Gravity Rush Remastered im Test – Das Ant-Man der Superheldenspiele

03.02.2016 - 16:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Gravity Rush Remastered
Sony Computer Entertainment
Gravity Rush Remastered
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Wäre ich fies, könnte ich Gravity Rush Remastered einfach als eine von vielen HD-Neuauflagen abstempeln. Wieso ich dann aber ein tolles Abenteuer verpasst hätte, erfahrt ihr in meinem Review.

Im Volksmund heißt es, bisher sei noch kein Meister vom Himmel gefallen, doch auf Kat aus Gravity Rush  trifft das nicht ganz zu. Denn genau so landet die junge Frau mit Gedächtnisverlust wortwörtlich in Hekseville, einer schwebenden Stadt, die ein wenig aussieht, als treffe Columbia aus BioShock Infinite  auf das London der industriellen Revolution. Über diese ohnehin schon eigenwillige Kulisse zeichnet ein verspielter Cel-Shading-Look mit warm glühenden Farben ein faszinierend ungewöhnliches Stadtbild.

Aber um über so etwas nachzudenken, fehlt Kat die Zeit, denn ein Sturm fegt über Hekseville, der ganze Viertel mit sich reißt. Auch wenn also keine Fledermaus den Nachthimmel erhellt, weiß ich, dass die Stadt eine Heldin braucht. Dabei bin ich jedoch nicht auf mich allein gestellt. Schließlich steht mir die Katze Dusty zur Seite, die mir die Fähigkeit gibt, die Regeln der Schwerkraft auf Schritt und Tritt zu brechen.

Gravity Rush Remastered

Auf Tastendruck schwebe ich in der Luft, lasse mich in jede beliebige Richtung fallen, und egal wo ich aufkomme, stehe ich wie auf festem Boden. So hüpfe ich etwa an Wänden entlang oder bringe Gegenstände und Personen um mich herum zum Schweben.

Anfangs stelle ich mich dabei noch ziemlich ungeschickt an. Fast fühle ich mich wie Peter Parker, der am Morgen nach dem Spinnenbiss aus Versehen den Wasserhahn aus dem Waschbecken pflückt. Aber schon bald gewöhne ich mich an meine Superkräfte. Eine neue Heldin ist geboren. Von nun an stürze ich mich mit Kat Hals über Kopf von einem Abenteuer ins nächste, helfe Anwohnern bei ihren Problemen, gehe den Mysterien der Spielwelt auf Grund oder vertreibe die feindlichen Nevi – geleeartige Wesen, die häufig an zu groß geratene Tiere erinnern.

Gravity Rush Remastered

Dabei variiert Gravity Rush Remastered  zwar gekonnt Momente, in denen ich mit sympatisch-skurrilen Figuren plaudere, frei durch die Umgebungen streife oder kämpfe. Aber das Missionsdesign selbst bietet leider trotzdem kaum Abwechslung. Ob ich nun nach einer verschwundenen Schülerin suche, verlorengeglaubte Stadtviertel zurückbringe, Kristalle sammle, um meine Fähigkeiten zu steigern, oder kleine Nebentätigkeiten abhake – Gravity Rush schickt mich oft von A nach B und anschließend das restliche Alphabet entlang.

Wobei sich das nun schlimmer liest als es eigentlich ist. Das Spiel macht nie den Fehler, in denselben Alltagstrott wie Assassin's Creed  zu verfallen. Hier verkommt die Fortbewegung nicht zur Routine, ich erklimme nicht quasi automatisch jeden noch so hohen Turm. Stattdessen laden mich Kats Kräfte jedes Mal aufs Neue dazu ein, wild mit ihnen herumzuexperimentieren. Dadurch nutzen sich auf die Kämpfe, in denen ich im Prinzip nur den sprichwörtlich wunden Punkt der Nevi treffen muss, selten ab.

Gravity Rush Remastered

Ein ähnlich treibender Spielfluss riss mich zuletzt in Infamous: Second Son  mit sich. Im Gegensatz zum selbstgefälligen Delsin Rowe habe ich es in Gravity Rush allerdings mit einer durch und durch sympatischen, interessanten Heldin zu tun, was Krystian Majewski in einem ausführlichen Beitrag  zu ihrem Charakterdesign zusammenfasst:

Kat ist nicht nervig. Sie ist gutgläubig, aber nicht dumm. Einige Personen mögen sie täuschen, aber sie kommt letztlich dahinter und arbeitet an ihren Fehlern. Sie ist fröhlich, aber nicht unterwürfig. Sie hat Werte und tritt dafür ein – das äußert sich vor allem in ihrer Weigerung, dem Militär beizutreten.

Daran ändern zum Glück auch die unnötig sexualisierten Kostüme, in die die Entwickler sie zwängen, nichts. Zumal sich die Macher rund um Silent Hill -Schöpfer Keiichiro Toyama ansonsten darum bemühen, ihre Heldin als glaubwürdige junge Frau zu zeigen, die einfach versucht, aus ihrer Situation das beste zu machen.

Fazit

Ein bisschen Open World, ein bisschen Action-Rollenspiel, ein bisschen Plattformer: Gravity Rush macht auch in der Remastered-Fassung kaum etwas neu und ein paar Dinge leider nicht allzu gut, aber alles auf seine eigene charmante Art und Weise – ganz so wie Ant-Man.

Gravity Rush, ursprünglich ein PS Vita-Launchtitel, ist seit dem 3. Februar 2016 in der Remastered-Fassung via PlayStation Store für PS4 erhältlich. Am 10. Februar folgt eine Boxed-Fassung. Uns wurde ein Pressemuster vom Publisher Sony für dieses Review bereitgestellt.

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