Der Sommer-Blockbuster - Ein Begriff, der bedroht ist

01.07.2017 - 09:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Sieht so ein typischer Sommer-Blockbuster aus?
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Sieht so ein typischer Sommer-Blockbuster aus?
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Die große Hitze der Sommermonate treibt die Menschen zu Scharen nicht nur an den Strand, sondern auch ins Kino. Diese Regel der vergangenen Jahrzehnte steht vor ihrer Auflösung.

Streng genommen dürfte der Begriff "Sommer-Blockbuster" erst seit einer Woche gelten, denn am 21. Juni ist kalendarischer Sommeranfang. Ein Blick in das diesjährige Kinoprogramm zeigt allerdings, dass der Start von Big-Budget-Produktionen nicht (mehr) primär an die Sommersaison gebunden ist. Die ersten großen Filme 2017 waren Logan - The Wolverine und Kong: Skull Island, die beide einen deutschen Kinostart im März hatten. Weiter ging es im April mit Fast & Furious 8 sowie Guardians of the Galaxy Vol. 2. Ist es in diesem Zusammenhang überhaupt noch möglich, von einem "Sommer-Blockbuster" zu sprechen? Und was ist mit dem Begriff überhaupt gemeint?

Die Blockbuster vom Jahresbeginn

Hollywood ist der Inbegriff von großen Geschichten und wie sie erzählt werden. Da verwundert es nicht, dass auch interne Entwicklungen ihre Legenden haben. Um die Entstehung des Sommer-Blockbusters rankt sich ebenfalls eine sagenumwobene Geschichte, die die Financial Times  wiedergibt. So soll an einem Frühlingstag der 1970er Jahre ein Studioboss in Hollywood das Gespräch zwischen seinem Vize und einem leitenden Angestellten mitgehört haben, in dem es um die großen Filme für das anstehende Jahr ging. Die Aussage "some are blockbusters" kam beim Chef als "summer blockbuster" an, und daraus soll sich die Sommer-Saison für Big-Budget-Produktionen entwickelt haben. Wie viel davon wahr ist und wie viel romantisierendes Beiwerk im Laufe der Jahre hinzugekommen ist, lässt sich im Nachhinein nicht nachvollziehen. Vielleicht gibt es dazu ja auch irgendwann mal einen Film, ein möglicher Titel könnte Summer Blockbuster: The Awakening sein ... aber ich schweife ab.

Ich bin der Erfinder des Sommer-Blockbusters ...

In der Filmgeschichte gilt Der weiße Hai von Steven Spielberg in zweierlei Hinsicht als grundsteinlegender Film: Erstens wird er als der erste Blockbuster überhaupt angesehen, zweitens übte er mit seinem (US-amerikanischen) Kinostart im Juni 1975 Einfluss auf die Etablierung einer Saison der großen Filme in dieser Jahreszeit aus. Dabei sind insbesondere zwei Faktoren entscheidend gewesen für den übermäßigen finanziellen Erfolg des Tierhorrorfilms. Durch seine Veröffentlichung im Sommer passte der Film perfekt in die Bade- und Strandsaison, sodass eine gewisse Aktualität gegeben war. Das produzierende Studio Universal erkannte außerdem das Potenzial des Fernsehens, das zu dem Zeitpunkt schwer angesagt war, und gab für damalige Verhältnisse rekordverdächtige 1,8 Millionen US-Dollar für Werbezwecke aus. Der (gewünschte) Effekt: Die Menschen standen Schlange um die Häuserblöcke - wodurch der Blockbuster zu seinem Namen kam - und stellten sich nach einer Vorführung erneut an, um Der weiße Hai ein zweites oder sogar drittes Mal zu sehen. Bei einem Budget von 8 Millionen Dollar spielte Spielbergs heute als Klassiker angesehener Hai-Film mit 471 Millionen Dollar das fast 60-Fache (!) seiner Produktionskosten wieder ein. Auch wenn es von Der weiße Hai drei Fortsetzungen gibt, war Krieg der Sterne zwei Jahre später das erste Beispiel für den Aufbau erfolgreicher Franchises.

Drei Typen, die Blockbuster ablieferten

Alle sechs Filme der ersten beiden Star Wars-Trilogien hatten einen US-amerikanischen Kinostart im Mai. Die einzelnen Filme der Indiana Jones- und Zurück in die Zukunft-Reihen liefen (mit Ausnahme von Zurück in die Zukunft II) in den USA ebenfalls zwischen Mai und Juli an. Neben der Sternensaga sind die beiden Reihen mustergültige Beispiele für Blockbuster-Franchises. Die neuen Star Wars-Filme laufen mittlerweile hingegen im Dezember an. Schon dahingehend zeichnet sich eine Aufweichung der Grenzen ab.
Eine Definition des Terminus Sommer-Blockbuster ist ohnehin schwierig, weil sich bis auf die zeitliche Festlegung keine Kriterien ausmachen lassen, weswegen ein Film in diese Saison fällt; zumal das begriffliche Gegenteil Winter-Blockbuster nicht existiert oder sich zumindest nicht so etabliert hat.

Auch die zweite Hälfte des Jahres 2017 zeigt, dass sich im Bezug auf eine etwaige Sommer-Blockbuster-Saison keine eindeutigen Fronten ausmachen lassen. Der Juli wartet beispielsweise mit Spider-Man: Homecoming und Valerian - Die Stadt der tausend Planeten auf, im August folgen Filme wie Planet der Affen: Survival und Der dunkle Turm. Der September scheint eine Art Verschnaufpause zu sein, dafür drehen die letzten drei Monate des Jahres mit Superheldenfilmen (Thor 3: Tag der Entscheidung im Oktober sowie Justice League im November) und dem 8. Teil von Star Wars so richtig auf. Damit gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder verliert der Sommer-Blockbuster an Bedeutung oder er weitet seine Saison schlicht aus. Wie auch immer, es ist offensichtlich, dass die Starttermine von publikumsträchtigen Filmen nach dem Gießkannenprinzip über das Jahr verteilt werden. Zumindest in Amerika überschneidet sich die Blockbuster-Saison dann mit der der potenziellen Oscar-Gewinner, die meist im Herbst und im Winter in den USA anlaufen. Von dieser Entwicklung bekommen wir in Deutschland wahrscheinlich eher weniger mit, weil es bislang häufig so war, dass die preisverdächtigen Filme um die Oscar-Verleihung herum am Anfang des jeweiligen Jahres positioniert sind.

Was ist für euch ein typischer Sommer-Blockbuster?

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