Ein Abschied im Test zu Dragon Age: Inquisition - Eindringling

10.09.2015 - 18:00 Uhr
Dragon Age: Inquisition - Eindringling
Electronic Arts
Dragon Age: Inquisition - Eindringling
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Mit Dragon Age: Inquisition - Eindringling verabschiedet sich nicht nur Entwickler BioWare vom dritten Teil ihrer Fantasy-Saga, sondern gibt auch euch die Gelegenheit, Lebewohl zu sagen. Ob der Abschied bittersüß oder überfällig ist, erfahrt ihr in meinem Review.

Wie schreibt man ein Ende nach dem Ende? Das ist eine Frage, mit der sich BioWare im neuesten und gleichzeitig finalen DLC zu Dragon Age: Inquisition beschäftigt. Dragon Age: Inquisition - Eindringling ist nicht nur der letzte Zusatzinhalt für den dritten Teil der Fantasy-Reihe, sondern gleichzeitig das erste Mal, dass sich das Studio an einem Epilog wagt, der nach den Ereignissen der Hauptgeschichte angesiedelt ist.

Eindringling spielt zwei Jahre nach dem Sieg gegen Corypheus, von Frieden kann allerdings noch immer keine Rede sein. Das Schlachtfeld hat gewechselt und statt Schwerter sprechen zu lassen, wird nun nach den richtigen Worten gesucht. Sowohl Orlais als auch Ferelden hegen Zweifel an der Zukunft der militärischen Organisation. Während die einen sie gerne für ihre eigenen Zwecke nutzen wollen, würden die anderen sie lieber aufgelöst sehen.

Ihre Hand meint es nicht gut mit meinem Inquisitor Echo Trevelyan


Das Los der Inquisition ist ungewiss, doch anstatt sich mit diesem Problem beschäftigen zu können, sieht sich der Inquisitor stattdessen mit zwei weiteren völlig neuen Bedrohungen konfrontiert: Nicht nur, dass ihre eigene Hand sie töten will, auch die Qunari würden ihrem Leben gern ein Ende setzen. Die kriegerischen Magie-Gegner sind der Meinung, dass die Inquisition nur Agenten des elfischen Gottes Fen'Harel sind und der Süden endlich fallen und sich dem Qun beugen sollte.

Dragon Age: Inquisition - Eindringling ist allerdings nicht nur voller Lore und politischer Feindseligkeiten, durch die ihr euch geschickt manövrieren müsst, um das Schicksal der Inquisition zu bestimmen, sondern gibt euch auch einen Überblick darüber, was in den vergangenen zwei Jahren auf persönlicher Ebene geschehen ist. Das geschieht sowohl durch Gespräche als auch durch Codex-Einträge und relativ langweilige Briefe, die sinnlos in der Welt verteilt wurden und deutlich machen, wie überholt diese Art der Narration eigentlich ist. Schön ist hingegen zu sehen, dass sich das Leben der Charaktere nicht um den Inquisitor allein dreht, sondern sie durchaus ein eigenes Leben haben, dem sie sich in der Zeit seit dem finalen Kampf gewidmet haben und das in einigen Fällen die Welt von Dragon Age nachhaltig beeinflusst.

Eine der wichtigsten Entwicklungen im Kontrast zu den vorherigen DLCs Der Abstieg und Hakkons Fänge ist, dass es endlich wieder neue Interaktionen mit euren Beratern und Begleitern gibt. Jedem von ihnen wurden zusätzliche Szenen spendiert, deren Inspirationsquelle eindeutig Mass Effect 3: Citadel war.

Alles Käse


Ähnlich wie in Citadel schickt sich Eindringling an, euch die Möglichkeit zu geben, euch von ans Herz gewachsenen Charakteren zu verabschieden. Obwohl der Fanservice gut gemeint ist und von rührend über kitschig bis hin zu witzig oder gar tragisch reicht, fühlt er sich nie so ehrlich an wie der spielbare Liebesbrief, den Citadel bietet.

Vielleicht liegt es daran, dass Citadel auf die Vergangenheit einer Trilogie zurückblickt anstatt nur auf ein Spiel, vielleicht aber auch an der Kürze und in einigen Fällen Oberflächlichkeit der Momentaufnahmen. Nichtsdestotrotz bieten diese kurzen Vignetten wunderbare Abwechslung in der Ruhe vor dem Sturm, der kurze Zeit später über die Inquisition einbricht.

Dragon Age: Inquisition - Eindringling führt euch an völlig neue Orte, an denen ihr mehr über die Geschichte der Elfen lernt. Besonders spannend wird es, wenn euer Inquisitor selbst ein Elf ist – und natürlich noch mal, wenn sie eine Beziehung zu Solas hatte, dessen Rolle im DLC neue definiert wird. Wie schon Hakkons Fänge schafft es Eindringling, von euch als Tatsachen hingenommene Dragon Age-Geschichte auf den Kopf zu stellen.

