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Erbarmungslos!

09.12.2019 - 20:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
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Warner Bros
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Ein neues Aufblühen oder ein Grabgesang des Westerns? Und eine Verbeugung vor seines Mentoren. Dies ist ein kleiner Blick auf das Meisterwerk von und mit Clint Eastwood, Erbarmungslos (Unforgiven).

Anfang, Mitte der 70-er:

Es ist Clint Eastwood der aktuell an einem Skript schreibt. Der eine Idee verfolgt und von dieser nicht los kommt. Als er mit dem Schreiben fertig ist, legt er das Skript zur Seite, legt es in eine Schublade und wird dieses erst Jahre später wieder raus holen, um es zu verwirklichen. Denn sein Titelheld war im fortgeschrittenen Alter und Eastwood, der diese Figur unbedingt spielen wollte, war erst um die 40. In seinen Augen noch viel zu jung für die Rolle des William Munny.


"Two Mules for Sister Sara"

So lautet eine Legende, ein Gerücht welches ich irgendwo mal gehört oder gelesen habe. Genau weiß ich es leider nicht mehr. Jedoch hält sich diese Geschichte sehr hartnäckig in meinem Kopf und ich wollte sie hier gerne erwähnen.

Wie einst bei Sergio Leone´sSpiel mir das Lied vom Tod“, heißt es auch bei Eastwood´s „Erbarmungslos“, es gibt die Zeitrechnung davor und danach. Einige Western sind zu Beginn der 90-er bereits erschienen gewesen, wie z. Bsp. „Der mit dem Wolf tanzt“ oder eben auch Ende der 80er „Young Guns“oder „Dead or Alive“ . Doch keiner wirkte und hinterließ ein solch nachhaltiges Bild wie „Erbarmungslos“.

Um alle Beteiligten in die einzigartige Stimmung des Films zu versetzen, verbot Hauptdarsteller und Regisseur Clint Eastwood Autos oder andere Kraftfahrzeuge am Set. Auch bevorzugte, sofern es ging, Eastwood die Einsamkeit während des Drehens. Dies alles sollte für Ihn und alle Anderen die Authentizität des Films wahren. Als Regisseur versuchte Eastwood eine Atmosphäre zu schaffen, in der er sich zu 100 Prozent wohl fühlen kann. Nur so kann man einen Western dieser Art schaffen, gab Eastwood während des Drehens bekannt.

„Er sagt einem sehr wenig, und das weiß ich sehr zu schätzen, denn vieles von dem, was Regisseure einem sagen, dreht sich nur um ihr Ego. Sie sagen es für die Leute, die um die Kamera herum stehen.“ Würde Antagonist Gene Hackman zitiert. Diese Worte untermalen nur, mit wie viel nötigem Respekt Eastwood an den Film und seine Darsteller ran ging.


Gene Hackman als Little Bill Daggett.

Clint der Ruhepol.

Die Dreharbeiten verliefen sehr strukturiert ab, Eastwood respektierte all seine Darsteller und nahm diese eben so ernst wie sie ihn, nur er sich selbst nie. Ist es auch kein Wunder, dass die Arbeiten am Western „Erbarmungslos“ genau dieses Ergebnis hervorbrachte. Eastwood sucht seine Darsteller und Mitarbeite, sei es Kameraleute oder Cutter, sehr genau aus. War dieser Film doch Eastwoods 36. Hauptrolle, jedoch die 16. Als Regisseur. Kein Darsteller vor ihm, spielte und führte Regie so oft wie Clint Eastwood. Darsteller werden auch vereinzelt zitiert, dass Eastwood während des ganzen Drehens nie schlechte Laune hatte und auch ganz anders sei als die Rollen, welche er verkörperte. Sorgte Eastwood doch stets für gute Laune und war sich nie zu Schade, Späße auf seine Kosten zu machen.


Clint Eastwood als William Munny

Anders als sein Mentor, Sergio Leone, setzte Clint Eastwood die Gewalt in diesem Film immer sehr plötzlich und kurz ein. Wo gegen der Maestro die Gewalt zelebrierte und mit Spannung langsam aufbaute. Anfangs war genau das, Gene Hackman ein Dorn im Auge. Nie wollte dieser in einem Film mitwirken, der die Gewalt so drastisch und auch real zeigt wie „Erbarmungslos“. Doch das Interesse an der Rolle und dem Mitwirken am Film war zu groß und so konnte Hackman dieses Angebot nicht ablehnen.


Dennoch war es ein großes Anliegen Eastwoods, dass man spüren solle, wie Figuren die Gewalt und die damit verbundenen Konsequenzen bereuen. Die Figur des William Munny hadere stets mit seiner Vergangenheit und auch sein neuer Gefährte, Schofield Kid, gespielt von Jaimz Woolvett, kann den ersten Toten nur schwer verdauen. Eastwood verherrlicht die Gewalt nicht, scheut sich aber auch nicht sie in voller Gänze und Härte ein zu setzen. Dies untermalt diese gelungene Stimmung des Films. Eine Stimmung die nur Eastwood hervorbringen kann. Wie er hier und in späteren seiner Werke eindrucksvoll beweisen konnte, erinnere ich mich doch sofort an „American Sniper“.

Am Ende widmete Eastwood dieses Meisterwerk seinen zwei Mentoren, Sergio Leone, welcher aus ihm einen Westernlegende machte und Don Siegel, der aus ihm den knallharten Kult-Cop Dirty Harry machte und Eastwoods Berühmtheit nochmal auf eine nächsten Stufe verhalf. Zwei Filmemacher, von denen sich Eastwood, wie er selber sagte, einiges abgeschaut hatte und welchen er sehr viel verdanke. Ich denke allen voran, hätte Leone noch gelebt, wäre er vermutlich vor Stolz geplatzt. Bekam doch sein Schützling, Eastwood, für dieses Meisterwerk die Anerkennung, auf die Leone so gehofft hatte. Gewann dieser Western doch 4 Oscars, darunter als bester FIlm 1992.

Die Ehrung des Westerns, wie Leone sie sich immer gewünscht hatte. Eastwood war sie vergönnt.Und dieses Mal waren es die Japaner, welche aus Eastwoods Erbarmungslos ein Remake machten. Wie einst dank Leone aus Yojimbo, der namenloses Fremde wurde, Für eine Handvoll Dollar.


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