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Der Doctor in dir

26.03.2015 - 08:50 Uhr
"Do you know the sound the TARDIS makes? That wheezing, groaning... That sound brings hope wherever it goes."
BBC
"Do you know the sound the TARDIS makes? That wheezing, groaning... That sound brings hope wherever it goes."
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In meinem Beitrag zu whoviepilot verrate ich euch meine Idee für eine Doctor Who-Folge mit Stanley Kubrick, erzähle euch wie diese Obsession bei mir angefangen hat und scheitere bei der Frage nach meiner Lieblingsfolge, schreibe aber trotzdem fünf Absätze darüber.

23. November 2013: Ich feiere fünfzig Jahre Doctor Who zusammen mit einem Kinosaal voll befester, besonicter und beschalter Fans in dem besten und lautesten Kino-Erlebnis, das ich je in meinem Leben hatte. Die Leute schrien, als plötzlich Peter Capaldis Augenbrauen auf der Leinwand erschienen. Oder vielleicht schrie ich auch nur laut genug für alle anderen. Jetzt, eineinhalb Jahre später, steht gleich noch ein Jubiläum an. Etwas kleiner diesmal. Aber kein bisschen schlechter.

Wie und wann hast du angefangen, Doctor Who zu schauen?

Mit Doctor Who anzufangen ist wirklich nicht so wahnsinnig einfach. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Fans anfangs von Partnern, Familien, Freunden oder anderen Leutchen dieser Art zum Gucken gezwungen wurden. Mich zwang meine Damals-noch-nicht-Freundin 2011 zum ersten Mal. Mit der ersten - eigentlich großartigen, aber etwas schnell gealterten - Staffel hatte ich aber gewaltige Probleme (mörderische Schaufensterpuppen und ein rülpsender Mülleimer?) und ich schaute dann erstmal eine Weile mit ihr zusammen querbeet, wobei ich Fragen stellen konnte wie "Und warum ist [Spoiler] jetzt das Face of Boe?" und sie Antworten geben konnte wie Schulterzucken.

Allmählich gefiel es mir immer besser, aber der Klick-Moment kam erst in The Eleventh Hour, der ersten Folge mit Matt Smith. Mann kracht mit Raumschiff in Garten von kleinem Mädchen, krabbelt völlig durchnässt heraus, sagt dem Mädchen, sie solle keine dummen Fragen stellen, steht auf... und läuft prompt gegen einen Baum. Ich wusste sofort: Das ist mein Mann. Auch die Optik und Erzählweise gefiel mir nun um einiges besser. Die Staffeln 5 und 6 sind immer noch meine Lieblings-Ära von Doctor Who, ich liebe alles vom Inneren der TARDIS über die verwobenen Storylines und die Charaktere. Trotzdem bin ich natürlich unter Peter Capaldi immer noch genauso Fan. Und den rülpsenden Mülleimer finde ich mittlerweile auch ganz cool.

Wer ist dein Lieblingsdoctor?

Rowan Atkinson  natürlich.

Aber ist der auch Canon? Falls nicht... wie zu erwarten Matt Smith. Das Schöne an Doctor Who ist ja, dass jeder einen anderen Lieblingsdoctor haben kann und es kein richtig oder falsch gibt, schließlich sind sie alle einfach der Doctor. Aber Matt Smiths Performance ist einfach so unglaublich detailliert und durchdacht, dass ich keinem Doctor das uralte Alien im jungen Körper so sehr abnehme wie ihm. Bei seinem Doctor liegt alles im Versteckten, deshalb hüpft er so viel herum, macht so viele Witze und ist allgemein so wahnsinnig sympathisch und unterhaltsam, denn wenn er auch nur einmal damit aufhört, wird er zur traurigsten Figur des Universums.

Und der Doctor ist immer mehr als nur er selbst. Er ist immer auch die Summe der Charaktere um sich herum, und das was man in sich selbst wiederfindet. Der elfte Doctor ist einer der unzugänglichsten von allen, nur selten hat man wirklich das Gefühl, seine Gedanken verstehen zu können. Und wenn dann diese seltenen Momente kommen, die überspringenden Funken, entfachen sie irgendetwas in meinem Kopf, das ich kaum beschreiben kann. So fühlen sich Philosophen wahrscheinlich den ganzen Tag. Und dass ich überhaupt an diesen Punkt gelangt bin, ist genauso Verdienst von Amy und Rory, dem besten Companion-Team, das ich mir je vorstellen könnte.

Diese seltenen Momente, in denen der Doctor wirklich irgendwie in meinen Kopf gelangt, machen alles aus. Denn wenn man es schafft, mit einem tausende Jahre alten Außerirdischen mitzudenken... was für Grenzen gibt es noch?

Welches ist deine Lieblingsfolge?

Ich ändere meine Lieblingsfolgen so oft wie diejenigen Leute ihre Liebhaber wechseln, über die es heißt, sie würden ihre Liebhaber wie ihre Socken wechseln. Immer mal wieder versuche ich mich an einer Top 10, aber scheitere grundsätzlich jämmerlich, weil ich schon ab Platz 15 unfähig bin, zu sortieren. Es wird immerhin ein bisschen einfacher, wenn es nur um Folgen seit 2005 geht, aber es ist immer noch furchtbar.

