Die Frau als zweite Geige im Hollywood-Blockbuster

15.11.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Marvel's The Avengers
Walt Disney / Paramount / Marvel
Marvel's The Avengers
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Die Frauenrolle im Blockbuster-Kino der letzten Jahre ist gehörig ins Hintertreffen geraten. Dem Mainstreamfilm mangelt es an eigenständigen, von Männern losgelösten Frauen, die nicht nur dem männlichen Hauptpart zuspielen.

Mit Don Jon veröffentlicht Joseph Gordon-Levitt sein Regiedebüt, in dem er selbst die Rolle des pornosüchtigen Jon übernimmt, der ein kleines Filmchen einer echten Frau im Bett jederzeit vorzieht. Nichtsdestotrotz nimmt er an jedem Wochenende eine Eroberung aus dem Club mit nach Hause. Bis er auf die umwerfende Barbara trifft, die ihm gehörig den Kopf verdreht. Er zeigt das erste Mal richtiges Interesse an einer Frau und setzt alles daran, dass Barbara seinem Charme verfällt. Doch nicht nur Barbara spielt im Leben des gut aussehenden Womanizers ein entscheidende Rolle, sondern auch Esther, gespielt von Julianne Moore, wird schnell ein wichtiger Teil in Jons Alltag. Beide Charaktere können trotz ihrer tragenden Rolle in dieser Drama-Komödie stellvertretend für das immer wieder auftretende Problem in den letztjährigen Blockbuster-Filmen stehen. Die selbstsüchtige und attraktive Barbara existiert in Jons Welt einzig und allein um aufzuzeigen, was mit Jon nicht in Ordnung ist, wohingegen Esther als ältere, weisere Frau sein Weg der Erlösung ist. Kurz: Sie dienen beide lediglich dazu, dem männlichen Hauptpart zuzuspielen.

Beginnen wir darüber nachzudenken, welche Rollen Frauen in den letzten Jahren in großen Mainstreamfilmen übernommen haben, kommt uns unweigerlich Lisbeth Salander aus Verblendung in den Sinn, oder Hayley aus Hard Candy und nicht zu vergessen Katniss Everdeen aus Die Tribute von Panem – The Hunger Games. Sie verkörpern starke, unabhängige und total unstereotype Frauen, die durch eigene Stärke und Willen überzeugen können, ohne einen männlichen Part zu benötigen, der ihnen zur Seite steht, sie rettet, den Bösen tötet und dann mit ihnen in den Sonnenuntergang reitet. Doch leider ist die Darstellung der selbstbewussten Frau im Mainstreamfilm in den letzten Jahren immer mehr ins Hintertreffen geraten.

Plot vorantreiben
Esther und Barbara in Don Jon sind für die Geschichte rund um Jon unerlässlich, jedoch nur aus dem Grund, dass der Zuschauer durch sie Jon besser verstehen bzw. charakterisieren kann. Beide Charaktere reflektieren seine Handlungen und Eigenschaften nicht nur, sondern werten sie auch, wodurch Jon für den Zuschauer greifbarer wird. Ariadne, gespielt von Ellen Page, ist in Inception zwar das kreative, kluge Mädchen, das direkt von der Universität rekrutiert wird, jedoch besteht ihre Hauptaufgabe in der Handlung des Films darin, immer genau die Fragen zu stellen, die sich der Zuschauer ebenfalls stellt. Sie setzt den Punkt, an dem die männlichen Protagonisten beginnen, ihre Rolle weiter auszuspielen.

Als weiteres Beispiel seien die Ehefrauen in der Buddykomödie Hangover zu nennen. Die Saufkumpanen wären nicht die sympathischen Kumpeltypen, existierten da nicht ihre Frauen, die nicht müde werden, die dumme Idee der Jungs in Frage zu stellen. Erst unter dem Umstand, dass sie als unterdrückte Männer noch ein einziges Mal so richtig einen draufmachen wollen, bekommt ihr Absturz einen legitimierenden Touch. Ohne ihre Frauen wären sie wohl einfach ein paar Idioten, die sich maßlos betrinken und sich daneben benehmen. Eine andere Rolle, als die der Legitimierung und Ermahnung, wird den Frauen auch nicht zugesprochen. Auch in Don Jon fungiert eine Frau einzig und allein als bloßer Plotpunkt, nämlich die ständig auf ihr Handy starrende Schwester Jons, die genau in einer einzigen Szene des kompletten Films aktiv wird und die Handlung plötzlich in eine neue Richtung leitet. Zuvor war sie fast unsichtbar und nach dieser plotwendenden Szene verschwindet sie auch gleich wieder hinter ihrem Telefon.

Superheldeninnen
Widmen wir uns den unglaublich erfolgreichen Superheldenfilmen, sieht die Frauenwelt auch nicht viel besser aus. Sicherlich existieren im Superheldenuniversum ein paar außergewöhnliche Frauen, denn sie sind Wissenschaftlerinnen oder Anwältinnen, können mit einer Waffe umgehen und sich im Kampf körperlich zu Wehr setzen. Dennoch sind sie am Ende trotzdem die, die in irgendeiner Weise gerettet werden müssen. Auch wenn eine Frau wirklich einmal das Zepter der Action an sich reißt, im Mittelpunkt der Szene steht und sich wie Lois Lane in Man of Steel durch ein Schiff voller Bösewichte schießt, gibt es da immer noch den männlichen Akteur, der ihr nicht nur den Weg weist, sondern sie auch gleich mehrmals rettet. Abgesehen davon, dass sie immer dort ist, wo der Plot die grad benötigt.

Verglichen mit Mathilda aus Léon – Der Profi bleiben die Heldinnen, trotz einiger Ansätze ihnen ein starkes Profil zu verpassen, eine Enttäuschung. In Marvel’s The Avengers von Joss Whedon sind genau zwei, in engen Lederoutfits gekleidete, Frauen mit von der Partie: Black Widow und Maria Hill. Beide sind ein Teil der Avengers, von denen jeder der männlichen Mitglieder schon mindestens einen eigenen Filmauftritt hinter sich hat. Dadurch wirken die beiden Damen nicht nur, als wären sie ein kleiner Bonus zum eh schon starken Team, sondern ihre Charakterzeichnung ist auch um einiges blasser, als die ihrer männlichen Sidekicks. Bisher scheint auch nicht geplant zu sein, diesen Misstand zu ändern und einer weiblichen Heldin einen eigenen Film zu spendieren, denn bis auf einige Gerüchte und vielen schlechten Umsetzung, ist bisher keine Konkurrenz zu den männlichen Auftritten in Sicht.

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