Für alle Wolfskinder da draußen!

16.05.2015 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Lebe dein Leben!
kazé / moviepilot
Lebe dein Leben!
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Mögen euch Ame & Yuki auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden genauso begeistern wie in unserem Kommentar der Woche - damit Wölfe nie wieder die Bösen sind...

Im Kommentar der Woche möchten wir jede Woche eure Kommentare auf der Bühne moviepilots feiern. Die Voraussetzungen dafür können beinahe alle Kommentare erfüllen, ob frecher Einzeiler, ausführliche Analyse, egal wie alt oder neu, ob zu einem Film, einer Serie, einer Person, einer News oder einem Game: Wenn euch ein Kommentar besonders gut gefallen hat, schreibt einfach eine Nachricht an sciencefiction oder Kängufant.

Der Kommentar der Woche
Von Zeit zu Zeit gibt es einen Film wie Ame & Yuki - Die Wolfskinder, der vollkommen unerwartet daherkommt, uns so berührt, und beschäftigt, dass wir, ganz wie unser Kommentator der Woche, Martin Canine, am Ende nicht nur einen neuen Lieblingsfilm haben - dieser Film ist ein Teil von uns geworden...

Reiner Zufall war es, dass ich dieses Werk erblickte, schien es sich doch in dieser endlosen Kette genialer Filme einzureihen, die für die meisten unentdeckt bleiben werden. So gab es weder auf MP noch auf IMDB ein Bild zu diesem epochalen Film, was einen in dem Bestreben, sich näher damit zu befassen, nicht gerade ermutigt. Man will ja auch was sehen. Der deutsche Zusatztitel sorgte letztendlich dann doch dafür, dem Film eine Chance zu geben.
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Somit geht es um Ame & Yuki - Die Wolfskinder...

Die Flimmerkiste flimmert, wie sollte es anders sein, bewegte Bilder vom Silberling direkt in mein Zimmer, in meinen Kopf hinein.
Ich wünschte mir sehr, ich hätte ihn unvoreingenommen sehen können, aber bei einem derartigen Plot, und der Tatsache, dass es sich um Anime handelt, hätte jeder, der mich auch nur ein bisschen kennt, voraussagen können, dass sich meine Bewertung in der oberen Region wiederfinden wird - sofern der Film den Wolf zelebriert, anstatt ihn zu verurteilen.

Ame & Yuki - Die Wolfskinder behandelt, wie der Titel nahelegt, die Kinder Ame und Yuki. Ihre Mutter war ein Mensch, ihr Vater ein Wolfsmann. Letzterer starb verfrüht, und so bleibt die Mutter allein zurück mit ihren Nachkömmlingen, die zwischen der tierischen und menschlichen Gestalt hin- und herpendeln können. Dass dies schwer zu bewältigen ist, vor allem von einer alleinerziehenden, ahnungslosen Mutter, dürfte wohl klar sein. Und mit voranschreitenden Alter wächst auch unweigerlich die Frage, welchen Lebensstil die beiden nun wählen wollen: den eines Wolfes, oder den eines Menschen...

"Warum sind die Wölfe immer die Bösen? Ich will kein Wolf mehr sein."
In einem vollkommen melancholischen Moment wird der verletzende Charakter einer Kindergeschichte durch einen schockierenden Satz entlarvt, einer Geschichte, die dazu beigetragen hat, einem anmutigen Geschöpf den Stempel "Groß und böse" aufzudrücken. Schon als Kind fand ich den Wolf nicht furchteinflößend, und nun bestätigt mich ein japanischer Zeichentrickfilm in meiner Ansicht.

Über mehrere Jahre hinweg erzählt dieses Werk auf poetische Art und Weise einen Lebensabschnitt zweier Figuren, die zwischen zwei Welten, zwei Erben, zwei Polen gefangen sind.
Es ist vor Allem der Abschnitt der Entscheidung, und der Selbstfindung. Die Jahre verändern unsere Protagonisten, und, so viel sei gesagt, es wird jeder von ihnen seinen Platz finden. Ob als Wolf oder Mensch.
Ein Kind aufzuziehen bedeutet nicht, ihm seinen Weg vorzubestimmen, sondern es sicher an die Gabelung des Weges zu führen. Das sind freilich Dinge, von denen ich nichts verstehe. Und auch wenn es für ihre Mutter einfacher wäre, zwei Menschenkinder aufzuziehen, weiß sie genau, es wäre unrecht, dem Kind vorzusagen, was es sein soll. Immerhin haben sie die Wolfsgene genau so in sich.

Ich weiß genau, auf welcher Seite meine Affinitäten liegen würden - und ich glaube fast, so schwer ist das bei jemanden wie mir wahrlich nicht zu erraten - und dennoch sind beide Ansichten in meinen Augen absolut verständlich. In beiden Fällen geht es um das innere Gefühl, die Verbundenheit zu einer Gruppe, und beide müssen loslassen.
Dass diese Entscheidung schwer fällt, liegt klar auf der Hand. Jede Entscheidung, die einen selbst betrifft, fällt schwer.
Und irgendwie wünschte ich mir dennoch, diese Wahl könnte auch ich treffen.

Zu Beginn noch verspielt und süß, gewinnt der Film im Verlauf an Reife. So wie auch die Charaktere, auf die er sich fokussiert. Damit besiedelt er zu einem nicht unerheblichen Teil auch das Genre des Coming-of-Age, auch wenn das vielen vielleicht gar nicht klar sein wird.
Obgleich er es in einem (leider) fiktiven Kontext macht, sei dahingestellt.

Die Musik, eine Symphonie aus den schönsten Klaviertönen und Streichorchestereinlagen, zusammengeflochten durch eine Vielzahl harmonischer Melodien, durch die Bilder gehalten, eingebunden in die jeweilige Stimmung, variiert von träumerisch bis traurig, mit Herz und Seele, fast so, als würde sie von ganz alleine spielen.

"Ame & Yuki - Die Wolfskinder" ist eine phantastische, liebevolle und einfühlsame Anekdote übers Erwachsenwerden, und darüber, man selbst zu sein und zu seinen Entscheidungen zu stehen.
Und über den Wolf.
Hoooooowwwwwwl!

NACHTRAG: Es ist jetzt der zweite Tag mit mir und dem Film. Ich musste wieder die ganze Nacht über ihn nachdenken, und auch heute, seit dem Aufstehen, widmen sich meine Gedanken Ame und Yuki.
Das hatte ich in dieser Form bislang nur bei Brokeback Mountain.

NACHTRAG: Dritter Tag. Ich glaube fast, nach der Harry Potter-Reihe mein neuer absoluter. Mein Herz hat er sich so verdient wie sonst kein Film bisher.

Den Originalkommentar findet ihr übrigens hier.

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