Es wird Zeit, dass die Angelspiele wieder zurückkehren!

05.06.2016 - 10:00 Uhr
Angel-Spiele kommt wieder zurück uns!
Sega
Angel-Spiele kommt wieder zurück uns!
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Angelspiele waren einen kurzen, aber bewegenden Teil der Videospielgeschichte so ziemlich das hübscheste Spielerlebnis, das ihr euch nach Hause holen konntet. Mittlerweile sind diese Spiele rar geworden — Hannes und Dom leiden darunter sehr. Ihr vielleicht auch?

Angelspiele waren vor 20 Jahren die grafischen Hingucker, für die ihr euch eine Plastik-Angel ins Wohnzimmer geholt und losgefischt habt. Es war ein goldenes Zeitalter für Fisch-Fans, die zu gemütlich für den Gang zum Dorfsee waren. Diese Zeiten sind schon lange vorbei und angeln können wir heute nur noch nebenbei in diesem oder jenem Spielchen. Wo aber sind die Angelspiele, die auch ausschließlich genau das sind? Hannes und ich haben uns auf einer Arche getroffen und berichten einander von unserer Sehnsucht.

Heute und auch ein bisschen früher ist Angeln zum Feature unter vielen geworden.

Hannes: Dom, es kommt viel zu selten vor, dass wir glaubwürdige und nicht gestellte Unterhaltungen führen. Daher wollte ich dich fragen: Magst du Angelspiele?

Dom: Schön, dass du fragst, ich befürchtete schon, dass ich dich gar nicht mehr interessiere. Ich LIEBE Angelspiele. Als ich 14 war, habe ich meinen ersten Fisch an Land gezogen und ihn daraufhin völlig entsetzt wieder in den See zurückgeworfen. Dieses Abenteuer hat mich ganz schön geprägt und kurz darauf hab ich den Quelle-Katalog (ich bin sehr alt) nach Angelspielen durchforstet. Wie bist du denn an dieses ganz besondere Genre geraten, Hannes?

Hannes: Ich bin in einem Dorf aufgewachsen, in dem es gleich fünf größere Teiche gab, an denen geangelt werden konnte. Schon als Steppke bin ich mit verrotzten Hosen zum “Stinkerteich” gedackelt und habe auf Karpfen gehofft. Als ich dann endlich eine PlayStation mein Eigen nennen durfte, war ich fasziniert von der Grafik und wollte technisch aufwendige Spiele haben... die aber auch nicht viel kosten. Da waren Angelspiele, die Tech-Demos der 90er Jahre, perfekt geeignet. Den Quelle-Katalog kannte ich auch auswendig, was war dein erstes Angelspiel?

Dom: Mhh, das muss Sega Bass Fishing  gewesen sein, auf dem Dreamcast meines Cousins. Alleine die Spielepackung war so vielversprechend und kündete von dramatischen Kämpfen gegen das wildeste und edelste Geschöpf von Mutter Natur.


Sega Bass Fising: Das war noch gut.

Und verdammt, war das ein Spaß. Der Controller hat geruckelt und gewackelt, sobald einer der flutschigen Fischbrocken angebissen hatte und während ich verzweifelt meine Stirn auf den Buttons rollte, fühlte sich das wirklich alles erstaunlich nach Angeln an! Und welches Angelspiel hat den Fischfreund in dir entjungfert?

Hannes: Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es wirklich mein erstes Angelspiel war, aber mit Saltwater Sportfishing für die erste PlayStation habe ich mit Abstand am meisten Zeit verbracht. Vielleicht war es sogar der Reiz, nicht nur Barsche aus dem Ententümpel zu ziehen, sondern auch Schwertfische aus den Tiefen des Ozeans zu reißen, der mich so vereinnahmt hat. Es gab ja damals eine wahre Flut (omg hahaha) an Angelspielen, doch der Trend ebbte (naja...) dann irgendwann ab. Woran lag das, was glaubst du?

Dom: Ich glaube, das liegt vorwiegend daran, dass die meisten Menschen einfach schlecht sind. Die Welt geht zugrunde, das wissen wir alle — und was gibt es heute so gut wie gar nicht mehr? Angelspiele. Eben. Aber fernab meiner Branchen-Prognosen frage ich mich wirklich, ob die anstehende VR-Ära auch dieses Genre wieder zurückbringen könnte. Stell es dir doch nur mal vor! Brille auf und schon stehst du mit deiner Rute am Fuße der Ostsee (?) und fängst Kram! Angelspiele sind für mich ein kleiner, großer Kaufgrund für die VR-Brillen. Geht's dir da ähnlich, Partner?

