben Jahr, ein Bühnencomeback ermöglichte).

Es häuften sich auch Bühnenauftritte von Interpreten des Musikstils in Horrorfilmen. So ist im dritten Teil der „Hellraiser“-Reihe, „Hellraiser III - Hell On Earth“ (USA 1992) kurz ein Auftritt der Thrash-Metal-Band Armored Saint vor Publikum zu sehen, während auf dem Soundtrack des Films Bands wie u.a. Triumph und (erneut) Motörhead zu finden sind. Einen narrativen Zweck erfüllen solche Auftritte nicht, sondern dienen eher der Darstellung des Milieus, in dem die Geschichte spielt, wie auch dazu, Fans der betreffenden Interpreten zu befriedigen, oder neue Zuhörerschaften für diese zu erschließen.

Interessant ist dabei allerdings auch, dass die Bands meist im Umkreis der negativ charakterisierten Figuren oder gar der Antagonisten der Filme auftreten. Neben „Hellraiser 3“ ist das beispielsweise auch beim ersten und zweiten Teil der „The Crow“-Filmreihe der Fall. Im ersten Film, „The Crow - Die Krähe“ (OT: „The Crow“; USA 1994) treten die Alternative-Rock-Bands Medicine und My Life With The Thrill Kill Kult auf. Wie beim dritten „Hellraiser“ in einem Club, der dem Gegenspieler der Hauptfigur des Films gehört. Im zweiten ist die Nu-Metal-Band Deftones während eines Konzertes und darüber hinaus erneut Iggy Pop in einer Nebenrolle, als Handlanger des Antagonisten, zu sehen. In der Horrorkomödie „From Dusk Till Dawn“ (USA 1996) tritt die Latin-Rock-Band Tito & Tarantula in der Vampir-Bar auf; die Mitglieder verwandeln sich im Film später auch selbst in Vampire. Tito Larriva, der Sänger der Band, war darüber hinaus in den Filmen „Desperado“ (USA, Mexiko 1995), „Irgendwann in Mexico“ (OT: Once Upon a Time in Mexico“; USA, Mexico 2003) und „Machete“ (USA 2010) des Regisseurs Robert Rodriguez, der schon „“From Dusk Till Dawn“ inszenierte, in Nebenrollen, jedes Mal als Handlanger des Antagonisten, zu sehen. Ob diese Assoziationen in den Filmen unbewusst vom jeweiligen Regisseur entschieden wurden, oder ein humorvolles Spiel mit dem „bösartigen“ Image der härteren Musik darstellen sollten, ist dabei nicht ganz klar ersichtlich.

Zu den „The Crow“-Filmen, vor allem dem ersten und dem zweiten Teil, sei noch angemerkt, dass diese quasi wie Rock-Opern inszeniert sind. Die Charaktere bringen ihre inneren Ansichten zwar nicht singend zum Ausdruck wie in einem Musical, Musik ist aber immer präsent in den Filmen, bestimmt den Rhythmus der Szenen und ist auch teils diegetischer Bestandteil. So ist die Hauptfigur des ersten Teils selbst Rockmusiker und zieht sich im Verlauf des Films auch mehrmals zurück, um ein Gitarrensolo zu spielen. Auch wenn sich der Soundtrack des Films weniger aus Metal, sondern vor allem aus Liedern von Bands der Genres Alternative, Gothic und Industrial Rock zusammensetzt, ist doch seine Verbindung zur härteren Musik offensichtlich. Der Score des Komponisten Grame Revell verwendet ebenfalls häufig Gitarrenklänge.

