Mit Der Super Mario Bros. Film läuft gerade die Verfilmung des erfolgreichsten Nintendo-Franchise in den Kinos. Bereits am Start-Wochenende brach der Animationsfilm zahlreiche Rekorde. Um die derzeit beste Videospiel-Verfilmung zu sehen, müsst ihr aber nicht mal das Haus verlassen. Tetris ist der eindeutig bessere Nintendo-Film.
Es ist sicher kein Zufall, dass der Streaming-Dienst Apple TV+ Tetris fast zeitgleich zum Mario-Film Ende März an den Start gebracht hat. Hierbei handelt es sich allerdings um keine klassische Videospiel-Verfilmung. Anstatt 2 Stunden lang Blöcke fallen zu lassen, erzählt der Film von Regisseur Jon S. Baird die unfassbare Origin-Geschichte, wie das erfolgreiche Puzzle-Spiel aus Russland die Welt erobern konnte – und was dafür riskiert wurde.
Tetris bei Apple TV+ beleuchtet die unglaubliche Geschichte hinter dem Puzzle-Spiel
In den späten 1980er Jahren möchte der Geschäfts- und Lebemann Henk Rogers (Taron Egerton) das vom sowjetischen Programmierer Alexey Pakitnov (Nikita Efremov) entwickelte Suchtspiel nach Japan bringen, wo er mit seiner Familie lebt. Für ihn ist es zugleich die Eintrittskarte in die heiligen Hallen von Nintendo.
Dafür muss er sich mit dem zwielichtigen Mittelsmann Robert Stein (Toby Jones) sowie dem britischen Medien-Mogul Robert Maxwell (Roger Allam) und dessen arrogantem Sohn Kevin (Anthony Boyle) herumschlagen. Dann aber wird die Sache kompliziert.
Es stellt sich heraus, dass keine Partei die lukrative Handheld-Lizenz für Tetris – die Rogers für Nintendos bevorstehenden Game Boy-Launch benötigt – besitzt. Nun muss sich Henk selbst hinter den Eisernen Vorhang nach Moskau begeben, um sich dort die Rechte zu sichern. Hier freundet er sich nicht nur mit Alexey Pakitnov an, sondern wird in ein brisantes Bietergefecht verwickelt.
Die Kommunisten lachen sich diebisch ins Fäustchen, wenn sich die Kapitalisten aus dem Westen gegenseitig zerfleischen und dabei noch ein guter Deal für die UdSSR rausspringt. Inmitten von hitzigen Hinterzimmer-Verhandlungen, opportunistischen Politikern und KGB-Spionen entwickelt sich die Situation zunehmend zu einer politischen Krise, die schließlich sogar Staatspräsident Gorbatschow auf den Plan ruft.
Spionage-Thriller trifft Nintendo-Nostalgie: Tetris liefert 2 Stunden fantastische Unterhaltung
Die erdrückende Kalter-Kriegs-Atmosphäre prallt hierbei auf unübersichtliches Lizenz-Wirrwarr rund um Tetris. Daraus formt sich ein hoch spannender Spionage-Thriller, in dem Videospiel-Rechte wie Staatsgeheimnisse behandelt werden und Nintendo-Büros die gleiche Erhabenheit ausstrahlen wie russische Staatsgebäude.
Dank der packenden und verspielten Inszenierung, den wilden Twists und nicht zuletzt der mitreißenden Leistung des schnauzbärtigen Taron Egerton wird Tetris zu keiner Sekunde langweilig und bleibt über die 2 Stunden Laufzeit extrem unterhaltsam.
Henks unerschütterlicher Optimismus und seine Leidenschaft für Tetris übertragen sich direkt auf die Zuschauenden. Wenn er erstmals einen Prototypen des Game Boy erblickt, werden Kinder der 80er und 90er mit Sicherheit mindestens ein nostalgisches Tränchen verdrücken.
Manchmal schießt der Film über das Ziel einer Adaption wahrer Ereignisse hinaus – im besten Sinne. Wenn sich 8-Bit Autos durch Moskaus Straßen jagen und Tetris vielleicht sogar für den Fall des Eisernen Vorhangs mitverantwortlich ist, macht dieser "Videospiel-Film" einfach verdammt viel Spaß. Und damit das Double Feature perfekt wird, hat natürlich auch der Nintendo-Klempner Mario einen Gastauftritt.
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