In diesem Moment jetzt gerade ist meine Lieblingsfolge Last Christmas, die aktuelle Weihnachtsfolge. Nick Frosts Auftritt als der Weihnachtsmann ist einfach eines der besten Castings überhaupt und wie die Geschichte es schafft, den Weihnachtsmann auf so elegante Art und Weise in eine Thriller-Geschichte auf einer Forschungsstation aufzubauen (insbesondere in den letzten zehn Minuten), erzeugt auch Monate nach Weihnachten immer noch ein Gefühl warmer Zuckerwatte in meinem Bauch, das ich noch nicht satt habe.

Aber sobald ich dann ein bisschen zurückgehe, komme ich zu Listen, der vielleicht ultimativen Geistergeschichte in sämtlichen Medien, an dessen Ende ich mich aktiv am Sofa festkrallen musste, um nicht umzukippen, oder zu The Day of the Doctor, in der es im Grunde genommen um einige wenige Charaktere geht, die in einem Raum stehen und darüber diskutieren, ob es vertretbar ist, für das größere Wohl zu töten (und diese Geschichte verpackt das irgendwie als bombastisches und lustiges Spektakel), zu The Girl Who Waited, eine der dunkelsten und ehrlichsten Stunden zwischen dem Doctor und seinen Companions, zu The Impossible Astronaut, ambitioniert wie keine andere Folge der Who-Geschichte, wunderschön anzusehen und wahnsinnig gruselig, zu Vincent and the Doctor, allein beim Gedanken fange ich an zu weinen, zu Silence in the Library, der Auftakt zu einer jahrelangen und beispiellosen Liebesgeschichte mit einem fantastischen Monster, zu Blink, dem zeitlosen Klassiker, der noch in Jahrzehnten als Vorbild für Grusel mit Zeitreisen gelten wird und schließlich zu The Empty Child, die Doppelfolge mit der vielleicht besten Atmosphäre, allen Charakteren in Höchstform und einem ikonischen und unvergesslichen Ende...

Und hey, dann gibt es natürlich noch Rose, The Christmas Invasion, Human Nature, Utopia, Partners in Crime, Midnight, The Waters of Mars, The Eleventh Hour, The Time of Angels, The Pandorica Opens, The Doctor's Wife, A Good Man Goes to War, The Angels Take Manhattan, The Name of the Doctor, The Time of the Doctor, Mummy on the Orient Express, Dark Water...

Ich hätte die Frage einfach weglassen sollen. Natürlich fällt mir das erst jetzt ein...

Wenn du einen Trip in der TARDIS unternehmen könntest, was für ein Companion wärst du?

Ich würde erst ins All wollen, mich dann da übergeben, dann auf einen fremden Planeten wollen, da sofort aus Angst vor den obligatorischen fiesen Aliens wegrennen und den Doctor fragen, ob wir nicht einfach ganz gemütlich ins Jahr 2019 reisen und uns den kompletten Marvel-Phase-3-Marathon reinziehen könnten, an welcher Stelle ich mich wahrscheinlich glücklich schätzen dürfte, wenn er mich überhaupt im richtigen Jahr wieder raus schmeißt.

Welches ist die beste Folge für einen Who-Neuling? Und welches die Schlechteste?

Die beste ist sicher The Eleventh Hour. Der Auftakt einer neuen Ära mit komplett neuen Charakteren und Geschichten, die den Einstieg leicht machen, aber mit deutlich höherem Produktionswert und zeitgemäßerer Optik und Story als die Staffeln davor, die aus heutiger Sicht oft stark veraltet oder zumindest etwas zu aufgedonnert wirken.

Was die Schlechteste angeht... Eine Folge wie The Time of the Doctor, die so gut wie keinen Sinn ergibt, wenn man die Folgen der letzten vier Jahre nicht mit Stielaugen und Spock-Ohren verfolgt hat, könnte schon hart verwirren. Und ich hoffe auch, dass es niemanden gibt, dessen erster Kontakt mit Doctor Who der Abzorbaloff  und der Blowjob-Gehweg am Ende von Love and Monsters war.

Welche historische Figur sollte der Doctor dringend noch besuchen?

Ich habe eine ziemlich ausführliche Idee für eine Folge, in der der Doctor Stanley Kubrick trifft, kurz nach dessen Vollendung von Dr. Seltsam, oder wie ich lernte, die Bombe zu lieben. Kubrick landet im Weltraum, auf einem Raumschiff, lauter solche Sachen, wird schließlich wieder vom Doctor abgeladen, aus irgendwelchen Plotgründen ohne Erinnerungen an die Geschehnisse. Was der Doctor nicht weiß: Kubrick nahm seine Gedanken oft auf Kassette auf und während der ganzen Geschichte lief dessen Diktiergerät in seiner Jackentasche mit. Zerzaust und verwirrt hört er sich die eigenartigen Aufnahmen an, während in der Ferne die TARDIS verschwindet, nur als Silhouette vor der untergehenden Sonne sichtbar. Sie sieht aus wie ein Monolith. Kubricks nächster Film ist 2001: Odyssee im Weltraum.

Besitzt du Who-Merchandise?

Einiges, das Highlight ist wohl dieser ultraknuffige Plüsch-Dalek, der beim Drücken "Exterminate!" ruft. Den Aufkleber habe ich vom Buch von Malala. Ich fand das ziemlich witzig.

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