Mitte der 90er sollte Metal dann kurzfristig aus dem Horrorfilm verschwinden, was womöglich mit der beginnenden Kommerzialisierung des Filmgenres und der anfänglichen Hinwendung zu massenkompatiblerer Musik zu erklären ist. Ab Anfang des neuen Jahrtausends begann die Zusammenarbeit jedoch von Neuem, wenn auch durch einen Umweg über das Actiongenre. In selbigem waren härtere Lieder bis Ende der 90er nur vereinzelt aufgetreten (beispielsweise beim zweiten Teil der „Terminator“-Reihe, „Terminator 2 - Tag der Abrechnung“ (OT: „Terminator 2: Judgment Day“; USA 1991), in dem u.a. „Bad To The Bone“ der Bluesrock-Band George Thorogood & The Destroyers und „You Could Be Mine“ von den damals sehr erfolgreichen Guns N‘ Roses zu hören waren, wobei zu letzterem sogar ein Musikvideo mit dem Star des Films, Arnold Schwarzenegger, gedreht wurde, „Auf brennendem Eis“ (OT: „On Deadly Ground“; USA 1994) von und mit Steven Seagal und mit einem Lied der deutschen Hard-Rock-Band Scorpions während des Abspanns oder „Dark Angel - Tag der Abrechnung“ (OT: „Dark Angel“; USA 1990) mit Dolph Lundgren in der Hauptrolle und Liedern der Hard-Rock-Bands Shooting Star und XYZ), durch den Erfolg von Bands des Nu-Metal-Genres und der allgemein beginnenden Kommerzialisierung des Musikstils erschienen jedoch etwa ab 1999 Soundtrackalben zu hoch budgetierten Actionfilmen. Diese Alben waren sogenannte Tie-Ins: sie enthielten, im Gegensatz zu den meisten in den Jahren zuvor veröffentlichten Alben, Lieder, die in den zugehörigen Filmen meist garnicht gespielt wurden und wenn, dann nur im Vor- oder Abspann. Eine Konnotation mit dem Geschehen auf der Leinwand fand hier also überhaupt nicht statt, vielmehr richteten sich diese Tie-Ins an ein Nischenpublikum, um diesem „ein Identifikationsangebot zu dem für eine breitere Masse konzipierten Hauptprodukt zu machen“. Beispiele dafür wären die Alben zu „The Matrix“ (USA 1999) mit Titeln von u.a. Marilyn Manson, Rob Zombie, Rammstein und Rage Against The Machine, die hauptsächlich dem Industrial Metal zuzuordnen sind, „Universal Soldier - Die Rückkehr“ (OT: „Universal Soldier: The Return“; USA 1999) mit u.a. Anthrax und Megadeth, (Bands aus dem Thrash-Metal-Subgenre) oder „Mission: Impossible 2“ (USA 2000) mit Liedern von u.a. Metallica, Limp Bizkit, Rob Zombie und Chris Cornell (Bands, aus dem Thrash-, Alternative- und Industrial-Bereich), wobei Metallica den Titelsong „I Disappear“ gar extra für den Film aufnahmen.

Durch die „kommerzielle Tragfähigkeit der Verbindung von Actionfilm im Allgemeinen und Heavy Metal“ sollte die Musikrichtung ihren Weg wieder zurück in den Horrorfilm finden, wo sie seitdem nach wie vor konstanter zu finden ist. Filme wie „Scream 3“ (USA 2000), „Freddy Vs. Jason“ (Kanada, USA, Italien 2003), „Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre“ (USA 2003) oder „The Hills Have Eyes - Hügel der blutigen Augen“ (OT: „The Hills Have Eyes“; USA 2006) verwenden allesamt Metalsongs in ihren Soundtracks. Dies nicht zuletzt aus marktwirtschaftlichen Gründen: Zuschauergruppen lassen sich so besser gezielt ansprechen und unbekanntere Interpreten erhalten stärkere Aufmerksamkeit, vor allem, wenn die Alben zusätzlich mit etablierten Bands werben. Die Konzerne profitieren oftmals auch davon, da die Bands, die auf den Soundtracks vertreten sind, meist bei den Labels der jeweiligen Konzerne unter Vertrag stehen.

Von Interesse ist zudem auch, dass viele der Horrorfilme mit Metalsoundtrack aus dem neuen Jahrtausend, darunter sämtliche der genannten Beispiele, entweder Remakes von früheren Horrorfilmen oder Fortsetzungen von älteren Reihen sind, die bereits vor der Verbindung Metal-Horror starteten. „So wie die Ängste der Teenager scheinbar jeweils neu gestaltet werden müssen, muss sich auch die Musik anpassen“. Das Genre wird mit der Musik sozusagen neu codiert.

