Die Top 7 der Film-Hommagen

26.01.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
In The Artist werden die alte Kinomagie und der Stummfilm gefeiert.
Weinstein
In The Artist werden die alte Kinomagie und der Stummfilm gefeiert.
32
16
Hommagen sind ein Augenzwinkern an vergangene Zeiten, an vergangene Genres oder Geschichten. Sie sind manchmal komisch, manchmal ernst, oft beides, aber immer wohlwollend. Wir haben uns einige Film-Hommagen angeschaut.

Oft sind Filmemacher selbst auch Filmbuffs, die gewisse Genre-Vorlieben und Idole mitbringen. In Form von Hommagen huldigen sie den vergangenen Kinozeiten und vergessenen Genres. The Artist ist in diesem Sinne die Liebeserklärung von Michel Hazanavicius an die Stummfilmzeit und ihre Stars wie Buster Keaton oder Charlie Chaplin. Gleichzeitig ironisch und ehrerbietend inszeniert schlägt sich Jean Dujardin als in die Bedeutungslosigkeit abgleitender Stummfilmstar George Valentine durch die für ihn unverständliche Welt der Talkies.

Doch je mehr die Filmgeschichte voranschreitet, desto mehr Hommagen an die Vergangenheit gibt es. Ob nun in Form von bekannten Geschichten, Genrekonventionen oder Kameraarbeit. Hommagen können viele Formen haben. Die Abgrenzung zur simplen Parodie, dem Genre-Mashup oder der spärlich gesetzten Referenz ist nicht so leicht. Weil sich die verschiedenen Genre-Hommagen eigentlich kaum vergleichen lassen, fiel die Auswahl ganz besonders schwer. Einige Beispiele stechen aber dennoch hervor und schafften es in unsere Top7 der besten Film-Hommagen.

7. True Grit – Badass-Antihelden aus dem alten Westen
Joel Coen und Ethan Coen spielen gern mit den Genres. Western mögen sie neben dem Film Noir anscheinend besonders gern. No Country for Old Men war ein Neo-Western, der die alten, aber aktualisierten Stereotypen im Texas der 1980er-Jahre auftreten ließ. True Grit spielt wieder in der Vergangenheit. In wahrer Western-Manier sind es mit Rooster Cogburn (Jeff Bridges) oder Texas Ranger LaBeouf (Matt Damon) noch rohe Kerle, die in dieser Rachegeschichte nicht an Kugeln und trockenen Sprüchen sparen. Roger Ebert bemerkte zum Film, dass die Coens wie auch die Kameraarbeit von Roger Deakins an die Glorie erinnern, die Western war und immer noch sein kann. An Der Marshal, die Erstverfilmung des Romans von Charles Portis, mit John Wayne als Cogburn kam der Film für die Kritiker zwar nicht heran, überzeugte aber um seiner selbst willen.

6. Moon – Die Kälte des großen, weiten Alls
Wer 2001: Odyssee im Weltraum liebte, wird Moon von Duncan Jones lieben. Wer 2001 nicht mochte, auch. Moon fängt nicht nur die Atmosphäre des Klassikers von Stanley Kubrick ein, sondern auch zahlreicher anderer Vorbilder. Hal 9000 schaffte es in Form der künstlichen Intelligenz GERTY (Stimme: Kevin Spacey) ebenso in den Film wie die surrealen Elemente aus Solaris von Andrei Tarkowski. Nicht um ihrer selbst willen wird eine Vielzahl an Filmen zitiert, sondern um die traurige Geschichte um den einsamen Mondminenarbeiter Sam Bell (Sam Rockwell) voranzutreiben. Duncan Jones bezeichnete seinen Film selbst als Hommage an die kalten, kontemplativen Science Fiction-Filme der 70er- und 80er-Jahre wie THX 1138, Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt oder Outland – Planet der Verdammten. Genauso fühlt sich Moon an.

