Emily Blunt kam eher durch Zufall zur Schauspielerei. Seit ihrem achten Lebensjahr stotterte sie und wurde im Alter von zwölf Jahren von einem Lehrer überredet, an einer Theateraufführung teilzunehmen und mit Akzent zu sprechen. Als sie feststellte, dass das Stottern ausblieb, war ihr Berufswunsch klar. Die Engländerin wird heute dreißig Jahre alt und bereits jetzt hat sie ein beeindruckendes Repertoire an vielseitigen Rollen in ihrer Filmographie. Das nehmen wir zum Anlass, ihr ein Porträt zu widmen.
Nach ein paar Jahren Bühnenerfahrung tat Emily Blunt 2003 den Schritt auf die Leinwand im englischen TV-Drama Die Tochter des Spartacus um eine keltische Kriegerin, die im Jahr 61 gegen die römischen Invasoren kämpft. Ihr Durchbruch kam jedoch rund ein Jahr später als sie in My Summer of Love die sechzehnjährige Tamsin spielte, die sich in ihre Freundin verliebt. Der Independentfilm erhielt unter anderem den Britischen Filmpreis als Besten Film. Emily Blunt und ihre Filmpartnerin Natalie Press erhielten sogar den Evening Standard British Film Award als vielversprechendste Nachwuchsdarstellerinnen.
Dass sie das Zeug für die große Leinwand hat, wurde dann für ihre Leistung in Gideon’s Daughter anerkannt. Sie erhielt den Golden Globe als Beste Nebendarstellerin für das Drama, in dem sie neben Bill Nighy nach dem Drehbuch von Stephen Poliakoff spielte. Von da an hat Hollywood sie für sich entdeckt. In Der Teufel trägt Prada spielt sie gegen die Leinwandpräsenz von Anne Hathaway und vor allem Meryl Streep an, konnte sich aber als diätbesessenes Fashionvictim so nachhaltig durchsetzen, dass sie 2006 eine weitere Golden Globe-Nominierung erhielt. Aber dem Independentfilm hielt sie weiterhin die Treue. In Sunshine Cleaning spielte sie 2008 mit Amy Adams ein ungleiches Geschwisterpaar, das eine Tatortreinigungsfirma gründet. Die beiden finden hier wunderbar die Balance zwischen Tragik und Komik und spielen authentisch.
Kurze Zeit später bewies Emily Blunt, dass sie auch das Potenzial für historische Filme hat. Als 18-jährige Königin von England trotze sie in Victoria, die junge Königin den ränkeschmiedenden Beratern und wechselhaften Kritikern. Allerdings sah Hollywood ihr Schauspiel wohlwollender und Emily Blunt erhielt eine weitere Nominierung für den Golden Globe. Dem Drama folgte der historisch angehauchte Mysteryhorror Wolfman, in dem sie die trauernde Verlobte mit eindringlicher Präsenz spielt.
Aber wie im Leben eines jeden Schauspielers gibt es Rollen, die auch Emily Blunt ausschlug. So sahen wir statt ihrer Scarlett Johansson als Black Widow in Marvel’s The Avengers und Hayley Atwell in Captain America – The First Avenger. Jedoch gibt es da mindestens eine Rolle, bei der sie zunächst unsicher war. Zunächst wollte sie ihre Rolle in Lachsfischen im Jemen (mit Filmkollege Ewan McGregor) nicht annehmen, wurde aber von ihrer Mutter überzeugt, die von dem Buch schon völlig begeistert war. Überhaupt liegt ihr das Komödienfach sehr und sie stieß schon öfter zu Projekten mit Jason Segel und dem Kreis um Judd Apatow. Unter anderem entstanden die Film Gullivers Reisen – Da kommt was Großes auf uns zu, Die Muppets und Fast verheiratet.
Obwohl sie nach eigener Aussage das Komödienfach sehr gern hat, beschränkt sie sich jedoch nicht darauf. Im vergangenen Herbst kam sie mit dem Science Fiction-Action-Film Looper in die deutschen Kinos, in dem per Zeitreise unliebsame Menschen in der Vergangenheit einfach augelöscht werden. In einem Interview sagte sie, dass Looper wahrscheinlich “das Beste und coolste ist, was ich bisher gemacht habe”. Wir gehen davon aus, dass das nicht lange so bleibt und erwarten auch künftig ihre herausragende Darstellung auf der großen Leinwand. Derzeit dreht sie zum Beispiel mit Tom Cruise den Film Edge of Tomorrow, die Adaption eines japanischen Romans, in der ein Soldat während einer Alieninvasion in einer Zeitschleife festhängt. Außerdem wird sie neben Colin Firth in der Dramödie Ein tolles Leben – Hast du keins, nimm dir eins zu sehen sein. Hoffentlich findet sie noch Zeit, heute zu feiern. Wir gratulieren.