Der Imperator ist ein Klon: Star Wars verschlimmert das Palpatine-Desaster

02.03.2020 - 16:50 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Ian McDiarmid als Palpatine in Star Wars
Disney
Ian McDiarmid als Palpatine in Star Wars
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Ein offizieller Star Wars-Roman stopft eins der größten Löcher in Der Aufstieg Skywalkers. Aus der Erklärung ergeben sich neue, tiefgreifende Probleme für das Universum.

Logiklöcher und Handlungslücken in Filmen stören zwar im Moment des Schauens. Sie sind aber schnell wieder vergessen und sollten bei der Beurteilung eines Films auch nicht zu stark ins Gewicht fallen, sofern sich die Mängel in Grenzen halten. Wer sich zum Beispiel näher mit den Zeitreiseregeln in Terminator oder Avengers 4 beschäftigt, wird seines Lebens nicht mehr glücklich.

Weitere Star Wars 9-Enthüllungen aus den Büchern und ihre Hintergründe

Die Rückkehr von Palpatine war eine dumme, aber notwendige Entscheidung

Auch die unerwartete, da zu Recht für unmöglich gehaltene Rückkehr von Imperator Palpatine in Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers ergibt keinen Sinn, aber sie erschien den Autoren eben notwendig. Regisseur J.J. Abrams hatte nicht viel Zeit und der Film brauchte nach Snokes Abgang in Star Wars 8 einen Oberschurken. So einfach ist das. Wir haben es hingenommen, wie es ist. Aus diesem Grund erfahren wir von der Rückkehr des Imperators schon in den Trailern: Wir sollen uns dran gewöhnen. Die Toten sprechen halt, alles ganz normal.

Die Wiedereinführung des Imperators vollführt Star Wars 9 in einer stürmischen Eröffnungssequenz, in der so viel passiert, dass es gar nicht groß auffällt, dass da gerade ein Superschurke exhumiert wurde. Der Film bemühte sich nicht darum, die Wiederauferstehung erzählerisch in einen Gesamtkontext einzubetten, denn darunter wäre die Eröffnungssequenz und der ganze Film zusammengebrochen.

Kylo Ren in Star Wars 8

Außerdem verursacht der Versuch, etwas Unlogisches zu erklären, nur noch mehr Ungereimtheiten. Doch genau das tut nun ein Star Wars-Roman.

Ein Star Wars 9-Roman erklärt die Rückkehr des Imperators

Offiziell erscheint Rae Carsons Buch Star Wars: The Rise of Skywalker, das Buch zum Film, erst in 2 Wochen in den USA. Auszüge drehen aber jetzt schon im Internet die Runde. Collider  etwa zitiert einige Stellen und ausführlichere Schnappschüsse von den entscheidenden Abschnitten sind bei Twitter einsehbar.

Der Roman nimmt sich ein wenig mehr Zeit für Kylo Rens (Adam Driver) Ankunft auf Exegol, wo er in dem Tempel auf den lebendigen Palpatine trifft. Da hört der Film auch schon auf, jetzt beginnt das Buch.

Bei dem Wesen, das Kylo in einem "gläsernen Gefäß" betrachtet, handelt es sich um einen "Klonkörper", der den "echten Geist" des Imperators umschließt. Der Palpatine-Klon lebt, ist aber schwach. Kylo spendet ihm offenbar im Tausch für Kriegsressourcen die nötige Kraft. Was er, Palpatine, ihm geben könne, fragt Kylo. "Alles, ein neues Imperium", antwortet der Klon, bevor er Macht einsaugt und sich verwandelt.

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Das ist also die Geschichte: Palpatine starb tatsächlich am Ende von Episode 6 und der Palpatine, den wir erleben, ist ein unfertiger Klon, der so gebrechlich ist, weil die körperliche Hülle die in ihr wohnende Macht nicht tragen kann.

