Community

Die Peter Jackson-Collection (REVIEW)

21.10.2016 - 14:55 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Bild zu Die Peter Jackson-Collection (REVIEW)
Laser Paradise
Bild zu Die Peter Jackson-Collection (REVIEW)
6
7
Aidsversäuchte Hasen, Kung Fu-Priester und Kotzesuppe - das ist bzw. war einst die Welt des Peter Jackson. Es hat einige Jährchen gedauert, doch jetzt habe ich endlich seine Frühwerke bewundert, und kann euch nun meine Meinung dazu präsentieren. Doch bevor ihr euch auf die Odyssee in die tiefsten Tiefen der Tiefe macht, möchte ich euch noch eine Weisheit von Sebastian, dem Fuchs, mitgeben: Open Up Your Ring - And Try It Front to Bum, bum-bum bum bum-bum-bum-bum-bum-bum-bum!

Hallo meine Untertanen, der Dingo Leader hat sich gedacht, er begibt sich mal wieder von seinem Thron herab, um euch mit seiner überschwänglichen Weisheit zu erleuchten wie Sterne den Nachthimmel.

Es hat für mich als Filmliebhabenden viel zu lange gedauert, bis ich mich mit dem Frühwerk Peter Jacksons auseinandergesetzt habe, vor Allem, da "Braindead" einen fast genauso großen Kultstatus hat wie seine Hollywoodwerke, zumindest unter Leuten, die sich etwas intensiver mit Filmen befassen, oder einfach, wie ich, Geeks sind. Da ich auf der letzten Filmbörse zu einem günstigen Preis diese hässlich gestaltete 3er Box entdeckt habe, in der neben besagtem Klassiker auch noch die beiden Trashfilme "Bad Taste" und "Meet the Feebles" enthalten waren, habe ich beschlossen, sie und die drei beinhalteten Filme in meinem Blog zu reviewen. Warum nicht in 3 seperaten Kommentaren? Da ich es bei Filmen, die derart vom Feeling leben, ähnlich wie bei Komödien oder Horrorfilmen, kaum schaffe, eine halbwegs akzeptable Länge hinzubekommen.


DIE BOX:

Wie ihr seht ist das Cover eine Ausgeburt an Hässlichkeit und verursacht beim Betrachter, egal, wie tolerant er auch sein mag, unweigerlich Augenkrebs. Dieser Versuch, drei Filme, die sich freigabetechnisch zwischen FSK18 und Beschlagnahme bewegen, mit einer Herr der Ringe-Optik zu versehen, tut weder den Filmen noch den Kunden gut. Gelegenheitskäufer, die sich nicht mit dem Frühwerk Jacksons befasst haben, werden Fantasy erwarten und dann enttäuscht oder schockiert werden, und die Filme haben eine ihnen unwürdige Verpackung, die den Sammler wenig Freude bereitet und die Werke nicht widerspiegeln. Aber für relativ wenig Geld erhält man 3 ungekürzte Filme, von denen einer auf dem Index steht und ein weiterer gar beschlagmahmt ist. Da Tanz der Teufel kürzlich erst eine Listenstreichung wiederfahren ist, sind vielleicht auch jene besagter 2 Filme denkbar, aber so konnte ich sie bereits zuvor sehen, was ja auch nicht schlecht ist. Letztendlich kommt es ja auch auf die Filme selbst an, nicht auf die Aufmachung - "Bad Blood" von Blood on the Dance Floor ist Abwärter auf das hässlichste Albumcover aller Zeiten und trotzdem ist die Musik darauf genial - aber man freut sich freilich über coole Gestaltung. Naja, es ist auch immer noch besser als das "Bad Taste"-Cover mit dem aufgeplatzten Kopf, auf dass ich jedes Mal bei Saturn stoße, und bei dem ich mich frage, ob es derartig öffentlich und für Kinder gut sichtbar dort stehen sollte.


