Die Top 10 des deutschen Roadmovies

25.07.2008 - 14:08 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
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Zwischen Autobahn und grüner Wiese, Verloren-Sein und echter Freundschaft.

Detlev Buck hat einmal gesagt, man könne ein deutsches Roadmovie nur mit Analphabeten drehen. Jeder andere würde sofort die Straßenschilder lesen und innerhalb von maximal sechs Stunden am Ziel sein.

Mit dieser Aussage spielte er auf seinen Roadmovie Wir können auch anders… an, in welchem er 1993 Joachim Król und Horst Krause als zurückgebliebenes Bruderpaar durch Ostdeutschland fahren ließ. Dies war zwar nicht Bucks erster Spielfilm, doch scheint das Roadmovie als Genre besonders beliebt für deutsche Debütfilme zu sein. Einige davon findet ihr auch hier in der Liste. Ob als Werk eines Altmeisters des deutschen Films (Volker Schlöndorff drehte mit 68 Jahren sein erstes Roadmovie Ulzhan) oder als Fernsehfilm (Sat1 sicherte sich unlängst mit Dekker & Adi – Wer bremst verliert! Traumquoten) – das Roadmovie ist in sämtlichen Sparten im deutschen Film angekommen.

Als einer der ersten dieses Genre sei Nachts auf den Straßen aus dem Jahr 1952 genannt, in dem hans albers einen skrupellosen LKW-Fahrer spielt, der das Geld eines Unfalltoten auf der Autobahn stiehlt und in Hildegard Knef eine weitere verlorene Seele findet.

Herzlichen Dank an die beiden User Alanger und Sonse, die diese Liste durch wertvolle Tipps inspiriert haben!

Platz 1 Wir können auch anders… von Detlev Buck

Das deutscheste aller deutschen Roadmovies. Buck erzählt in diesem Nachwendefilm von zwei Brüdern, die es nach Schwerin in Mecklenburg-Vorpommern zieht, wo sie einen Gutshof der Großmutter geerbt haben. Auf der Reise passiert ihnen so einiges Unvorhergesehenes: Sie begegnen einem russischsprechenden entflohenen Rotarmist, nehmen eine rothaarige Schöne mit, eine Wirtin als Geisel, Straßenräuber können nur mit der hauseigenen Kalaschnikow abgewehrt werden…Und plötzlich sind den beiden Analphabeten auch Heerscharen von Polizisten auf den Fersen. Bucks melancholisch-skurilles Roadmovie mit Western-Einschlag hat unserer Meinung nach den ersten Platz mehr als verdient!

Platz 2 Alice in den Städten von Wim Wenders

Vielleicht am prägendsten für den deutschen Road Movie war und ist Wim Wenders. Alice in den Städten (1974), Falsche Bewegung (1975) und Im Lauf der Zeit (1976) zeugen von Wenders eigenwilligem Stil, der sich des Road Movies bedient, um deutsche Befindlichkeiten aus der Distanz aufzugreifen. Alice in den Städten gilt hierbei als persönlichster Film im Werk Wenders und zugleich als Wegbereiter für Motive, denen sich der Deutsche auch in seiner Karriere in den USA verschreibt. Die unfreiwillige Reise des Journalisten Philip Winter (Rüdiger Vogler) durch Deutschland wird von Kameramann Robby Müller in bedrückenden Schwarzweissbildern festgehalten, die mit dem unschuldigen Blick des Kindes kontrastieren. Alice in den Städten stellt so ein von Sehnsucht gekennzeichnetes Roadmovie dar.

Platz 3 Im Juli von Fatih Akin

Christiane Paul meets Moritz Bleibtreu unter der Regie von Fatih Akin. Was viele heute feiern, ließ Akin in seinem zweiten Langspielfilm im Jahr 2000 schon erahnen: ein außergewöhnliches Talent, Menschen und Alltäglichkeiten zu porträtieren. Im Juli enthält eine wunderschöne Liebeserklärung und Lagerfeuerszene. Alleine deshalb kann man sich diese Mischung aus Liebesfilm und Roadmovie immer wieder anschauen!

