Kinds of Kindness mit Emma Stone: So krank, dass man nur noch lachen kann

17.05.2024 - 21:35 UhrVor 3 Tagen aktualisiert
Kinds of Kindness
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Emma Stone hat erst kürzlich für Poor Things den Oscar gewonnen, da legt sie beim Festival in Cannes den nächsten brutal-bizarren Trip vor. Kinds of Kindness ist jedoch ein ganz anderes Biest.

Sweet Dreams dröhnt über den Vorspann und in der Pressevorführung beim Filmfestival von Cannes bricht das Publikum in Applaus aus, als stünde Annie Lennox persönlich vor ihnen. Um es mit einer gewissen Poesie auszudrücken: Die audience für den neuen Emma Stone-Film war so richtig pumped.

Mit dem halben Ensemble seines Oscar-Hits Poor Things und einigen ziemlich kranken Ideen hat Yorgos Lanthimos seinen neuen Film Kinds of Kindness gedreht. Darin spielt Emma Stone drei verschiedene Rollen in drei verschiedenen Episoden, die zusammengezählt fast drei Stunden ergeben. Ein klassisches Emma Stone-Vehikel kommt da aber nicht auf euch zu und mit klassisch meine ich auch sowas wie ihren letzten Film, in dem ihr ein Baby-Gehirn transplantiert wurde.

Kinds of Kindness besteht aus drei Filmen mit Emma Stone und Jesse Plemons

Zurück zu Kinds of Kindness, in dem Yorgos Lanthimos zum ersten Mal seit dem filmischen Eisschrank The Killing of a Sacred Deer wieder mit Efthimis Filippou (Dogtooth) am Drehbuch schrieb. Der Unterschied zu seinen vorherigen beiden Stone-Filmen Poor Things oder The Favourite macht sich sofort bemerkbar. Die historischen Settings weichen der Gegenwart, in der die Sonne scheint und es trotzdem fröstelt. Und eigentlich ist Kinds of Kindness kein reiner Emma Stone-Film, sondern mindestens ebenso ein Jesse Plemons-Vehikel, von denen es eindeutig mehr geben sollte.

Drei Episoden, sozusagen Mini-Spielfilme für sich, folgen aufeinander.

Schaut euch den Trailer für Kinds of Kindness an:

Kinds of Kindness - Teaser Trailer (Deutsch) HD
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In der ersten spielt Plemons (Killers of the Flower Moon) einen Mann, der sein ganzes Leben durch seinen Boss (Willem Dafoe) kontrollieren lässt: Von der Frau (Hong Chau), mit der er lebt, bis zur Anzahl von Anna Karenina-Seiten, die er jeden Tag liest. Als er die Entscheidungsgewalt ergreifen will, lernt er die Tücken der Freiheit kennen.

Episode 2 zeigt Plemons als Polizisten, der seiner verschollen geglaubten Ehefrau (Emma Stone) gegenüber steht. Nur hegt er einen dunklen Verdacht: Was, wenn er es mit einer Doppelgängerin zu tun hat? Zu guter Letzt geben Plemons und Stone im Abschluss-Segment ein Paar, das für einen religiösen Kult eine Auserwählte sucht.

Lacher und Schocks wechseln sich fleißig ab

Mit jeder Episode nimmt Kinds of Kindness dunklere Schattierungen an, sodass die humorigen Facetten irgendwann nur noch als tiefschwarz und furztrocken zu bezeichnen sind. Das ist kein Diss. Kinds of Kindness fabriziert einige der lustigsten Pointen, die ich in diesem Kinojahr bisher bekichern durfte. Die Rücksichtslosigkeit, mit der Lanthimos uns seine teils abstoßenden, teils absurden Ideen vor den Latz knallt, lässt selbst die schwächeren Gags explodieren. Ich könnte tausend Wörter darüber schreiben, wie Willem Dafoe in diesem Film Hosen, Slips oder gar nichts trägt, aber lasse es lieber. Es zu sehen, bereitet wesentlich mehr Freude, als darüber zu schreiben.

Margaret Qualley, Jesse Plemons und Willem Dafoe in Kinds of Kindness

Lanthimos und Filippou tauchen auf der Suche nach der Güte in diverse menschliche Untiefen ein, garniert mit dem ein oder anderen abgetrennten Körperteil. Dabei fehlt der verspielte Ton, mit dem in Poor Things aufgesägte Brustkörbe durchgereicht wurden. Wir sind zurück bei einem Lanthimos, dessen Figuren in schlechteren Momenten einem Versuchssubjekt in einem sadistischen Experiment gleichen. In solchen Momenten wurde es im Saal in Cannes ziemlich schnell ziemlich leise.

In seinen fast drei Stunden fährt Kinds of Kindness einige Lacher und noch mehr Schocks auf, wirkt letzten Endes aber auch beliebig, aufgebläht und weder lustig noch schockierend genug für die Laufzeit. Irgendwann hatte ich das Gefühl, in einer Bizarro-Version von TikTok gefangen zu sein, in der man von einem auf Reichweite getrimmten Lanthimos-Einfall zum nächsten wischt. Die einzige Rettung ist es, den eigenen Daumen abzuhacken. Was eine Figur in Kinds of Kindness übrigens tut. Und dann wird das Stückchen Finger gebraten. Süße Träume …

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