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Der Fall Cumberbatch

03.01.2015 - 15:19 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Eine unüberlegte Aussage von Benedikt Cumberbatch sorgte jüngst für einen Shitstorm
Squareone / DCM
Eine unüberlegte Aussage von Benedikt Cumberbatch sorgte jüngst für einen Shitstorm
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In den vergangenen Tagen gab es einen kleinen Shitstorm, verursacht von Benedikt Cumberbatch. Dieser wollte sich eigentlich nur kritisch dazu äußern, dass Schwarze in Großbritannien noch unterrepräsentierter seien als in Hollywood. Ein bekanntes und leider immer noch akkutes Thema, auf welches nicht oft genug hingewiesen werden kann. Leider benutzte Cumberbatch den Begriff "farbig", vermutlich ohne das Bewusstsein, dass dieses Wort negative Konnotationen bei Schwarzen erweckt. Dies wurde von der Organisation Show Racism the Red Card angeprangert, woraufhin sich ein Shitstorm über Cumberbatch ergoss.

Dieses Blogthema hat zwar nur am Rand mit Filmen zu tun, jedoch haben mich die vielen Kommentare unter dem verlinkten Artikel dazu animiert, ein kurzes Statement dazu zu verfassen.

In den Kommentaren gab es größtenteils Unverständnis für die Kritik an Benedict Cumberbatchs Wortwahl. Es geht mir dabei weniger um den expliziten Cumberbatch-Fall, sondern vielmehr darum, wie auf political correctness reagiert wird. Ja, Cumberbatchs Inhalt mag löblich sein und sollte im Vordergrund stehen, deshalb ist die Wortwahl trotzdem entscheidend. Dass es bei uns anders ankommt liegt vermutlich in erster Linie am fehlenden Verständnis. Wenn er moniert hätte, dass Frauen zu wenig Rollen in Großbritannien bekommen und gesagt hätte "Die Weiber kriegen zu wenig Rollenangebote", dann wäre es für den weißen Deutschen vielleicht nachvollziehbarer. Frauen als Weiber zu bezeichnen, zeigt eine geringschätzige Haltung ihnen gegenüber auf und überdeckt den restlichen Inhalt, dass er sich für diese Gruppierung einsetzen möchte. Genauso empfinden es die Schwarzen scheinbar bezüglich Cumberbatchs Begriff "farbig". Ob ein weißer Deutscher das nachvollziehen kann oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Prinzipiell sollte man einfach akzeptieren, wenn eine Gruppierung sich durch bestimmte Begriffe beleidigt fühlt und diese zukünftig meiden.

Es ist teilweise beliebt geworden, political correctness als Spaßbremse zu bezeichnen, die einen ankotzt. Dazu folgendes Zitat:

Scheiß-Menschenrechtler! Bei jedem erdenklichen Scheiß, den man von sich gibt, gilt man als Nazi, Schwulenhasser oder Chauvinist. Solchen Leuten will ich einfach nur sagen: Fickt euch einfach! Ich geh jetzt mal kotzen!

Dieser Kommentar zeigt deutlich auf, wie sehr manche Menschen aus der Haut fahren, nur weil sie auf andere Menschen Rücksicht nehmen sollen. Denn nichts anderes bedeutet political correctness im Prinzip. Die Forderung, alles sagen zu dürfen, was man möchte, eben ohne Rücksicht zu nehmen, endet meistens immer am selben Punkt, bei einem selbst. Zum Glück sind wir weißen Männer in der privilegierten Situation nicht diskriminiert zu werden. Scheinbar fehlt es genug Leuten da an Einfühlungsvermögen sich vorzustellen, dass es andere Menschen gibt, die aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres Geschlechts oder ihrer Sexualität strukturell benachteiligt und diskriminiert werden. Aus diesem Grund gibt es auch keinen Rassismus gegen Weiße und es ist absolut nicht dasselbe, wenn von "Weißen" gesprochen wird.

Ob ein Begriff passend oder unpassend ist, liegt sowieso immer nur in der Gruppe, die es betrifft. Es ist einfach unmöglich als Weißer zu bestimmen, dass der Begriff "farbig" für einen Schwarzen nicht beleidigend sein kann. Das sollte man den Betroffenen doch bitte selber überlassen. Schwarze dürfen sich übrigens gegenseitig nennen wie sie wollen. Denn untereinander gibt es keine Diskriminierung wegen der Hautfarbe.

Abschließend möchte ich nochmal klarstellen, dass es nicht darum geht, stets die politisch richtigen Begriffe zu wissen. Ich bin mir selber unsicher gewesen, ob "Schwarzer" die korrekte Bezeichnung ist. Aber wenn man mitbekommt, dass man einen beleidigenden Begriff benutzt, sollte man eben aus Rücksichtnahme in Zukunft darauf verzichten und nicht wie ein Kleinkind darauf beharren, sagen zu dürfen, was man möchte.


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