Die 10 besten Minuten von Fallout spielen in Vault 4 – und ich habe tatsächlich geweint

29.04.2024 - 10:20 UhrVor 13 Tagen aktualisiert
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Die Amazon-Serie Fallout ist zutiefst zynisch und blutig. Doch die besten 10 Minuten der 1. Staffel haben damit gar nichts zu tun und sind völlig überraschend extrem berührend.

Fallout hat ein Problem mit Köpfen. Sie werden abgeschnitten, zermatscht und durchlöchert, und alle laufen in der 1. Staffel dem abgetrennten Haupt eines Wissenschaftlers hinterher. Ich habe wirklich nichts gegen Gore und ein paar Trucks voller Kunstblut, aber dieses gewollt lustvolle Verstümmeln ging mir irgendwann auf die Nerven.

Zehn geniale Minuten in der 7. Folge schlagen allerdings einen komplett anderen Ton an und sind ausnahmsweise lieb und berührend – und extrem wichtig für Lucy und Maximus.

Pause von Mord und Totschlag: Es gibt einen letzten guten Ort in Fallout

Für meine zehn Lieblingsminuten braucht es in der Serie natürlich Vorarbeit: Eine der Hauptstorys der Fallout-Serie dreht sich um die beiden Naivlinge Lucy (Ella Purnell) und Maximus (Aaron Moten). Lucy ist behütet als Teil eines Experiments in Vault 33 aufgewachsen, Maximus ebenfalls abgeschieden von der Realität in der Stählernen Bruderschaft. Beide haben eine sehr einfache Vorstellung, wie die Dinge funktionieren.

Als sie zu Beginn der Serie in die Postapokalypse entlassen werden, verstehen sie wortwörtlich die Welt nicht mehr.

Fallout: Da war Lucys Welt noch in Ordnung

Lucy stumpft an der Oberfläche immer weiter ab und lernt zu misstrauen, während Maximus nach und nach erkennt, dass die Bruderschaft und Rache nicht die Erlösung sind. Doch anstatt die Charaktere immer weiter zu quälen und zu demütigen, macht Fallout in Folge 7 etwas sehr Schlaues: Ihnen wird ein Spiegel vorgehalten, dass es noch Unschuldigere gibt, als sie selbst.

Denn Lucy und Maximus geraten auf ihrer Mission durch eine Falltür aus Versehen in den unterirdischen Bunker Vault 4. Sie werden herzlich aufgenommen, misstrauen aber den genetisch offensichtlich veränderten Menschen, die mit zwei Nasen oder drei Ohren ihren Alltag bestreiten. Während Maximus zum ersten Mal in seinem Leben vor dem Fernseher die Beine hochlegt, glaubt Lucy, einem großen Komplott auf der Spur zu sein.

Sie findet schwangere Frauen, eingelegt in großen Tanks, und weitere Opfer von Experimenten. Lucy greift daraufhin die Vault-Bewohner:innen an – wie sich allerdings herausstellt, sind diese unschuldig. Die Experimente wurden von ihren Vorfahren verbrochen und die heutigen Vault 4-Leute versuchen, diese Gräueltaten wiedergutzumachen und ein friedliches Leben zu führen.

Die 10 besten Minuten von Fallout werden noch wichtig für Staffel 2

Hier beginnen meine 10 Lieblingsminuten in Fallout: Lucy wird nach ihrem Angriff gefangengenommen und prozessiert. Doch anstatt – wie erwartet – ihres Kopfes beraubt zu werden, wird sie freigelassen. Ihre Höchststrafe ist eine Verbannung an die Oberfläche. Andernorts wäre ihr bereits das Sitzfleisch zur Nahrungsverarbeitung "entnommen" worden, doch in Vault 4 bekommt sie noch einen spritzigen Limo-Proviant für zwei volle Wochen zum Ausgang hinterhergetragen.

Fallout: Vault 4-Overseer Benjamin ist verdächtig nett und zuvorkommend

Für den weiteren Verlauf der Geschichte ist das enorm wichtig. Denn das versöhnliche Setting in Vault 4 verdreht Lucy und Maximus außerdem den Kopf, allerdings auf eine gute Art und Weise. Dank ihrer Erfahrungen mit den zutraulichen Leuten kommen sich die beiden auch emotional näher. Wenn all das hier vorbei sei, wollen sie Rache und Experimente hinter sich lassen und gemeinsam in Frieden zusammenleben – eine Entwicklung, die in Staffel 2 noch sehr wichtig werden dürfte.

Als die beiden das beschließen, haben sie in diesem sehr ehrlichen und unerwartet rührenden Moment Tränen in den Augen – eine Seltenheit in der Fallout-Welt. Mir kullerte auch eine Träne runter. Und der berührendste Moment kommt erst noch.

Vault 4 kämpft mit Nettigkeit gegen Massenvernichtung – und siegt

Am Ende der zehn Ausnahme-Minuten entscheiden Lucy und Maximus sogar, den enorm wichtigen, aber aus Vault 4 gestohlenen Energiekern wieder zurückzugeben. Es sei schlicht das Richtige. Ohne könnte Vault 4 nicht überleben. Danach werden wir und die beiden wieder in die harsche Postapokalypse entlassen. Die zehn heilsamen Minuten sind vorbei.

Vor dem bitteren Ende belohnt uns Fallout mit einem Kuss zwischen Lucy und Maximus

Vault 4 widerspricht somit allem, was wir in Fallout zuvor gelernt haben. Die Sci-Fi-Serienwelt ist in ihren Grundzügen eigentlich zutiefst zynisch. Die Menschheit wird immer und immer wieder aus Profitgier von sich selbst vernichtet. Ein Menschenleben ist nur so viel wert, wie man für seine Organe bekommt und Sozialleistungen gibt es nur im Gegenzug für niederträchtige Experimente.

Die Waffen von Vault 4 heißen aber Nettigkeit und Verständnis, und tatsächlich sichern sie damit ihr Überleben. Ohne ihr Entgegenkommen hätten Lucy und Maximus den Energiekern nicht zurückgegeben.

Ich kann Zynismus in Serien und Filmen immer nur bis zu einem gewissen Grad ertragen. Wenn er Überhand gewinnt, ödet mich das an. Es braucht einen Ausgleich zur Hoffnungslosigkeit und zum Hochmut, ansonsten sehe ich keinen Sinn, mit den Charakteren mitzufiebern. Vault 4 hat Fallout genau das gegeben. Mit diesen 10 Minuten hat sich die 1. Staffel einen großen Gefallen getan, und das ganz ohne Kopfverlust.

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