Warum die Imperator-Erklärung problematisch ist

Klone sind zwar seit den Prequels mit der Star Wars-Mythologie verflochten. Die Klontechnik greift aber erstmals in einen größeren Charakter-Arc ein. Klone waren in den großen Star Wars-Filmen bisher ein anonymes Gimmick für die Massen(erschaffung).

Klone rangieren in der Liste billiger Drehbuchtricks gleich hinter Zeitreisen, dem nie erwähnten Zwillingsbruder, der plötzlich auftaucht, und dem "Es war alles nur ein Traum"-Twist. Sie werden selten angewendet, höchstens im allerschlimmsten Notfall und dafür gibt es Gründe: Sie gefährden die Glaubwürdigkeit der Geschichte und ziehen die Autorität des Autors über sein Werk in Zweifel.

Kann jetzt auch Luke Skywalker geklont werden?

Wir müssen uns mal vergegenwärtigen, was so eine Klonentscheidung für die erzählerische Statik eines Filmuniversums bedeutet, das seit mittlerweile 5 Jahrzehnten Etage um Etage aufeinanderstapelt. Ein geklonter Oberbösewicht kommt in diesem Bild einem morschen Balken gleich, auf dem tausende Tonnen lasten.

Wenn das Klonen von Hauptfiguren samt Übertragung der wichtigsten Charaktermerkmale in den neuen Körper plötzlich möglich ist, eröffnet das ja auch die Möglichkeit zur Rückkehr von, sagen wir, Luke Skywalker in Fleisch und Blut und nicht nur als Machtgeist. Selbst die Rückkehr nach der Rückkehr ist für den Imperator jetzt ja nicht ausgeschlossen. Ein Klecks Imperator-DNA wird sich ja wohl irgendwo finden lassen. Nur die Mühe müsste sich jemand machen.

Manche Fans wünschen sich jetzt gar Kylo Ren zurück. Ja, warum auch nicht!

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Star Wars ist eines der ältesten Filmfranchise und das mit Abstand emotionalste. Aber unter den chronisch unzufriedenen Fans macht sich in der Palpatine-Frage nun Gleichmut breit. Wenn sich die Autoren die Welt zurechtschreiben, wie es ihnen gefällt, warum sollten das dann nicht auch die Fans können?

[...] Palpatine hat gelogen und Rey ist immer noch ein Niemand.
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[...] Der Klon des Imperators nennt Rey seine Enkeltochter und wir sollen ... das wirklich glauben? [...]
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Star Wars steckt in der Sackgasse

Lazy Storytelling gibt es in den besten Filmfranchises. Kein Tag vergeht ohne einen Herr Ringe-Fan, der ins Internet fragt, warum die Adler nicht häufiger zum Einsatz gekommen sind bei den langen Strecken, die Frodo und Sam zurücklegen mussten. Und warum findet der Zeitumkehrer in Harry Potter eigentlich keine klügere taktische Verwendung? Schlaue Fans, die keine blöden Antworten hören wollen, stellen sich diese berechtigten Fragen lieber nicht. Davon hat niemand was.

Die Frage ist ja ohnehin eher, warum es überhaupt zu Situation kommen muss, die nach so schwerfälligen Erklärungen verlangen. Darauf haben, wer sonst, die Avengers 4-Macher eine Antwort, die letztes Jahr die hanebüchenen Zeitreisen mit entwaffnender Ehrlichkeit rechtfertigten. Man habe sich in Infinity War in eine Sackgasse geschrieben. Sie kreierten eine unmögliche Situation und dachten sich dazu einen unmöglichen Trick aus.

Joe Russo, einer der Avengers 4-Regisseure sagt über seine Zeitreisen: "Letztendlich realisierten wir, dass Zeitreisen nicht existieren, also ist es eine lächerliche Vorstellung. Es ist ein Konstrukt des Genre-Filmemachens."

Manche Dinge lassen sich eben ganz einfach erklären: Es ging nicht anders. Und das ist immer noch besser, als das Klonen von wichtigen Figuren im Kanon zu normalisieren.

Hättet ihr die Palpatine-Erklärung gebraucht?

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