Parallel betätigen sich auch Musiker des Metals (vor allem aus dem Industrial-Subgenre) zunehmend als Filmkomponisten. So stammten die regulären Scores von sämtlichen Filmen der „Saw“-Reihe (USA 2004 - 2010) sowie dem dritten Teil des „Resident Evil“-Franchise (OT: „Resident Evil: Extinction“; UK, USA, Deutschland, Frankreich 2007) von Charlie Clouser, einem ehemaligen Mitglied der Industrial-Formation Nine Inch Nails. Deren Frontmann Trent Reznor arbeitet seit 2010 mit dem Thriller-Regisseur David Fincher zusammen (nachdem bereits 1996 ein Remix des NIN-Titels „Closer“ im Vorspann von Finchers Film „Sieben“ (OT: „Se7en“) zu hören war). Beim ersten Teil der „Resident Evil“-Reihe arbeitete Marilyn Manson am Score mit. Graeme Revell, der seit 1989 als Filmkomponist arbeitet, begann seine Karriere ebenfalls als Musiker in einer Industrial-Band.

In dem Zusammenhang ist auch der Musiker Rob Zombie hervorzuheben, der sich ab 2003 gar selbst als Regisseur betätigte. Er dürfte tatsächlich der einzige Metal-Interpret sein, der auch im Filmbereich künstlerisch tätig wurde (sieht man von Jonas Åkerlund ab, der seine Karriere als Schlagzeuger der schwedischen Black-Metal-Band Bathory begann, um ab 1988 Musikvideos zu drehen, von denen einige - wie The Prodigys „Smack My Bitch Up“, „My Favourite Game“ von The Cardigans oder „Pussy“ von Rammstein - Kontroversen auslösten; 2002 sollte er mit dem Drogendrama „Spun“ auch einen Film mit einem Metal-Soundtrack inszenieren sowie 2009 mit „Horsemen“ einen Horrorfilm). Interessanterweise ist in den meisten seiner Filme, abgesehen von „Haus der 1000 Leichen“ (OT: „House of 1000 Corpses“; USA 2003), dessen Lieder hauptsächlich von Zombie selbst stammen, und dem Remake des ersten „Halloween“ (USA 2007) kaum Metal zu hören. Allerdings nimmt er öfters Bezug auf das Bild des Metal in der Gesellschaft. In seinem „Halloween“ stellt er die Hauptfigur, den Serienkiller Michael Myers, als Fan der Band KISS dar und unterlegt eine Mordszene mit einem Lied selbiger. Die Musik dient hier u.a. auch als Erklärung für das Verhalten des Mörders, da sie scheinbar zu seiner Sozialisation beiträgt. Allerdings nimmt Zombie mit dieser Milieubeschreibung eher ironisch Bezug auf den in der Vergangenheit oft gemachten Vorwurf, aggressive Musik würde auch ihre Konsumenten gewalttätig machen. Seine bisher letzte Regiearbeit, „The Lords of Salem“, thematisiert, ebenfalls auf ironische Weise, die angeblichen Rückwärtsbotschaften mit satanistischen Texten, die auf Rock- und vor allem Metalalben versteckt seien und ihre Hörer beeinflussen sollen. Zombie geht es dabei um ein Spiel mit Klischees, die das öffentliche Bild der Metalszene bestimmen.

Was das Actiongenre betrifft, so machte sich in der zweiten Hälfte des ersten Jahrzehnts nach der Jahrtausendwende zunehmend der Trend bemerkbar, Metal stärker in einen diegetischen Zusammenhang der Filme zu stellen und die Musik nicht nur für Vor- oder Abspannsequenzen zu benutzen. So wird der Film „xXx - Triple X“ (OT: „Triple X“; USA 2002) von einem Konzert der Band Rammstein eröffnet, die ihr Lied „Feuer Frei!“ in einem Club, der auch hier dem Antagonisten des Films gehört, vor einer großen Menschenmenge performen (das Musikvideo zum Lied besteht dazu auch hauptsächlich aus diesem, extra für den Film gedrehten, Auftritt).

