Fernweh bekommt dank Long Way Round eine neue Bedeutung

19.03.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Ewan McGregor & Charley Boorman in Long way RoundDMAX
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Heute geht mein Herz für Serie an die großartige Reisedokumentation Long Way Round, in der Ewan McGregor und sein Freund Charley Boorman gemeinsam die Welt umrunden und dank ihrer einmaligen Erlebnisse dem Wort Fernweh eine ganz neue Bedeutung geben.

Von London nach New York: fast 20.000 Meilen auf dem Motorrad um die ganze Welt. Das klingt wahrlich nach einem Abenteuer schier unmöglicher Ausmaße. Allein die Zeit, die solch ein Unterfangen kosten würde. Zwei Freunde, die gemeinsam durch dick und dünn gehen, haben dieses Abenteuer trotz der logistischen Probleme gewagt und herausgekommen ist dabei einer der besten (wenn nicht gar der beste) Reiseberichte aller Zeiten. Die Reisedokumentation Long Way Round schildert die außergewöhnliche Odyssee der beiden Schauspieler Ewan McGregor und Charley Boorman, die sich 1997 beim Dreh von Der Schlangenkuss kennenlernten. Geboren aus der fixen Idee, im Urlaub gemeinsam eine Motorrad-Tour zu machen, spannen die beiden langjährigen Freunde und passionierten Motorradfahrer den verrückten Traum, auf dem Rücken ihrer Maschinen die Erde zu umrunden. Nach vier Monaten Vorbereitungszeit, diversen Krisen – der Kameramann fällt durch seine Fahrprüfung, der ursprüngliche Motorrad-Sponsor KTM springt in letzter Minute ab, die Visa für Russland lassen auf sich warten – machen sich die beiden im April 2004 auf den langen Weg.

Die Odyssee der zwei britischen Easy Rider

London und das restliche Europa liegen schnell hinter ihnen. Je weiter östlich die Straßen führen, desto mehr scheint die beiden ihr Weg in die Vergangenheit zu führen. Tschechische Republik, Slowakei, die Ukraine – erste Eindrücke anderer Kulturen und eindrucksvolle Begegnungen mit den Menschen, die den beiden Fremden, die hier immer weniger Menschen aufgrund ihrer Schauspielkarrieren erkennen, mitten im Nirgendwo tiefe Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zeigen. In Kiew besuchen die beiden Schauspieler das erste von mehreren UNICEF-Projekten, die sie mit ihrer Reise unterstützen wollen. Die Ukraine ist allerdings auch Ort einer anderen äußerst skurrilen Begebenheit: Einer Einladung folgend landen McGregor und Boorman unversehens auf einer Party der lokalen Mafia, die neben lebensfrohem Volksliedern auch stolz ihre Kalaschnikows vorführen.

Die nicht vorhandenen Straßen der Mongolei – endlose Schlammlöcher eingebettet in einer traumhaft schönen Landschaft – rauben nicht nur den beiden Bikern, sondern auch dem Rest der Crew den letzten Nerv, und nach mehreren, zum Teil schweren Unfällen hätten sie fast aufgegeben und eine andere Route genommen. Doch der Wille, ihren Traum Wirklichkeit werden zu lassen, ist am Ende glücklicherweise stärker. In der Mongolei treffen McGregor und Borman auch auf den bekannten Biker Ted Simon, auf dessen Buch, "Jupiter's Travels", die Idee ihrer Reise basiert. Unglaubliche Szenen spielen sich auf der sibirischen "Straße der Knochen" ab, wo zur Zeit der Stalin-Ära tausende Zwangsarbeiter ums Leben kamen. Von einer Straße im eigentlichen Sinne kann heute nicht mehr die Rede sein. Die Flüsse konnte das Team unter großen Gefahren nur noch mit Hilfe schwerer Lastwagen überqueren, die die Crew an den maroden oder zerstörten Brücken vorbeiführten. Nach 115 Tagen erreichen McGregor und Boorman schließlich ihr Ziel: New York City.

Nicht nur für Biker eine Freude

Ihr müsst keine Motorfahrer sein, um euch von diesem unvergleichlichen Abenteuer begeistern zu lassen. Am Ende einer jeden Folge wollte ich mich am liebsten gleich selbst auf die Reise machen, um ebenfalls in den Genuss der erstaunlichen Erlebnisse von McGregor und Boorman zu kommen. Das Fernweh der beiden Sympathieträger und ihre Begeisterung für fremde Kulturen ist einfach so ansteckend, dass man sich ihrer nicht widersetzen kann oder will. Aus den Aufnahmen der beiden Schauspieler sowie ihres begleitenden Kameramannes Claudio von Planta und der mit Abstand folgenden Produktionscrew entstand nicht nur ein außergewöhnliches Filmerlebnis, sondern auch eine tiefe Freundschaft.

Wer wie ich nach Sichten von Long Way Round noch immer nicht genug vom Reiseabenteuer McGregors und Boormans bekommen haben sollte, muss sich unbedingt dem gleichnamigen Buch der beiden zuwenden. Auch hier zeigt sich, wie ungemein charismatisch und herzlich diese beiden Schauspieler auch in ihrem Privatleben sind, an dem sie uns hier vorbehaltlos und offenherzig teilhaben lassen. Das geht vom heimlichen Rauchen über gewaltsame Massagen von stattlichen, kasachischen Masseuren bis hin zum freizügigen Badespaß in eiskalten Bergseen. Zwischenzeitlich hatte ich ganz vergessen, dass es sich bei dieser Geschichte über das Entdecken fremder Kulturen und die Kraft der Freundschaft auch um die Reise zweier Schauspieler handelt, denn die beiden sind so frei von Star-Allüren (zugegeben: Boorman ist weitaus unbekannter als sein Kumpel McGregor), dass es eine wahre Freude ist. Nur wenn Ewan McGregor gelegentlich mal auf einer PS-starken Maschine sitzt und mit kindlicher Freude und einer guten Portion Selbstironie urteilt, "The Force ist strong with this one", werden wir daran erinnert, dass der herzliche Mann neben seiner Leidenschaft für die Weltenbummlerei auch eine Schauspielkarriere verfolgt.

Obwohl es der Serie an dramatischen und ernsten Momenten nicht mangelt, blieben mir insbesondere die heiteren Szenen in Erinnerung. Daher zum Abschluss noch drei kleine Ausschnitte aus Long Way Round, in denen sich McGregor und Boorman von ihrer lustigen Seite zeigen:

Schmerzhafte Massage

Lecker Nüsse

Lustige Momente

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