Dieser Archäologe gräbt sich durch World of Warcraft

14.08.2015 - 12:00 Uhr
World of Warcraft: Warlords of Draenor
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World of Warcraft: Warlords of Draenor
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Andrew Reinhard ist ein Archäologe: Doch statt getreu der Klischees entweder gegen Nazis zu kämpfen, Rehe zu jagen oder im Elfenbeinturm über alten Schriftrollen zu brüten, packt Reinhard die virtuelle Schaufel ein und erforscht digitale Weiten.

Funfact über mich: Ich habe vier Jahre lang Archäologie, Kulturwissenschaften und Psychologie studiert — und machte riesige Augen, als ich auf den Blog  von Andrew Reinhard stieß: Seit 2013 kombiniert der ausgebildete Ausgräber die Wissenschaft der Erforschung alter Kulturen mit den bekanntesten und größten Videospielwelten, die unser Medium zu bieten hat.

Ich glaube an etwas, was manch anderer wohl als ziemlich verrückte Behauptung abtun würde: In meinen Augen gibt es keinen Unterschied zwischen den Kulturen in realen und virtuellen Welten.

Mit seiner Arbeit prägte Andrew Reinhard den Begriff des Archaeogamings: Die Archäologie der Videospielwelten. Die Idee dazu kam ihm, als Blizzard 2010 die Erweiterung World of Warcraft: Cataclysm ankündigte, in der Spieler erstmals auch den Beruf des Archäologen annehmen konnten. Dieses Feature öffnete Reinhard die Augen: War es möglich, die fiktiven, von Entwicklern geschaffenen Orte wie echte archäologische Ausgrabungsstätte zu behandeln? Spoiler: Ja!

Reinhard erforschte seitdem die Unterschiede der Keramikstile von Blutelfen und Nachtelfen, während er die kulturellen Eigenheiten der Völker von The Elder Scrolls V: Skyrim notierte. Während auf Reddit  bereits fieberhaft darüber diskutiert wird, ob Archaeogaming "echte" Archäologie sei (Spoiler: Ja!), hat Reinhard für sich bereits eine Antwort gefunden, warum die Erforschung der virtuellen Hinterlassenschaften durchaus Sinn ergibt:

So wie ich das sehe, sind Videospiele eine Schöpfung von Menschen und daher Artefakte, die im Kern bestimmte Weltanschauungen und Perspektiven in sich tragen, die sowohl von der Archäologie beeinflusst wie auch erforscht werden können.

Die bisher größte Prüfung der Tauglichkeit seiner neuen Fachrichtung kommt allerdings noch auf Reinhard zu: No Man's Sky wird unzählige zufällig generierte Welten zur Erkundung bieten — ein Paradies für den Mann mit dem ungeheuren Forscherdrang. Hier wird er seine Theorie überprüfen können, ob er tatsächlich in den Weiten der menschlichen Programmiercodes einen roten Faden entdecken kann, der dank archäologischer Methodik zu neuen Erkenntnissen führen wird — über die virtuellen wie auch realen Kulturen in unserer eigenen Welt.

Was haltet ihr von der Idee des Archaeogamings?

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