Die neue alte Angst von Resident Evil HD Remaster

19.01.2015 - 17:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Resident Evil HD Remaster
Capcom
Resident Evil HD Remaster
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Die HD-Version von Resident Evil schickt sich an, die Angst vergangener Tage in die Neuzeit zu transportieren. Für Liebhaber der Serie wohl ein Pflichtkauf. Aber wie viel Eindruck hinterlässt der Inbegriff des Survival-Horrors bei jemandem, der nie zuvor mit dem Spiel in Berührung kam?

Zurück zu den Wurzeln soll es gehen, zurück in die Zeit, in der Untote und düstere Herrenhäuser wirklich noch für Beklemmung sorgten und nicht kitschig wirkten.

Es ist Wochenende. Das Berliner Wetter signalisiert mir mit prasselndem Regen sowie rüttelnden Fensterscheiben, dass es wohl besser wäre, wenn ich in der Wohnung bliebe. Auf der Suche nach Zerstreuung stoße ich auf den The Evil Within -Test  von Hannes und bleibe an den eingangs zitierten Worten hängen, mit denen er nicht nur die Idee hinter Shinji Mikamis neuestem Werk erklärt, sondern mich auch auf einen Gedanken bringt.

Ich flüchtete zwar bereits vor den sadistischen Insassen der Mount Massive Nervenheilanstalt , bekämpfte Necromorphs auf der USG Ishimura  oder zweifelte in Schloss Brennenburg  an meinem Geisteszustand, aber spielte, wie ich trotz meiner Vorliebe für gepflegten Grusel gestehen muss, nie Resident Evil . Wie wohl dessen Survival-Horror heutzutage wirkt? Meine Neugier ist geweckt. Und der anstehende Release der HD-Version, einer für aktuelle Konsolen von Microsoft beziehungsweise Sony sowie den PC aufbereiteten Fassung auf Basis des GameCube-Remakes, bietet mir die passende Gelegenheit, um die Probe aufs Exempel zu machen.

Die Ungeduld der Jugend

Die Eröffnungssequenz gibt sich indes größte Mühe, mein Interesse zu dämpfen, dekliniert sie doch brav reihenweise Horrorklischees durch: Eine Gruppe von Menschen, in diesem Fall ein Team des Sondereinsatzkommandos S.T.A.R.S., geht mysteriösen Mordfällen auf den Grund und sucht infolge eines Angriffes Zuflucht in einem, auf den ersten Blick, verlassenen Herrenhaus, trifft dort jedoch stattdessen auf Zombies. Noch glaube ich, Resident Evil sei berechenbar. Mein erstes Gefecht gegen einen Untoten soll mich eines Besseren belehren.

Nachdem ich in einer kurzen Cutscene mit ansehen muss, wie sich mein Widersacher an meinem S.T.A.R.S.-Kollegen Kenneth gütlich tut, erhebt er sich und schlürft auf mich zu. Routiniert hebe ich meine Waffe, feuere einige Schüsse ab, bis mein Gegenüber zu Boden geht. „Erledigt“, denke ich, da erhebt sich der faulige Wiedergänger plötzlich. Ich bin verunsichert. Unzählige Titel haben mich gelehrt, dass ein paar Patronen jedes Problem beheben. Also lege ich die Waffe an, drücke den Abzug. Die Kugeln verfehlen abermals ihren Zweck, weswegen ich mein Heil in der Flucht suche.

Die Haupthalle bildet den Ausgangspunkt meines Selbstversuchs.

Währenddessen bemerke ich, dass jeder Raum, den ich betrete, von einer kurzen Szene eingeleitet wird, in der sich das 3D-Modell der von Dunkelheit umhüllten Tür öffnet. Was damals wohl vor allem dazu gedient haben dürfte, die Ladezeiten zu überbrücken, entfaltet eine gewisse Wirkung, da es mich immer wieder fragen lässt, was oder vielleicht sogar wer mich dahinter erwarten mag. Zumal mir die Räumlichkeiten aus vordefinierten Kamerawinkel präsentiert werden, sodass ich auf den ersten Blick nie gänzlich erfasse, was sich alles darin befindet. Ist das erste Geräusch, das mich erwartet, das Knarzen der Dielen oder ein gequältes Stöhnen, macht sich eine unheilvolle Vorahnung in der Magengegend breit. Resident Evil spielt mit dieser Erwartungshaltung, zögert Konfrontationen mit einem Gegner heraus oder überrascht mich in einem bereits besuchten Abschnitt mit neuen Gegenspielern.

