Die Luft ist raus: Ein größeres Walking Dead ist kein besseres Walking Dead

01.03.2020 - 11:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
The Walking Dead
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Fans von The Walking Dead müssten gerade aus dem Häuschen sein. Im 10. Jahr des Zombiephänomens werden gleich 3 Serien die Geschichte weitererzählen. Mehr ist aber nicht immer besser.

Es bricht ein goldenes Zeitalter für Zombiefans an. Im zehnten Jahr von AMCs The Walking Dead Phänomen werden gleich drei Serien über die Bildschirme flackern. Zunächst macht die Comic-Adaption den Anfang und wird die Geschichte um Alphas Whisperer zu Ende erzählen. Basierend auf dem Cliffhanger der ersten Staffelhälfte und den verheißungsvollen Trailern erwartet Fans nicht nur die größte Zombiehorde aller Zeiten, sondern auch ein Geschnetzel sondergleichen.

Das goldene Zombiezeitalter

Danach entführt uns das zweite Spin-off The Walking Dead: World Beyond in die ferne Zukunft der Zombieapokalypse, in der die Menschheit so gut wie gewonnen hat. Große Gebiete wurden abgesichert und ein hoher Zivilisationsstandard ist zurückgekehrt, auch wenn die Gefahr der Zombies außerhalb der Grenzen weiterhin fortbesteht. Eine neue Generation an Teenagern, den strengen Sicherheitsauflagen ihres Alltags überdrüssig, sucht das Abenteuer.

The Walking Dead: Alle wollen Norman Reedus.

Schlussendlich wird im Sommer auch Fear the Walking Dead zurückkehren. Das erste Spin-off hat durch den Wechsel der Showrunner und den Austausch an Hauptfiguren und Handlungsorten eine derartig krasse Veränderung hinter sich, dass man auch gut und gerne vom Spin-off im Spin-off reden kann. Die letzte Staffel endete mit einem massiven Cliffhanger und Fans der Serie können sich über die vielen Verbindungen zur Originalserie freuen.

Kein Ende in Sicht

Neue Serien, neue Staffeln und noch lange kein Ende in Sicht. Fans von Zombies, Gore und Menschen, die wagemutige Entscheidungen in Überlebenssituationen treffen, können sich noch Jahre an guter Unterhaltung sicher sein.

Doch das Netz, das das Serienuniversum unter Zombiepate Scott M. Gimple auswirft, wird kleiner. Die von Zombies überrannte und dem Zerfall überlassene Welt ist schon lange nicht mehr der große Bringer. Überlebensgroße Bösewichte, Crossover oder hanebüchene Cliffhanger scheinen häufig die einzigen Mittel zu sein, mit der die Serie noch begeistern kann.

The Walking Dead: World Beyond: War's das mit den Zombies?

Dabei wäre doch gerade aktuell der Wiederaufbau der Zivilisation die spannendste Herausforderung für die Figuren. Nach fast einem Jahrzehnt des Leids wäre dies auch ein emotional mitreißender Aspekt für die Zuschauer, die mit ihren Figuren den harten Weg gingen.

Stattdessen aber bauen The Walking Dead und Fear The Walking Dead aber wieder nur diverse Häppchen ein. Mal hier ein Helikopter, da mal eine neue Figur, hier ein ominöses Zeichen. Nur um dann in einer Spin-off-Serie das eigentliche Drama zu überspringen. Aber um was genau wieder zu erzählen? Eigentlich doch nur Kinder gegen Zombies. Sicherlich mit einem gewissen Charme, aber genauso sicher scheint wieder der Zyklus aus Jumpscares, Zombies-of-the-Week und Soap-Elementen.

Eine kleinere Welt

„World Beyond“, „A Larger World“, „All Out War.“ Nicht kleckern, sondern klotzen - nur so zumindest kann man die Vermarktungsstrategien der Serien verstehen. Größere Horden, mehr Figuren, immense Ereignisse wie Hurrikans. Mehr ist mehr, so scheint seit Staffeln die Devise. Gleichzeitig aber wird die Welt im Walking Dead Universum stetig kleiner.

The Walking Dead: World Beyond: Drei Ringe, die Welt zu einen...

Alle Serien erzählen eine lokale Geschichte in einer globalen Apokalypse. Angesichts der epischen Ausmaße des Plots erscheint die Umsetzung aber amateurhaft. The Walking Dead bemühte sich zuletzt durch eine stärkere Einbindung der Gruppe am Meer und somit um einen aktiven Szenenwechsel, doch meistens endet alles wieder in den bekannten Wäldern Georgias.

Fear The Walking Dead, so scheint es, dreht oft an ein und der selben Straße, vielleicht mal zwei Meter rechts oder links in ein Feld noch hinein. Am Ende kommt es aber aufs Gleiche hinaus: Alles wirkt leer und eng.

Gerade die vielen Verbindungen hindern die Serie oft daran, die Größe im Kleinen zu entdecken. Es gäbe eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie sich die Serien neuen Gruppierungen mit inhärent spannenden Themen widmen könnten.