MEET THE FEEBLES:

Auf Raten von Troublemaker69 habe ich mir als ersten Film Meet the Feebles angesehen. Erwartet hatte ich mir einen derben Streifen, der schwarzen und bösen Humor auf eine Weise bringt, die man von Drawn Together oder Team America kennt, aber trotz einem ähnlichen Hang zu Obszönitäten fehlt dieses frivole, alberne an der Geschmacklosigkeit. "Meet the Feebles" ist nämlich überaus harte Kost und kann einen äußerst mitnehmen; wir sehen hier Figuren beim psychischen und physischen Verfall zu, welcher auf eine derartig schäbige, schmutzige und ekelerregende Weise stattfindet, dass einem das Lachen schonmal im Halse stecken bleibt. Der Film erzählt mehrere Geschichten hinter den Kulissen der Varieté-Show "Meet the Feebles", welche einige Parallelen zu den Muppets aufweist. Trotz den munteren Treibens auf der Bühne geht es backstage hart zu: der Messerwerfer fixt, um seine Kriegstraumata zu vergessen, die Sängerin der Show hat mit ihrem Übergewicht zu kämpfen, der Produzent betreibt einen Pornoring sowie ein Drogengeschäft, der Dompteur hat eine Vaterschaftsklage am Hals, einer der Darsteller leidet an einer sexuell übertragbaren Krankheit, nebst diversen anderen Konflikten.

Ich habe mal ein Theaterstück namens "Krawutzi Kaputzi" gesehen, welches eine ähnliche Prämisse vorzuweisen hat und welches sich, rückblickend, wohl ordentlich bei diesem Film hier bedient hat. Dort ging es um bekannte Figuren des österreichischen Kinderfernsehens, welche hinter den Kulissen mit erwachsenen Problemen wie Drogensucht, Sexualität, Depressionen, etc. zu kämpfen haben. Was allerdings einen deutlichen Unterschied zu Jacksons Werk darstellt: dieses Stück war darauf aus, durch Gags, wenn sie auch relativ adult-oriented waren, zum Lachen anzuregen und zu entertainen. Am Ende blieb man gut unterhalten zurück. Irgendwo im Laufe seiner Produktion war "Meet the Feebles" einmal ein ähnlich gestricktes Werk, aber die Figuren sind zu hässlich, das Milieu zu ungustiös und die Spitzen derartig verstörend, so dass man eher geneigt ist, sich danach schlechter zu fühlen. Im "Höhepunkt" des schlechten Geschmacks übergibt sich Harry der Hase, durch seine enorme Verunstaltung gut erkennbar von einer sexuell übertragbaren Krankheit geprägt, stückig über die gesamte Bühne - zuvor löffelte eine Reporter-Fliege, welche ihm sämtliche Wörter im Mund umdrehte, genüsslich seinen ungesund matschigen Kot. Der Psychoterror, der dieser Figur im Laufe des Films wiederfährt, ist nur einer von mehreren Grenzerfahrungen, die sich wie ein scheißebrauner Schleier über unser Gemüt legt.

Offen bleibt, inwiefern Szenen des Filmes lustig oder schlichtweg heftig gemeint sind. Eine relativ aufreizende Gesangsnummer der Figur Sebastian - übrigens ist das charakterlich ein vollkommen authentisches Abbild eines anthropomorphen Fuchses, ich kann es in jeder Sekunde bestätigen - ist zweifelsfrei eine slapstickhafte Szene und erinnert an das AIDS-Musical aus "Team America" oder den Ohrwurm "Black Chick's Tongue" aus "Drawn Together". Der Witz ist klar erkennbar: wunderbare Musik und idiotischer Text. Überhaupt ist er so ziemlich die einzige Figur, die sich nicht ernst nimmt und Comic Relief-Charakter aufweist; er hat auch keinerlei tiefgehende Probleme. Die meisten Szenen jedoch, in denen etwa eine Figur einen grausamen Vietnam-Flashback durchlebt oder eine weitere von ihrem Mann und seiner Geliebten wiederholt als fett, hässlich, etc. betitelt wird, haben einen äußerst unangenehmen Beigeschmack. Das wird auch dadurch verstärkt, dass dem Film eine gewisse Dramaturgie, sowie eine gewisse Distanz fehlen. Obwohl es sich um Kostüme und Puppen handelt, blicken wir zu tief in die Psyche der Charaktere, als das wir ausgelassen darüber lachen könnten. Und wir wissen, dass es in dieser Welt einer von ihnen stirbt. Mehrere Nebenfiguren werden im Laufe des Films, meist durch Unfälle, teils grausam getötet, und es hat immer Lapaliencharakter für alle Beteiligten. Vielleicht gebe ich mehr Ficks auf die Figuren als Peter Jackson, aber es fehlt die groteske Überzeichnung für eine schwarze Komödie, und letztlich fühlt sich der Film schmierig, schmutzig und voll von mit allen möglichen Viren versäuchten Sekreten an. Kurzum: super!