Hannes: Ich glaube wirklich, dass es vor allem an der Technik liegt, dass Angelspiele weniger präsent sind, Ridiculous Fishing  einmal ausgenommen. Es war relativ einfach, mit der Ingame-Kamera unter Wasser zu tauchen und alle Ressourcen in die Animation eines einzelnen Fisches zu stecken. Das hat beeindruckt! Aber heutzutage sieht ohnehin alles geil aus, wer braucht da noch Schuppen-Polygone? Virtual Reality finde ich im Angel-Kontext ebenfalls spannend, denn ich habe leider nicht mehr wirklich die Möglichkeiten, mich am Dorfteich niederzulassen und die Ruhe zu genießen. Mit der Zukunft auf dem Kopf geschnallt, könnte ich wieder ein paar Ausflüge wagen und im Pyjama nach dem größten Wels der Welt jagen. Aber wie könnte man heutige Angelspiele besser machen, Kumpel? Welche Features müssten unbedingt dabei sein?


Dom:
Wirkliche Features im klassischen Sinn erwarte ich, glaube ich, gar nicht mehr, wenn ich in der virtuellen Realität angeln gehen kann. Ich brauche keine Ohrenklappen, die vibrieren, sobald ein Fisch anbeißt oder die freischaltbare Jagd auf den Weißen Hai. Was ich mir wünsche, wäre eine möglichst realistische Nachbildung des klassischen Angel-Moments: Eine schöne Seelandschaft, ein paar tatsächlich existierende Fisch-Arten im feuchten Nass vor mir und vielleicht noch ein Plastikstock in der Hand, der dank meiner VR-Brille zur Angelrute wird. Spannend wäre allerdings, wenn irgendeine große Supermarktkette mit dem Hersteller des Angelspiels zusammenarbeiten würde. Stell dir das mal vor: Du fängst im Spiel einen prächtigen Karpfen, bekommst eine Art Quittung auf dein Handy geschickt und darfst dir damit einen echten Fisch im nächsten Supermarkt kaufen — vielleicht nicht gratis, aber womöglich mit saftigem Rabatt. Genial, oder?

Hannes: Als Vegetarier wäre mir dieses Feature wohl ziemlich egal, aber eine nette Idee ist es allemal. In einem Micky Maus-Heft gab es mal die Geschichte, dass Donald Duck in einem Supermarkt einkaufen ging, in dem die Kunden alles selber machen durften/mussten, also auch Fische fangen, Kühe melken und so weiter. Aber ich schweife ab! Einen Karrieremodus fände ich für moderne Angelspiele eigentlich ziemlich cool. Man fängt als kleiner Bub an, der mit der Stippe nach Plötzen Ausschau hält und steigt nach und nach zum Hochseeangler auf, der Moby Dick fangen muss. Obwohl ich eigentlich keine Lust darauf habe, Jagd auf Wale zu machen. Jedenfalls kann mir die Peripherie gestohlen bleiben, ich brauche keine Plastik-Angeln, sowas braucht niemand. Auch du nicht, Dom.

Dom: Doch, doch, doch, doch, doch. Ich kann mir nichts schlimmeres vorstellen, als in der perfekten virtuellen Illusion der fischreichen Ostsee herumzustehen und zu spüren, wie sich ein klobiger Controller in meinen Händen sträubt. Angeln ist noch ein bisschen mehr als Ufer-Standbild und Fische unter Wasser — das Gefühl, eine Angelrute in der Hand zu halten, den Widerstand zu spüren, das gehört für mich ganz feste zum perfekten Angelspiel dazu. Gabs damals zu Quelle-Katalog-Zeiten ja auch. Aber diese Diskussion können wir (leider?) noch getrost verschieben, denn erst einmal müssen die Angelspiele überhaupt zurückkehren. Ich hab Lust. Immer noch. Und immer mehr, wenn ich so in die VR-Zukunft blicke und die vielen, vielen Möglichkeiten sehe.

Sega Bass Fishing — wir vermissen dich so sehr.

Hannes: Ich hoffe einfach darauf, dass den Spielern die Angel-Minigames aus diversen RPGs und Lebenssimulationen irgendwann auf die Nerven gehen und es sie nach etwas mehr Realismus verlangt. Realismus ist doch sonst auch immer so wichtig, warum nicht auf beim Angeln? Wollen wir uns nicht bald ein Boot mieten, Dom? Nur wir beide auf hoher See? Ich bringe Zwieback mit.

Dom: Bitte nicht.

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