Glanz & Elend des politischen Films

30.03.2015 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Politik in Filmenmoviepilot
Wolfgang M. Schmitt jun. empört über die verkürzte Auffassung von politischer Kunst, die sich in den letzten Jahren im Kino breit gemacht hat. Wahre politische Filme sehen anders aus.

"Der Film wird wieder politischer!", so heißt es seit einigen Jahren und keine Berichterstattung über irgendein Filmfestival oder eine Preisverleihung kommt ohne diese Diagnose aus. Vor einigen Wochen lud die SPD in Berlin ins Willy-Brandt-Haus, um dort zusammen mit Sigmar Gabriel und Hannelore Kraft einen – was wohl? – politischen Film zu zeigen. Man entschied sich für die Einwanderungskomödie Heute bin ich Samba, die von der NRW-Ministerpräsidentin hochgelobt wurde. Doch dies war wieder ein Paradebeispiel für einen vermeintlich politischen Film: Der Film dient hier nur dazu, eine gut gemeinte realpolitische Botschaft unter die Leute zu bringen, um das Politische wie das Ästhetische geht es an keiner Stelle. Nur weil ein Film ein offensichtlich politisches Thema hat, ist es noch lange kein politischer Film und mit Kunst hat das in den meisten Fällen gar nichts zu tun. Der Filmabend mit Hannelore hat zudem eine schöne Pointe: Während sich nämlich Kraft als Freundin der Filmkunst ausgibt, verscherbelt sie dem Bundesland NRW gehörende Kunst bei internationalen Auktionen, um die Staatskasse aufzubessern.

Aber zurück zum politischen Film: Ständig werden wir mit Filmen malträtiert, die uns über etwas aufklären, was wir ohnehin schon alle wissen. Ständig bekommen wir Geschichten gezeigt, zu denen wir uns nur auf eine Art und Weise verhalten können. Mit Betroffenheit. Und mit ein wenig Selbstgefälligkeit, dass wir es hier so gut haben und dass wir uns mal wieder pflichtbewusst über die schlimmen Zustände in der Welt informiert haben. Der Westen liebt diese Filme und Künstler (z.B. Ai Weiwei), die uns zeigen, wie schön es hier ist. Das Politische aber liegt im Ästhetischen und darum geht es leider viel zu selten: Stattdessen Geschichten, die in uns die Reaktion "Schlimm, schlimm!" hervorrufen, die aber unser Denken nicht verändern. Ich weiß um die Korruption in China, um die Unterdrückung der Frau im Iran, um die Verfolgung von Homosexuellen in Südafrika; Aufklärung ist nicht nötig. Erzählt davon, aber weist darüber hinaus!

Zum Glück gibt es ein paar Gegenbeispiele, die zeigen, wie politisch und ästhetisch wertvoll ein Film sein kann.

Mehr dazu im Video!

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