Elfen, Orks & Co.: Warum ist die Welt von Blizzard nicht kitschig?

08.02.2016 - 16:15 Uhr
Die Welt von Blizzard Entertainment
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Blizzard Entertainment hat heute 25. Geburtstag und gehört zu den ganz großen Namen der Branche. Immer wieder erzählen uns die Entwickler Geschichten von Elfen, Orks und Aliens. Aber warum sind Blizzards Welten noch immer nicht kitschig?

Blizzard Entertainment ist eine feste Größe im jährlichen Kampf um die meistverkauften Spiele und besten Kritiken. Vor 25 Jahren wurde das Unternehmen als Silicon & Synapse gegründet und kam schließlich 1994 zu seinem heutigen Namen, der für Qualität und eine ganz besondere Ästhetik mit hohem Wiedererkennungswert steht. Aber besonders dieses Design der Magier, Orks und Aliens in ihren Spielen hat mich zum Nachdenken gebracht: Wieso haben wir die Welten von Blizzard mittlerweile nicht als konservativen Kitsch abgetan, wenn das Team doch immer wieder die gleichen "Orks gegen Menschen"-Töpfe und "Insekten-Aliens greifen an"-Kisten öffnet? Die Antwort auf diese Frage liegt irgendwo zwischen den bekanntesten Spielen von Blizzard verborgen.

Mehr als nur "Arbeit, Arbeit"

Wer kennt ihn nicht, den berühmten und vielzitierten Spruch der Peons, die unterste Arbeiterschicht der Orks: "Arbeit, Arbeit!" Dieser Ausruf ist fest mit einem der bekanntesten Franchises von Blizzard verbunden: Warcraft, Warcraft 2 und Warcraft 3 markierten – neben StarCraft  – die drei ersten großen Ausflüge des Teams in das Genre der Echtzeitstrategie, das sie mit einer ordentlichen Portion klassischer Fantasy-Sprache würzten. Menschen kämpfen gegen Orks, Magier wirken eindrucksvolle Zaubersprüche, dickbäuchige Zwerge kugeln über die Schlachtfelder und Elfen huschen durch das hohe Gras. Ihr merkt schon: Mehr Fantasy geht nicht.

Warcraft 3 war über Jahre ein Dauergast in Internet-Cafés.

Und dennoch waren und sind Fans von diesem Franchise alles andere als gelangweilt. Dieses Jahr erscheint ein Film in Anlehnung an die Warcraft-Spiele,  während der dritte Teil der Strategie-Reihe noch immer regelmäßig eSport-Turniere stemmt. Nicht zuletzt gehört die MMORPG-Auskopplung World of Warcraft nach wie vor mit mehreren Millionen Spielern auch nach über 15 Jahren zur Genre-Spitze.

Ein Grund für den Erfolg des Warcraft-Universums ist zum einen eine dicke Portion Nostalgie. Für viele Spieler war dieses Franchise der erste Kontakt mit Strategiespielen und der damit verbundenen LAN-Party-Kultur, während andere dank World of Warcraft zum ersten Mal verstanden, was so ein Internetanschluss eigentlich ermöglicht. Es sind diese zahlreichen Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend, die nun Männer und Frauen Mitte dreißig auf der Blizzcon ihr Bewusstsein verlieren lassen, wenn der Blizzard-Mitarbeiter eine neue Karte für Hearthstone  präsentiert. Blizzard hat zahlreiche Spielerfahrungen seiner Fans nicht nur bereichert, sondern auch in vielen Fällen überhaupt erst ermöglicht. Diese Nostalgie sorgt für ein wohliges Gefühl der Heimkehr, wo Außenstehende eigentlich Überdruss und Kitsch vermuten würden.

Explodierende Schafe und kämpfende Kühe

Auf der anderen Seite ist Humor die wohl wichtigste Konstante der Blizzard-Spiele, um jeden Schauplatz frisch und kurzweilig zu halten: Die Geschichten greifen zwar immer wieder klassische Fantasy-Themen auf und lassen Menschen, Orks und Elfen um das Überleben kämpfen, doch lockert das eigentliche Spiel um die Zwischensequenzen herum die epischen Konflikte wieder angenehm auf. Eben noch beobachten wir, wie der strahlende Durchschnittspaladin Uther leidenschaftlich vor dem Rat der Menschen spricht. Und zwei Klicks weiter rotzen uns die Soldaten genervt ein "Is' was?" in die Lautsprecher, weil wir die Maus zu hektisch bewegen.

Der Blizzard-Humor überträgt sich bei Hearthstone vor allem auf das Design der Karten.

Neben Warcraft bestätigen auch Diablo, das Scifi-Universum von StarCraft oder das Kartenspiel Hearthstone diese Regel: Ein Blizzard-Spiel scheint erst dann vollständig zu sein, wenn sich die Gänsehaut der Zwischensequenzen dank einiger witziger Sprüche, Easter-Eggs und überdrehter Designs wieder glätten darf. Viele dieser kleinen, charmanten Geheimnisse haben dabei sogar die Grenzen ihrer Communities überschritten und so wussten auch Diablo II -Neulinge von dem geheimen Level voller kämpfender Kühe oder was was passiert, wenn jemand Warcraft-Schafe zu oft anklickt. Alle Schlachtfelder von Hearthstone halten versteckte Minispiele bereit und einige StarCraft-Soldaten imitieren den Dialekt des Terminator-Darstellers Arnold Schwarzenegger.

Was bringt die Zukunft?

So gut dieser Mix in der Vergangenheit funktioniert hat, traditionelle Themen immer und immer wieder in die Gussform eines neuen Spiels zu gießen, steht Blizzard dennoch eine ungewisse Zukunft bevor: Offenbar will das Team nicht den Pfad der endlosen StarCraft- und WarCraft-Fortsetzungen gehen und versucht stattdessen, neue Wege zu erschließen. Overwatch und Heroes of the Storm nehmen langjährige Blizzard-Fans mit der vertrauten Prise Humor an die Hand und konfrontieren sie mit einer jungen Community, die keine nostalgischen Gefühle mit der Marke Blizzard teilt. Diese Zielgruppe muss ganz neu von den Qualitäten des Entwicklers überzeugt werden und vielleicht lohnt es sich deswegen, in fünf Jahren ein weiteres Mal zu fragen: Ist Blizzard nun tatsächlich kitschig?

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