Schwebende Bibliotheken


Das alles geschieht in umwerfenden neuen Leveln, die zu den optisch beeindruckendsten gehören, die wir bisher in der Reihe gesehen haben. Der Weg führt euch zwar wieder in die Dunklen Wege und nach Val Royeaux, aber auch längst vergessene, schwebende Bibliotheken werden durch die Reise durch magische Spiegel erschlossen.

Die Kämpfe gegen die Qunari sind eine Herausforderung, allerdings weniger taktisch als zum Beispiel der Endboss in Der Abstieg, der viele Spieler in die Verzweiflung trieb. Allgemein fühlen sich die Kämpfe in Eindringling weniger so an, als wären sie nur schwer, um die Länge des DLCs zu strecken. Im Gegenteil: Anstatt euch Welle um Welle an nervigen Gegnern stellen zu müssen, bevor sich ein Weg öffnet, könnt ihr sie stellenweise sogar umgehen und die Geschichte vorantreiben.

Da ist euch jemand zuvorgekommen


Eine interessante Neuerung am Kampf ist die Art, wie ihr euren Anker verwenden könnt. Das magische Mal, das ihr schon im Hauptspiel erhalten habt, erhält in Eindringling neue Fähigkeiten, die sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen. Während der Anker mächtige neue Magie gegen eure Feinde schicken kann, bleibt euch nichts anderes übrig als das in regelmäßigen Abständen zu tun, da sie sich sonst gegen euch wendet und eure eigene Gesundheit angreift. Somit wird der Anker nach einiger Zeit nicht nur zu einer theoretischen, sondern zu einer echten Bedrohung.

Besonders spannend an Eindringling ist, wie der DLC eure Entscheidungen aus Dragon Age: Inquisition übernimmt und ihnen Gewicht verleiht. Mal mehr, mal weniger: die Konsequenzen der Handlungen eures Inquisitors sind spürbar. Mein Inquisitor wurde nicht nur mit einem Heiratsantrag ihres Geliebten überrascht, sondern auch von dem Verrat eines ihrer bis dahin treuen Gefährten. Offenbar war die Freundschaft der beiden nicht so intensiv wie ich glaubte, denn der Moment traf mich völlig unerwartet und wirkte fast willkürlich. Erst von befreundeten Spielern erfuhr ich, dass der Verrat bei ihnen nie stattgefunden hat.

Reise durch einen Eluvian


Dragon Age: Inquisition - Eindringling hält viele solcher Momente bereit und nicht immer sind sie sofort sichtbar. Einige von ihnen werden euch erst im Abspann offenbart, der zeigt, wie es mit der Inquisition nach dem Ende weiter geht – falls sie denn dann noch existiert.

Aber ist das Ende der Inquisition wirklich das Ende? Ja und nein, denn während die Geschichte unseres Inquisitors ein Ende findet, bereitet Bioware gleichzeitig die Bühne für den nächsten Akt der Dragon Age-Geschichte – wann auch immer dieser kommen mag.

Fazit

Eindringling ist für Dragon Age: Inquisition ein wenig das, was Citadel für die Mass Effect-Reihe war: ein würdiger Abschluss und ein bittersüßer Abschied. Untermalt von einem fantastischen Soundtrack bietet Eindringling beeindruckende neue Landschaften, interessante, wenngleich etwas oberflächliche Gegner und erfreut gerade eingefleischte Fans mit noch mehr Lore.

Spannend ist allem voran die Art, wie der DLC mit euren zuvor getroffenen Entscheidungen umgeht – und sie teilweise umgeht, ohne dabei bedeutungslos zu machen. Es ist ein feiner Balanceakt, der zeigt, wie vielschichtig die Entscheidungen in Inquisiton wirklich sind und dass selbst eine kleine Entscheidung große Auswirkungen haben kann. Es ist fast schade, dass wir diese Konsequenzen nicht eher zu spüren bekommen haben.

Dragon Age: Inquisition - Eindringling macht alles richtig, woran es vorherigen DLCs mangelte und zeigt Entwickler BioWares Bereitschaft, den Wünschen der Fans ein Ohr zu leihen. Solltet ihr euch nur einen DLC zu Inquisition kaufen, sollte es Eindringling sein – und sei es nur, weil Cole ein für alle mal klarstellt, dass Legion natürlich eine Seele hatte.

Der DLC Dragon Age: Inquisition – Eindringling wurde von uns gekauft und innerhalb von 5-6 Stunden auf PC getestet.

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