BRAINDEAD:


Nun, es sollte für mich endlich an der Zeit sein: Braindead war an der Reihe, gesichtet zu werden. So genial "Meet the Feebles" auch war, er hat meinen Verstand doch ziemlich gefickt, sodass ich mir zwischenzeitlich Sorgen machte, ob ich mich nicht mit irgendetwas angesteckt habe. Aber da sollte eine Zombiekomödie doch eigentlich wieder das Gemüt aufhellen, oder? Und ja, das tat er auch gewiss!

Mein erster Gedanke nach dem Film: wer würde auch nur Ansatzweise denken, dass ein Film wie “Braindead” und ein Film wie “Meet the Feebles” aus derselben Feder und vom selben Regisseur stammt? Lassen wir die “Herr der Ringe”-Reihe mal Außen vor, diese hat mit “Braindead” zumindest das Vorhandensein einer Struktur gemein. Wo “Meet the Feebles”, wie oben erwähnt, schäbig erscheint wie ein furchtbar dreckiges Puff, ist dieser Film deutlich spaßiger, leichter und konsumierbarer; ganz klar in Gags verpackt offeriert Herr Jackson hier eine wunderbare Zeit für Freunde der albernen und trotzdem harten Komik.

“Braindead” feiert feucht-fröhlich und in bester Stummfilm-Slapstick-Manier seine ungeheure Splattrigkeit. Die Hauptfigur wirkt dabei naiv und etwas infantil und arrangiert sich, teilweise mit britischem Humor (obwohl der Film neuseeländisch ist), mit der leicht unbehaglichen Situation, einen Haufen Zombies im Keller zu haben. Das ist einfach nur ein Fest der dämlichen Brutalität, des völlig Überzeichneten und der skurrilen Komik. Vollkommen realitätsfrei kommt hier die Gewalt zu Tage, wie Spaßmacher verhalten sich die Figuren. Das ist trotz, oder gerade durch die Unmengen an Blut, Gedärmen und Gerippen, die der Film völligst irrsinnig und bar jeder Schranken kreativst zur Schau stellt, immer gut gelaunt und heiter. An ein paar Stellen vielleicht ein wenig zu fäkal in seinem Humor, generell aber eine wahnsinnig feierliche Anarchokomödie. Wenngleich ich “Tanz der Teufel 2”, welcher auf einen ähnlichen Humor aufbaut, noch etwas lieber habe, wird “Braindead” vermutlich auch ein All Time-Favorite von mir werden, denn der Kult trieft, wie der rote Körpersaft, aus allen Ecken.

So, mehr habe ich dazu nicht zu sagen; Komödien zu beschreiben ist ohnehin etwas schwierig, überhaupt, wenn es schon hunderte klasse Kommentare und Reviews dazu gibt. Ich könnte nun noch auf die ödipalen und zwischenmenschlichen Aspekte des Films eingehen, aber wayne.


BAD TASTE:

Nun denn, dann bleibt doch nur mehr einer übrig im Bunde - Bad Taste. Was mich bei einem Film von jemandem, der mir einmal schwere und einmal leichte Kost beschert hat, der damit wirbt, schlechten Geschmack zu beinhalten, wohl erwarten würde? Da es um Außerirdische geht, wird es wohl eher in Richtung "Braindead" tendieren, wobei mir bereits vor einigen Jahren bei Betrachtung des Schnittberichtes aufgefallen ist, dass dieser Film nicht nur trashig, sondern billig unter aller Sau ist - man sieht bei der Darstellung eines zerfetzten Kopfes deutlich Äste herausragen. Es gibt ja einige, die gerade das zelebrieren, aber bei einem Film, der nicht durch unfreiwillige Komik glänzt, benötige ich doch zumindest einen "Braindead"-Standard, um es so richtig zu genießen. Blut, das verdächtig nach Nagellack aussieht, in dann doch nicht mein Fall. Und ich könnte über das hinwegsehen, hätte mir der Film sonst irgendetwas zu bieten.