In „Shoot 'Em Up“ (USA 2007) werden zahlreiche Actionszenen mit Hard Rock oder Metal untermalt; so hört man während der Schießereien im Film u.a. „Breed“ von Nirvana, „Joker & The Thief“ der damals relativ jungen Band Wolfmother und die Klassiker „Ace Of Spades“ von Motörhead und „If You Want Blood (You‘ve Got It)“ von AC/DC. Metal erfüllt im Film auch einen dramaturgischen Zweck: so bemerkt der Protagonist, Mr. Smith (Clive Owen), in einer Szene, dass das Baby, das er beschützt, sich durch das Hören von Death Metal beruhigen lässt, was ihn auf eine Spur bringt.

Für den Director's Cut seines All-Star-Actionfilms „The Expendables“ (USA 2010) ließ Regisseur und Hauptdarsteller Sylvester Stallone bei Showdown und Abspann die ursprünglich verwendeten Titel (den orchestralen Score bzw. den Klassiker „The Boys Are Back In Town“ von Thin Lizzy) durch das Lied „Diamond Eyes (Boom-Lay Boom-Lay Boom)“ der Alternative-Metal-Band Shinedown ersetzen, dessen Text in diesem Film und seinen beiden Fortsetzungen von ihm und anderen Mitgliedern des Casts auch zitiert wird. Und zuletzt war in dem sehr actionreichen Endzeitfilm „Mad Max: Fury Road“ (USA 2015) der Metalsoundtrack sogar direkter Bestandteil der Filmwelt, denn zu der gewaltigen Horde, welche die Hauptfiguren verfolgt, gehört auch ein Gitarrist, der ununterbrochen Metalriffs spielt und seine Gitarre dazu als Flammenwerfer benutzt.

Der "Doof Warrior" aus "Mad Max: Fury Road"

Darüber hinaus fand Metal auch in einem bestimmten Subgenre des Mainstream-Blockbusters Verbreitung: dem Superheldenfilm. Schon bei „Spider-Man“ (USA 2002), der die Welle an Comicverfilmungen nach der Jahrtausendwende einläuten sollte, waren viele Alternative- und Hard-Rock-Bands auf dem Soundtrackalbum zu finden, auch wenn sie im Film selbst kaum zu hören waren. Stärker eingesetzt wurde diese Musik in den beiden Filmen „Daredevil“ (USA 2003) und „Ghost Rider“ (USA 2007), die dazu beide vom selben Regisseur, Mark Steven Johnson, stammten: in „Daredevil“ hört man zwei Lieder der Alternative-Metal-Band Evanescence, eine Ballade und ein aggressiveres Stück, die dazu dienen, sowohl eine emotionale Szene, als auch eine, in der sich die Protagonisten auf einen Kampf vorbereiten, dramaturgisch sinnvoll zu untermalen; in „Ghost Rider“ wird ein Metalcover des Country-Songs „(Ghost) Riders In The Sky“ in einer atmosphärischen Reitszene und während des Abspanns angespielt.

Ein Comic-Charakter, der gar selbst ein Metal-Fan ist, trat in Form von Iron Man in dessen eigenen und den „Avengers“-Filmen auf, die Teil des „Marvel Cinematic Universe“ sind, das 2008 mit dem ersten Einsatz eben jenes Helden startete. In selbigem Film ist während des Abspanns ein Remix von Black Sabbath' Lied „Iron Man“ zu hören (auch wenn sich jenes nicht auf den gleichnamigen Comichelden bezieht), der Soundtrack des zweiten Films besteht dagegen aus Liedern der Band AC/DC, die auch ein eigenes Album zum Film herausbrachten. Robert Downey Jr., der Darsteller des Charakters, tritt zudem in seinen Filmen immer wieder mit Merchandise-Artikeln von Hard-Rock- und Metal-Bands auf. Im ersten „Marvel's The Avengers“ (USA 2012) sieht man ihn mit einem Black-Sabbath-, in dem Gerichtsdrama „Der Richter: Recht oder Ehre“ (OT: „The Judge“; USA 2014) mit einem Metallica-Shirt. Er trägt so seine musikalische Vorliebe nach außen, auch wenn sie in den Filmen ansonsten kaum thematisiert wird. In keinem der bisher genannten Filme steht die Musik und die zugehörige Subkultur direkt im Zentrum, sondern fungiert eher als Ergänzung zu Filmmusik und Szenenbild.

Robert Downey Jr. in "Der Richter"



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