Disney-Prinzessinnen haben weniger zu sagen als die Männer

27.01.2016 - 19:30 Uhr
Die Eiskönigin - völlig unverfroren und sprachlosWalt Disney
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Etwas läuft falsch bei Arielle, Elsa & Co. Forscher haben herausgefunden, dass die Frauen in modernen Disney-Prinzessinnen-Filmen deutlich weniger oft zu Wort kommen, als ihre männlichen Zeichentrick-Kollegen.

Von Schneewittchen bis zur Eiskönigin, seit fast 80 Jahren ist eine Welt ohne Disney-Prinzessinnen nicht mehr vorstellbar. Insbesondere für viele junge Mädchen sind die unterschiedlichen Charaktere Vorbilder. Doch jetzt haben Forscher ein großes Problem in den Prinzessinnen-Filmen festgestellt. Obwohl in den Filmen weibliche Figuren im Mittelpunkt stehen, haben trotzdem die Herren das Sagen.

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Nach den klassischen Disney-Prinzessinnen Schneewittchen, Dornröschen und Cinderella wurde Arielle, die Meerjungfrau als moderne und feministische neue Heldin gefeiert. Immerhin rebelliert sie offen gegen ihren Vater und verfolgt ihre eigenen Ziele und Wünsche. Doch wie die Linguistinnen Carmen Faught und Karen Eisenhauer jetzt herausgefunden haben, stellt Arielle in einer Hinsicht sogar einen Rückschritt für die Disney-Prinzessinnen dar (via Washington Post ). In einem Film, in dem es um eine rebellische junge Frau gehen soll, kommt diese im Vergleich zu männlichen Charakteren auffällig selten zu Wort. Tatsächlich wird im Durchschnitt nur ein Drittel der Dialoge von Frauen gesprochen. Im Fall von Arielle könnte vielleicht noch eingewendet werden, dass die Meerjungfrau im Verlauf der Geschichte ihre Stimme verliert und allein deswegen schon weniger spricht. Das erklärt jedoch nicht, wieso es in den fünf darauffolgenden Disney-Prinzessinnen-Filmen noch schlechter aussieht.

In den drei Filmen mit klassischen Disney-Prinzessinnen reden die Frauen mindestens genauso viel wie oder sogar mehr als ihre männlichen Pendants. Bei Schneewittchen ist das Verhältnis ausgeglichen bei 50/50, bei Aschenputtel steht es 60 Prozent für die Frauen und 40 Prozent für die Männer. In Dornröschen liegt der Dialoganteil der Frauen sogar bei 71 Prozent. Im Gegensatz dazu wird die zweite Ära der Disney-Prinzessinnen zwischen 1989 und 1999 verbal von den Männern dominiert. Während man die 68 Prozent in Die kleine Meerjungfrau noch erklären kann, sind die 71, 76 und 77 Prozent männlicher Sprechanteile in Die Schöne und das Biest, Pocahontas und Mulan schon sehr überraschend. Den Vogel schießt allerdings Aladdin ab. Zwar würde wahrscheinlich niemand auf die genialen Sprüche von Robin Williams' Genie verzichten wollen, dass allerdings nur 10 Prozent der gesamten Filmdialoge von Frauen gesprochen werden, ist fast unglaublich.

Die Ursache des Problems sehen die Forscherinnen darin, das es abgesehen von der Heldin einfach viel zu wenig weibliche Charaktere gibt, wie Fought in einem Interview mit der Washington Post erklärt:

Es gibt eine isolierte Prinzessin, die darum kämpft, dass sie jemand heiratet, aber es gibt keine anderen Frauen, die andere Sachen machen. Es gibt keine Frauen, die das Dorf gegen das Biest aufstacheln, keine Frauen, die in Tavernen zusammen trinken und singen, keine Frauen, die sich den Weg weisen oder etwas erfinden. Alle, die irgendetwas anderes machen, sind meistens männlich.

Der Ausgangspunkt ihrer Forschungen war die Idee, dass Prinzessinnen-Filme von so vielen Mädchen immer und immer wieder gesehen werden, dass es nicht uninteressant ist, zu schauen, was für Geschlechter-Rollen sie vermitteln:

Wir glauben nicht, dass Mädchen von Natur aus auf eine bestimmte Art und Weise reden oder spielen. Sie werden nicht mit einer Vorliebe für pinkfarbene Kleider geboren. Irgendwann bringen wir es ihnen bei. Also ist eine der größten Fragen, woher die Vorstellungen von Mädchen darüber kommen, was es bedeutet, ein Mädchen zu sein.

Seit 2009 mit Küss den Frosch und Rapunzel - Neu verföhnt ging es übrigens wieder langsam aufwärts mit den Disney-Prinzessinnen, wenn auch immer noch kein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Dialoganteilen männlicher und weiblicher Disney-Figuren herrscht. Zumindest in Pixars Merida - Legende der Highlands lassen ausnahmsweise mal die Damen keine Herren zu Wort kommen. Hier haben mit 75 Prozent eindeutig die Frauen das Sagen. Ausgerechnet Die Eiskönigin, ein Film mit gleich zwei Disney-Prinzessinnen, stoppte den positiven Trend. Hier kamen die Frauen wieder deutlich weniger oft zu Wort. 59 Prozent der Dialoge stammen von Männern.

Ist euch schon mal aufgefallen, dass die Frauen in Disney-Filmen so viel weniger reden?

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