5. Pulp Fiction – Kinogeschichte explodiert in einem Film
Dies war eine schwere Wahl, denn Pulp Fiction von Quentin Tarantino enthält viele Referenzen an mehrere Genres, die lose über das Gangster-Thema und Pulp-Kultur zusammengehalten werden. Blaxploitation, Exploitation, Hard-Boiled, Trash und kurz sogar Film-Noir. Die Videotheken-Erfahrung von Quentin Tarantino zeigt sich zum Beispiel in Jules’ (Samuel L. Jackson) Auftreten, dem mysteriösen Aktenkoffer und auch in der Tanzszene mit Mia (Uma Thurman) und Vincent (John Travolta) im Diner. Der Episodenfilm ist so eine große Hommagensammlung, dass er schon fast als Verdauungstrakt der Kinokultur gesehen werden kann. Er ist gleichzeitig eine abgebrühte, postmoderne Referenzhaufen und eine nostalgisches Schwelgen in Erinnerungen.

4. L.A. Confidential – Eiserne Cops und verdorbene Welt
Cops mit Prinzipien, deren Moralcode auf eine harte Probe gestellt wird. Abgebrühte Cops, die sowieso nicht besonders viel von Werten halten. All das hat L.A. Confidential von Curtis Hanson. Im Los Angeles der 1950er-Jahre ist das Verbrechen noch echtes Verbrechen, Frauen mysteriös und freigiebig und so ziemlich jeder zwielichtig. L.A. Confidential mit Kevin Spacey, James Cromwell, Russell Crowe, David Strathairn, Guy Pearce, Kim Basinger und Danny DeVito ist ein rückwärtsgewandtes Stück Neo-Noir, dass in den Konventionen aufgeht, ohne diese heiligzusprechen.

3. Krieg der Sterne – Serial-Naivität für Erwachsene
George Lucas schaffte mit Krieg der Sterne den ganz großen Wurf und stieg voll in das gerade aufkeimende Blockbusterkino ein. Die Geschichte um den Jedi-Anwärter Luke Skywalker (Mark Hamill) braucht wohl niemanden mehr erklärt werden. Sie erlaubte uns, wieder wie ein Kind zu fühlen, ohne dafür verurteilt zu werden. Für seinen Star Wars-Mythos hielten die alten Science-Fiction-Serials und pathetische Space Operas wie Flash Gordon, die mit dem technischen Aspekt der Science Fiction nicht mehr viel zu tun haben, als Inspiration her. Außerdem war Lucas ein Fan von Akira Kurosawa, besonders von dessen Die Verborgene Festung, der sich anfangs nur auf Nebenfiguren konzentrierte. Diese Technik referenzierte George Lucas in Form von R2-D2 und C3PO.

2. Jäger des verlorenen Schatzes – Alte Stoffe in neuem Gewand
Streng genommen war George Lucas schon in der Liste, aber hier führt ja nicht er, sondern sein Freund Steven Spielberg Regie. Jäger des verlorenen Schatzes orientiert sich wie Star Wars an den Serials der Jugend ihrer Schöpfer. Commando Cody und besonders der Pulp-Charakter Doc Savage waren Inspiration für den Look und die Plots des Indiana Jones-Franchises, um das Kino der narrow misses und close calls (engen Verfehlungen und knappen Rettungen, Steven Spielberg) wieder zum Leben zu erwecken. Das hat gut geklappt, denn so ziemlich jeder genießt die schmelzenden Gesichter und rollenden Felskugeln, obwohl (oder gerade weil) es sich eigentlich um modernen Pulp handelt.

1. Du sollst mein Glücksstern sein – Hommage an die Kinogeschichte und ein Genre
Wie auch The Artist behandelt Du sollst mein Glücksstern sein alias I’m singin’ in the rain den Niedergang des Stummfilms im Lichte der Talkies – als Tanzmusical. Gene Kelly feiert mit dem Titelsong das Musicalgenre auf dessen Höhepunkt. Aber auch die Probleme, die Stummfilmstars beim Übergang zum Tonfilm hatten, werden unter anderem mit Referenzen an Der Jazzsänger und den Stummfilmstar John Gilbert angesprochen. Du sollst mein Glückssterin sein ist einfach ein Feel-Good-Movie der ersten Garde, auch ohne Referenzüberladung.

Welcher Film ist eure liebste Hommage? Und an welches Genre oder an welchen Film?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News