Ich persönlich war beim Betrachten des Filmes jedenfalls regelrecht enttäuscht. Wo Jacksons Zombiekracher mit diesem gewissen Pepp, kultigen Figuren, knackigen Zitaten und überzeichnetem Slapstick aufwarten konnte, gibt es in "Bad Taste" gähnende Leere. Völlig frei von Story oder Sympathieträgern schwingt sich der Film von einer Splatterszene zur nächsten. Dabei konfrontiert er einem von Anfang an mit Eingeweiden, Gehirnmasse und Gummihautfetzen, gefilmt mit einer wackeligen Kamera und schlechter Beleuchtung. Dadurch verschießt er gleich zu Beginn nahezu sein komplettes Pulver und steigert sich bis zum Ende hin so gut wie gar nicht. Das Ergebnis ist eine blutige Masse, die konstant und daher trotz relativ kurzer Dauer rasch öde und uninteressant wirkt. Von der Originalität eines "Braindead" kann da kaum die Rede sein, der Humor des Streifens ist weitaus gestreuter, oder besser gesagt einseitiger. Überzeichnete Gewalt alleine reicht nicht für einen vernünftigen Film, wenn sie nicht mit Timing einen bestimmten Effekt erzielt, sei es Komik, Coolness oder Schock. Vermutlich zielt der Film auf letzteres ab, stellt sich in meinen Augen aber ziemlich ungeschickt an. Ich habe mich maximal geekelt, als der eine Alien in Menschengestalt das Erbrochene als Suppe getrunken hat, aber was soll ich erwarten, man hat mir im Titel ja angekündigt, dass ich schlechten Geschmack zu erwarten hatte.

Natürlich muss man etwas nachsichtig sein, der Film ist quasi ohne Budget entstanden und Peter Jackson hatte keine Erfahrungen im Dreh von Filmen, und hätte es dieses Werk nicht gegeben, wer weiß, was für klasse Filme uns entgangen wären. Ich persönlich konnte jedoch mit diesem einheitlichen Gesplattere wenig anfangen, für meinen Geschmack gibt es da zu wenig Variation, Story und Klamauk. "Bad Taste" ist für mich daher ein kleines Goodie, welches ich zu 2 tollen Filmen dazu erhalten habe, über deren Sichtung und Besitz ich auf jeden Fall froh bin.


FAZIT:

Peter Jackson hat uns mit der "Herr der Ringe"-Trilogie einen Meilenstein beschert, und auch sein übersinnliches Drama In meinem Himmel gehörte bis dato zu seinen von mir sehr geschätzten Filmen, und für mich war es interessant zu sehen, wo er denn seine Wurzeln hat. Es überrascht mich auch, dass man so einem radikalen Filmemacher das Riesenbudget für den Fantasy-Epos zur Verfügung stellte, aber anders als viele ist es für mich nicht schwer zu glaubeb, dass der Mann hinter "Braindead" und "Bad Taste" hinter diesen Blockbustern steckt. Sie fühlen sich zwar anders an und weisen kaum Parallelen auf, jedoch sind alles leicht einzuordnende und nachzuvollziehende Genrefilme, wobei Jackson auch Mittelerde masken- und monsteraffin gestaltete. Mit "Meet the Feebles" habe ich da mehr Probleme; ein Film, den ich vielleicht selbst ganz anders aufgefasst habe, als er gemeint war, und der sich irgendwie irreal und verboten anfühlt. Also nicht Ich spuck' auf dein Grab-verboten, eher Snuff-verboten.

Im Endeffekt also 2 geniale Filme und einen, der mir persönlich für einen Unterhaltungsfilm zu wenig Unterhaltung bietet. Im Großen und Ganzen war das also ein guter Kauf von mir, nächstes Mal vielleicht mit ansprechenderem Cover.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News