Achtung, es folgen Spoiler zu Dumbo: Wer vor dem Kinobesuch von Dumbo den Original-Zeichentrickfilm von Disney noch einmal gesehen hat, dem wird aufgefallen, dass viele Unterschiede zwischen Dumbos Original und Remake bestehen. Statt das Abweichen von der Vorlage zu bemängeln, sollten wir Tim Burtons mal kleine, mal größere Änderungen allerdings feiern. Denn in seinen Händen ist die Neuauflage nicht nur ein zeitgemäßerer, sondern gegenüber Dumbo, der fliegende Elefant schlicht ein besserer Film geworden.
Dumbo: Keine reine Disney-Kopie, sondern eine Weiterentwicklung
Werfen wir einen Blick auf bisherige Disney-Live-Action-Remakes wie Cinderella, The Jungle Book und Die Schöne und das Biest, dann ist Dumbo vermutlich der Film, der sich bisher am weitesten von seinem Disney-Original entfernt hat. In der ersten Hälfte des Films klingt zwar häufig der Geist der Vorlage mit Verweisen auf den Zeichentrickfilm an, doch spätestens wenn Bösewicht Vandevere (Michael Keaton) auf den Plan tritt, wird klar, dass Dumbo nicht einfach nur ein Remake ist. Es ist zugleich ein Sequel und damit eine dringend notwendige Evolution der Geschichte.
1941 gipfelte das inzwischen in vielen Punkten veraltete Original in Dumbos Erfolg als fliegender Elefant. Das Remake hört an diesem Punkt allerdings nicht auf, sondern schießt bewusst über die alte Ziellinie hinaus - und kann so der ursprünglichen Story eine neue Tiefe verleihen. Der Fokus verschiebt (in 112 statt nur 64 Minuten) Dumbos Botschaft vom Höhepunkt als Zirkusattraktion hin zu
Freundschaften, Familie und
echter Akzeptanz von Andersartigkeit - also wichtigen Werten, die ein (Disney-)Kinderfilm mitbringen sollte. Mit mehr Herz und Eigenständigkeit ist Dumbo damit ein Remake, das endlich wieder Sinn ergibt.
Im Detail: Dumbo beseitigt Logiklöcher und Holperigkeiten der Vorlage
Es es allerdings nicht nur die freiere Herangehensweise von Tim Burton und Drehbuchautor Ehren Kruger an das Disney-Remake, das Dumbo zu einem besseren Film macht. Auch beim Blick auf die Details, mit denen Dumbo sein Original zitiert, lässt sich in dem Fantasyfilm neben der Tendenz zu mehr Realismus (fliegende Elefanten einmal ausgeschlossen) ein erfreuliches Ausbügeln von kleinen Ungereimtheiten des Originals beobachten.
Ein paar Beispiele zum verbesserten Umgang mit Elementen des Dumbo-Originals sind dabei:
- Das brennende Haus: Dumbo wird im Remake nicht mehr von Feuerwehr-Clowns als Baby verkleidet zum Sprung ins Wasserbecken gezwungen (selbst 1941 sollte klar gewesen sein, dass ein Unfall den Zirkus hier schnell ein Tier ärmer gemacht hätte). Stattdessen soll der kleine Elefant nun selbst als Feuerwehrmann mit seinem vollgesaugten Rüssel in einer Zirkusnummer das Gebäude löschen. Alles was danach passiert, entsteht durch einen Unfall.
- Das Baby-Make-up: Im Original doubelt Dumbo beim Hausbrand geschminkt ein Baby, wobei nicht ganz klar ist, warum ausgerechnet ein Elefant diese (menschliche) Rolle übernehmen soll. Das Baby-Kostüm wird im Remake zurückgeholt, allerdings diesmal in einem neuen Zusammenhang: nämlich, um den neugeborenen Baby-Elefanten (samt unter der Haube versteckten Ohren) zum ersten Mal in der Manege dem Publikum vorzustellen.
- Dumbos Name wird ihm im Zeichentrickfilm durch hänselnde Elefantendamen gegeben. Das Remake verleiht dem Elefanten hingegen eine zufälligere und damit weniger problematische Namens-Herkunft, die ihn nicht Zeit seines Lebens mit einem Spott-Titel abstraft.
- Rosa Elefanten: Während Dumbo im Original aus Versehen Alkohol trinkt und anschließend aus Seifenblasen rosa Elefanten halluziniert, werden diese im Remake zur bewussten Zirkusattraktion, die ihre Gestalt durch Seifenblasenkünstler sowie einem Schuss Fantasie annehmen. Ein Seitenhieb auf Tiermisshandlung fällt augenzwinkernd außerdem in einem Nebensatz, als ein betrunkener Zirkusmitarbeiter dazu aufgefordert wird, mit seinem Alkohol den Tieren fernzubleiben.
- Dumbos Feder ist im Original schlicht ein Glücksbringer, mit dem er an seine Flugfähigkeit glauben kann. Die anschließende Entwicklung zu mehr Selbstvertrauen bis zum Fliegen ohne Feder existiert auch im Remake. Ehren Kruger fügt jedoch eine logische Begründung hinzu: Dumbo glaubt deshalb an die magische Feder, weil er sie versehentlich einsaugt und durch den Rückstoß beim Niesen einen erleichtert Start in die Lüfte hat.
Tim Burtons Dumbo spielt somit zwar mit Parallelen zum Original, macht sich diese jedoch durch kleine Änderungen zu eigen, um sie in einen neuen Kontext zu setzen und so eine schlüssigere Erzählung zu erschaffen.
Dumbo: Ein neues Happy End für alle Beteiligten
Disney-Filme sind für ihre Happy Ends bekannt, doch manchmal kann sich die Auffassung davon, was ein gutes Ende ist, über die Zeit hinweg verändern. 1941 mag ein fliegender Elefant, der zum Star der Manege aufsteigt, als bestmögliches Ende geschrieben worden sein. In einer Zeit, in der Tierschützer schlechte Haltungsbedingungen und Gefangenschaft im Zoo und Zirkus anprangern, musste Dumbo ein neues Ende wählen, um auch heute noch zu überzeugen.
Ob nun wirklich der Tierschutzverein PETA mit seiner Bitte um eine Änderung des Endes von Dumbo dafür verantwortlich ist, oder Burton und Kruger ihr neues Ende in Freiheit von Anfang an so geplant hatten, ist dabei für den Film selbst zweitranging. Fest steht nur, dass das neue Dumbo-Ende passend zeitgemäß ist.
Zum einen wendet der Zirkus von Max Medici (Danny DeVito) sich zum Schluss von der Zurschaustellung exotischer Tiere ab und punktet stattdessen mit Wissenschaft, Reitshows und menschlichen Attraktionen wie Shakespeare im Aquarium. Zum anderen wird Dumbo nicht nur mit seiner Mutter wiedervereint, sondern auch per Schiffsüberführung zurück in die Freiheit entlassen, wo er nichtsdestotrotz er selbst sein darf, wenn er mit seinen Flugkünsten von den anderen Elefanten trötende Begeisterung statt Spott erntet. Könnte es ein glücklicheres und modernes Disney-Ende geben?
Alles was ihr sonst noch zu Disneys Remake wissen wollt, erfahrt ihr in unserer Dumbo-Übersicht.
Fandet ihr auch, dass das Dumbo-Remake den Originalfilm verbessert hat?