Platz 4 Knockin’ on Heaven’s Door von Tom Jahn

Was haben wir geweint am Schluss, als sie endlich das Meer erblicken, um dort zu sterben. Zwei Typen, die unterschiedlicher nicht sein können, brechen aus der “Abnippelstation” Krankenhaus auf und hauen nochmal richtig auf die Kacke, weil ihnen nun eh alles egal ist. Im Angesicht des Todes nochmal alles machen, was man bisher in seinem Leben verpasst hat. Die bis in die Nebenrollen mit hervorragenden Darstellern versehene Besetzung entschädigt für manch pubertären Gag und lockte vor elf Jahren 3,5 Mio. Zuschauer in die Kinos.

Platz 5 Zugvögel … einmal nach Inari von Peter Lichtefeld

Auch in diesem deutschen Roadmovie aus dem Jahr 1998 spielt Joachim Król die Hauptrolle. Er spielt die Rolle des Lastwagenbeifahrers Hannes aus Dortmund, dessen größter Wunsch es ist, zu einem nordfinnischen Wettbewerb zu fahren, bei dem man Kursbücher und Fahrpläne auswendig vorsagen muss. Da er jedoch seinen Chef niederschlägt und dieser am nächsten Tag tot aufgefunden wird, befindet er sich alsbald auf der Flucht. Urdeutsche Eigenarten konstrastieren mit der finnischen Lebensart und bringen den Zuschauer zum Schmunzeln. Dass man nach dem Film gleich Lust bekommt, den nächsten Zug gen Finnland zu nehmen, ist ganz und gar auf den Charme dieses Roadmovies zurückzuführen.

Platz 6 SommerHundeSöhne von Cyril Tuschi

Zwei Jungs und ein Mädchen fahren in einem Wohnmobil gen Marokko, obwohl sie eigentlich kaum etwas verbindet außer – Probleme. Ein großartiger Fabian Busch wirkt herrlich unangepasst neben dem großgewachsenen Stipe Erceg, der zu Deutschlands besten Darstellern der jüngeren Generation gehört. Muttersöhnchen meets Macho und mysteriöse Blonde. SommerHundeSöhne ist das Debüt von Cyril Tuschi und blieb bisher der einzige Film des Regisseurs – schade.

Platz 7 Theo gegen den Rest der Welt von Matthias Seelig

Marius Müller-Westernhagen erhielt 1980 für die Rolle des schnodderigen Theo Gromberg, der mit dem italienischen Kumpel Enno seinem gestohlenen LKW samt illegaler Ladung hinterjagt, den Ernst-Lubitsch-Preis. Der Kraftwagenfahrer aus Herne ist ein trotziger Alltags-Optimist, dem sämtliche Katastrophen nicht reichen, um aufzugeben. Sein Slogan (“Das Schönste im Leben ist doch, dass es immer weitergeht”) gepaart mit deutscher 80er-Jahre-Komik machen aus Theo gegen den Rest der Welt ein witziges, unterhaltsames Roadmovie.

Platz 8 Vivere von Angelina Maccarone

Drei Frauen auf dem Weg von Pulheim nach Rotterdam und wieder zurück. Das sind drei verschiedene Schicksale, die die Regisseurin kunstvoll ineinander webt. Francesca, Gerlinde und Antonietta werden gespielt von Hannelore Elsner, Esther Zimmering und Kim Schnitzer, die der Dreiphasenstruktur dieses Roadmovies jeweils einen sehr individuellen und starken Touch geben.

Platz 9 Bis zum Ellenbogen von Justus von Dohnányi

Debütfilm des Schauspielers Justus von Dohnányi, in dem zwei tollpatschige Typen zur WM-Zeit in Deutschland eine Leiche nach Sylt befördern. Dohnányi war bisher oftmals als eher unsympathischer Charakter zu sehen: ob als psychopathischer Flubegleiter Buderos in Das Experiment oder als grausamer Nazivater in Napola-Elite für den Führer. Skurille Momente, feiernde Deutsche, Hartz-4-Klischee und Stammtischpalaverei – die Low-Budget schwarze Komödie lässt von Justus von Dohnányi so einiges für die Zukunft erhoffen.

Platz 10 Mutanten von Katalin Gödrös

Dieser Debütfilm dürfte eher unbekannt sein. Vielleicht hat ihn der ein oder andere im Spätprogramm eines öffentlichen Fernsehsenders gesehen, welcher darin dem deutschen Nachwuchsfilm eine Chance gibt. Jacob Matschenz und Karoline Teska spielen zwei Teenager, die die deutsche Autobahn gen Frankreich hinabtrampen und dabei vor Problemen weglaufen.

Wer seinen allerliebsten deutschen Roadmovie in dieser Top10 vermisst, der lasse es uns wissen!

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