Die Herr der Ringe-Showrunner im Interview: "Wir fragen uns immer noch: Haben wir es richtig gemacht?"

04.09.2022 - 09:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Der Herr der Ringe: Die Ringe der MachtAmazon
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Die Herr der Ringe-Showrunner mussten ein gewaltiges Projekt stemmen. Mit uns sprechen sie über Erwartungsdruck, Peter Jacksons Einfluss und die Game of Thrones-Konkurrenz.

Seit Freitag sind die ersten 2 Folgen von Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht bei Amazon verfügbar. Die monströse Serie ist der nächste logische Schritt der Streaming-Expansion. Amazon und Co. sind bereit, die Bruttoinlandsprodukte kleiner Staaten auszugeben im Kampf um neue Abonnent:innen. Allein die Rechte an J.R.R. Tolkiens Figuren und Geschichten kosteten 250 Millionen US-Dollar. Die erste Staffel verschlang 465 Millionen US-Dollar.

Die noch kommenden 4 Staffeln werden günstiger, denn in den letzten viereinhalb Jahren entstanden das teure Grundgerüst und die Infrastruktur des neuen Mittelerdes. Verantwortlich dafür waren die Showrunner Patrick McKay, John D. Payne sowie die Produzentin Lindsey Weber. Wir haben das Trio zum Interview getroffen und über Erwartungsdruck von außen und innen, die Modernisierung von Mittelerde und den parallelen Start der Fantasy-Konkurrenz House of the Dragon gesprochen.

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Moviepilot: In den ersten 2 Episoden fühlt sich die Welt sehr organisiert an. Was war der schwerste Teil, als ihr euch diesem riesigen und komplexen Universum angenähert habt?

Patrick McKay: Alles ist schwer. Auch der Druck, den wir uns selber machen. Wir lieben das Material, Mittelerde und die Welt, über die Tolkien geschrieben hat, so sehr. Wir wollten das auf eine Weise auf die Bildschirme bringen, die das in Ehren hält und abbildet, was wir und die meisten Fans daran lieben. Aber es sollte den Leuten auch etwas Neues zeigen, etwas, das sie vorher noch nicht gesehen haben. Und das war eine Ambition, die schwer auf uns gelastet hat, jeden Tag, viereinhalb Jahre. Und wir fragen uns immer noch: Haben wir es richtig gemacht? Am Ende sind die Fans die Richter. Also bitte seid nett.

"In unserer Serie musst du Stunden damit verbringen, Prothesen anzubringen, du musst Kostüme designen, alles ist handgemacht"

JD Payne: Es gibt allein in der ersten Staffel ein halbes Dutzend Welten. Und die meisten sind von Charakteren bewohnt, die nicht menschlich sind. Es musste viel Prothesen- und Maßstabsarbeit geleistet werden, denn viele Figuren haben unterschiedliche Größen. Eine Szene, die in einer anderen Serie einfach wäre, wo du die Schauspielenden in Kostüme steckst und sie vor einer Kamera ein paar Worte sagen lässt – in unserer Serie musst du Stunden damit verbringen, Prothesen anzubringen, du musst Kostüme designen, alles ist handgemacht. In Szenen mit unterschiedlich großen Figuren musst du unterschiedlich große Requisiten besorgen. Und dann die ganzen Kameramanöver, Greenscreens und Tennisbälle. All diese Dinge machen es sehr kompliziert, eine normale Szene zum Leben zu erwecken.

Wie groß war dabei der Einfluss der Peter Jackson-Filme?

Lindsey Weber: Die Filme waren im dritten Zeitalter angesiedelt, unsere Serie spielt im zweiten, deshalb haben wir uns an die Bücher gehalten. Aber die Filme haben die Latte so hoch gelegt hinsichtlich Storytelling und Filmproduktion, die Tolkien würdig war. Wir haben versucht, diese Tradition weiterzuführen.

Die Serie sieht durchaus anders aus. Gab es etwas, bei dem ihr gesagt habt, "Das müssen wir ändern, das müssen wir an das Jahr 2022 anpassen"?

Patrick McKay: Nicht wirklich, die Grenze, an die wir uns halten, sind die Bücher und unsere Interpretation der Bücher. Die Tatsache, dass wir uns 1000 Jahre vor Frodo und Gollum und allem anderen befinden, befreit uns von der furchterregenden Herausforderung: “Wie können wir an Peter Jacksons Klassiker anschließen?” Wir lassen diese Frage komplett außen vor. Auf in einen neuen Teil von Mittelerde und neue Teile der Bücher, die noch nicht gezeigt wurden!

Lindsey Weber: Man kann es mit der Gegenwart und dem Alten Rom vergleichen. 3000 Jahre sind eine lange Zeit. Die Dinge sind allein deshalb anders, das gab uns die Erlaubnis, frei darüber nachzudenken, was Tolkien über das Zweite Zeitalter geschrieben hat und dort anzufangen.

"Es war wichtig für uns, dass Mittelerde mehr nach Tolkien aussieht"

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Teile der Tolkien-Fanbase schienen aufgebracht zu sein wegen der Casting-Entscheidungen, die ihr getroffen habt. War es euch wichtig, Mittelerde "weniger weiß" zu machen?

JD Payne: Es war wichtig für uns, dass Mittelerde mehr nach Tolkien aussieht. Du liest Tolkien und es gibt Hinweise auf Diversität jeglicher Art. Die Haarfüße in den frühen Tolkien-Geschichten haben dunklere Hautfarben. Es gibt Charaktere und Menschen, die auf viele unterschiedliche Arten leben. Und wir sagten: “Lasst uns Mittelerde machen!”

Der Herr der Ringe hat durch House of the Dragon ziemlich große Konkurrenz. Glaubt ihr, dass das Einfluss darauf haben wird, wie die Fans auf eure Serie reagieren?

Patrick McKay: Erstens wünschen wir allen Erfolg, egal welche Serie sie machen, eine Genre-Serie oder, wie in diesem Fall, eine epische Fantasy-Serie . Es ist eine aufregende Zeit für Storytelling. Zweitens: Ich hatte das Glück, die erste Folge von House of the Dragon zu sehen und es gibt so vieles, das sie ganz großartig machen. Aber was sie tun, ist so komplett anders als das was wir tun, es ist wie Äpfel und Birnen. Es ist kein Vergleich, wir haben ein anderes Publikum, eine andere Art zu erzählen und andere Ziele.

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