Fear The Walking Dead ließ aber zum Beispiel die Natives mit ihrer Beanspruchung der verlorenen Ländereien symptomatisch fallen. Von Walker (Michael Greyeyes), einer der enigmatischsten Bösewichten des gesamten Serienkosmos’, fehlt seit zwei Staffeln jede Spur.

The Walking Dead: Ist Rick ihr Gefangener?

Apropos fehlende Spur: Aus Sherry, einer relativ unbedeutenden Figur aus der Negan-Ära der Mutterserie, macht Fear The Walking Dead einen ganzen Nebenplot, inklusive dem armen Dwight. Während die Figur in der Comic-Vorlage ein stetiger Begleiter von Rick Grimes blieb und im finalen Arc eine zentrale Rolle einnimmt, haben die Serienschöpfer nur das Schicksal Resterampe, Fear The Walking Dead, für ihn.

Gleiches Schicksal: Morgan Jones. Da mag der talentierte Lennie James sich noch so begeisterungswürdig die Seele aus dem Leib spielen, seine Figur hätte sterben müssen. Stattdessen aber wechselt sie die Serien. Lange Strecken dieser Art, von Virginia nach Texas, scheinen kein Problem zu sein, während in der vergangenen Staffel aber scheinbar ein Heißluftballon aus Mangel an Straßen gekapert werden musste, um einer Kernschmelze zu entkommen. Auch die fehlenden Konsequenzen dieses Ereignis’ machen die Serie klein.

Fear The Walking Dead: Dwight und Morgan haben hier nichts zu suchen

Das vorhersehbare Endspiel: Kein Raum für Spekulation

Drei Serien sind aber noch nicht alles. Schließlich führt hinter den Kulissen alles zu einem Endspiel mit der geplanten Rick Grimes Trilogie. Ähnlich wie beim MCU wird ein vorzeitiger Höhepunkt gezogen.

Die mysteriöse Drei-Ringe-Organisation trat bereits in beiden Serien in Erscheinung und auch in den Trailern zum neuen Spin-off scheint sie nicht nur vorzukommen, sondern ein ganz elementarer Bestandteil zu sein.

Womöglich führt all dies dazu, dass durch Rick Grimes ein entscheidender Sieg gelingt und die Gruppen - und somit die Serien und die Welten - zusammengeführt werden.

Noch ist das alles natürlich nicht erzählt. Zugegeben, es ist reine Spekulation. Doch die pläneschmiedenden Showrunner, die laut AMC-Chefs noch auf Jahrzehnte hinaus in Anlehnung des anhaltenden Erfolgs von Star Trek für Content sorgen sollen, haben die Brotkrumen bereits gestreut.

Fear The Walking Dead: Unter anderer Führung hatte die Serie mehr Ambition

Walking Dead sollte nicht zum MCU werden

Alles führt zusammen, alles ist miteinander verbunden. Und schlimmer: Alles scheint bereits vorprogrammiert. Ein solches Projekt wurde im Zombiegenre noch nie gewagt und die Ambitionen, die Zombieapokalypse in all ihren Facetten zu Ende zu denken, ist bewundernswert.

Schlussendlich macht das die Welt aber kleiner und auch öde, echte Neuerungen oder tatsächliche Ausbrüche werden selten oder unmöglich. Die Weite der Welt geht verloren und damit die Gefährlichkeit. Die Serien verlieren ihren Biss. Für eine Zombieserie ist das tödlich.

Auch das neue Spin-off World Beyond wird nicht viel daran ändern, schmiegt es sich doch trotz eines Zeitsprungs so eng an das, was zuvor kam. Fear The Walking Dead unter der Führung von Showrunder Dave Erickson zeigte bereits, was möglich ist. Auf die Bombardierung einer Großstadt folgten Ausflüge aufs Meer, Insel, Mexiko, einen Staudamm - alles binnen kurzer Zeit.

The Walking Dead: Andere Medien beweisen mehr Mut

Was hindert AMC daran, eine Anthologie-Serie im Sinne von Fargo zu produzieren? Eine Staffel in einer Location, dann der Wechsel. Nur weil die Mutterserie die Postapokalypse zu Ende denkt, müssen es ihr nicht alle Spin-offs gleich tun.

  • The Walking Dead schauen: Die neuen The Walking Dead-Episoden werden sonntags in den USA auf AMC ausgestrahlt und sind hierzulande einen Tag später auf FOX und über Sky Ticket  zu sehen.

Wieso nicht ein Walking Dead International? Tausende von Fans strömen auf die Conventions dieser Länder zu ihren Stars aus der Serie. Wieso kann AMC nicht in einer Staffel Zombies durch Berlin strömen lassen? Oder durch die schottischen Highlands? Durch die weiten Teile Asiens? In Büchern wie dem Walking Dead Roman „Typhoon“ gelingt das doch. Wieso also muss das Medium Fernsehen angesichts dieser großen Ambitionen so klein gehalten werden?

Wie seht ihr da Ganze? Bringen mehr Serien und mehr Verbindungen euch mehr Unterhaltung oder vergeht irgendwann der Spaß?

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