Andere Szenen, die ich bei der Erkundung des Anwesens erlebe, halten wiederum weitaus weniger Überraschungen für mich bereit. Als ich eine Treppe hinauf laufe, erblicke ich einen langen Gang, der zu einem Podest führt. Vom Podest, auf dem ein Schlüssel liegt, bewegen sich Vertiefungen zu zwei Statuen. Eine davon trägt einen Schild mit Stacheln. Mir ist klar, sobald ich den Schlüssel nehmen werde, wird mir die eine Statue den Weg versperren, die andere sich auf mich zubewegen. In meinem jugendlichen Leichtsinn probiere ich es wider besseren Wissens aus. Ich sterbe.

In diesem Moment erinnert mich Resident Evil auf unsanfte Weise an sein Speichersystem. Meinen Spielfortschritt sichere ich an rar gesäten Schreibmaschinen. Als PC-Spieler bin ich es gewohnt, jederzeit zu speichern, Konsolentitel bieten mir in der Regel wenigstens automatisch generierte Rücksetzpunkte. Dass mein letzter Speicherpunkt eine Stunde zurückliegt, merke ich erst jetzt. Noch ärgere ich mich darüber, später werde ich diesen Anachronismus als Teil des Gameplaydesigns zu schätzen lernen, aus dem Resident Evil seine situative Spannung zieht.

Not macht Angst

Der Horror von Resident Evil lebt von der Verknappung meiner Handlungsmöglichkeiten: Mein Inventar ist stark begrenzt, Munition Mangelware. Selbst das Speichern verlangt nach einem Verbrauchsgegenstand. So muss ich stets abwägen, wie ich die vorhandenen Ressourcen handhabe. Nehme ich zusätzliche Munition oder den Verbandskasten an mich? Speichere ich jetzt oder warte ich damit bis zur nächsten Schreibmaschine? Jede dieser Entscheidungen birgt das Potenzial in sich, Angst zu erzeugen.

Einmal entscheide ich mich gegen den Verbandskasten und treffe alsbald auf eine Horde Zombies, die mich um ein Haar niederstrecken. Von diesem Moment an baut sich bei jedem Gefecht ein gewisser Druck in mir auf, schließlich kämpfe ich tatsächlich ums Überleben. Ein andermal lasse ich die Munition liegen, was zum Ergebnis hat, dass ich wenig später statt des durchdringenden Knalls meiner Waffe nur ein leises Klicken vernehmen. Perplex stehe ich der deformierten Gestalt gegenüber, die mich wenige Augenblicke später töten wird. Und was passiert, wenn man zu selten speichert, muss ich an dieser Stelle nicht nochmals erwähnen.

Sobald ich sichtlich angeschlagen bin, steigt meine Anspannung.

Erschöpft lege ich den Controller zur Seite, ich brauche eine Pause. Auch wenn mein Streifzug durch das Anwesen noch nicht beendet ist, weiß ich nun, wie viel Wirkung die alte Angst auch heutzutage noch entfaltet. Resident Evil HD Remaster gewährt mir Einblicke in eine Zeit, in der Untote und düstere Herrenhäuser wahrlich für Beklemmung gesorgt haben müssen.

Welche Erinnerungen verbindet ihr mit dem ersten Teil der Resident Evil-Reihe? Teilt mir eure liebsten Anekdoten zu Resident Evil im Kommentarbereich mit.

Für diesen Artikel wurde uns Resident Evil HD Remaster in Form einen Review-Codes für PS4 von Capcom bereitgestellt.

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