Große Überraschung im Test zu The Legend of Zelda: Tri Force Heroes

21.10.2015 - 16:50 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
The Legend of Zelda: Tri Force Heroes
Nintendo
The Legend of Zelda: Tri Force Heroes
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Mit keinerlei Erwartungen stürzte ich mich in Nintendos The Legend of Zelda: Tri Force Heroes. Was kann ein reines Koop-Action-Adventure schon ausrichten? Anscheinend ganz schon viel. Wie, was, warum? Das lest ihr am besten selbst in meinem Test.

Groß war der Skepsis, als Nintendo auf der vergangenen E3 mit The Legend of Zelda: Tri Force Heroes keinen neuen Zelda-Titel, wie wir ihn kennen und lieben, sondern ein Action-Adventure ankündigte, dessen Quintessenz das Koop-Spiel ist. Als einsame Wölfin, die in Videospielen in der Regel am liebsten alleine unterwegs ist, wetterte ich damals gemeinsam mit vielen anderen ernüchterten Twitter-Gefährten gegen Nintendos dröges Direct-Event im Zuge der Messe.

Was ich erwartete, war ein Titel, der in die glänzenden Fußstapfen von The Legend of Zelda: A Link Between Worlds tritt; Was auf der kurzen Präsentation von Producer Eiji Aonuma und Director Hiromasa Shikata vorgestellt wurde, entlarvte sich hingegen als spiritueller Nachfolger von The Legend of Zelda: Four Swords, eine kurzweilige Multiplayer-Spielerei, die vor 13 Jahren zusammen mit der GBA-Version von The Legend of Zelda: A Link to the Past erschien. Na wunderbar. Für Tri Force Heroes brachte ich wohl die besten Voraussetzungen mit: Ich bin eine Einzelgängerin und die gerümpfte Nase beim Anblick dieses Titels war vier Monate nach der Ankündigung immer noch da.

Meh, meh, meh.

Überraschung!

Nun, ich täuschte mich — und zwar auf ganzer Linie.

The Legend of Zelda: Tri Force Heroes

Doch eins nach dem anderen. Lasst mich euch zunächst von der Story erzählen. Diese ist im Grunde ein Mode-affines Kindermärchen: Lange herrschte Frieden im Königreich Textilia, bis eine infame Hexe aus dem Lumpenland der Prinzessin Rüschlinde einen Kleiderfluch aufgehetzt hat. Einzig und allein die sogenannten Totemhelden, erkennbar an einem verwegenen Scheitel und spitzen Ohren mit Haarsträhnen davor, können die Hexe in ihre Schranken weisen. Gähn. Aber um die Geschichte geht es hier ja auch nicht, sondern um ausgefuchste Dungeon-Erkundungen im Dreierteam. Zumal alle anderen 17 Titel der Zelda-Reihe auch nie mit einer ausdifferenzierten Erzählung glänzten.

Voller Anmut steckt Tri Force Heroes dennoch. Ihr seht es ja bereits an den wundervoll lokalisierten Eigennamen. Hinzu kommt die altbekannte und von mir heißgeliebte Ästhetik von A Link Between Worlds, die den Titel mit einer großen Schippe Drolligkeit überzieht.

Kleider brauchen Beute

In puncto Aufbau unterscheidet sich Tri Force Heroes grundlegend von den Einzelspieler-Abenteuern der Reihe: Zentrale und zugleich einzige Stadt im Spiel ist Textilia. Hier befinden sich nicht nur die Miiverse-Galerie, die Boutique und andere kleine Geschäfte, sondern auch der Königspalast, der als Tor zu den verschiedenen Levels dient. Diese können entweder im Link-Trio oder allein angegangen werden (was glaubt ihr wohl, was ich zuerst austestete), um am Ende eine Belohnung in Form eines Materials zu ergattern.

Hier ist die Crux: Wurden viele verschiedene Materialien zusammengeklaubt, können diese im besagten Modegeschäft in Kostüme investiert werden, in deren Maschen unterschiedliche Vorteile stecken: So lässt beispielsweise das Herzchenkleid vermehrt Lebensherzen unter Büschen, Felsen, Vasen und platzenden Gegnern auftauchen.

Mit Handzeichen könnt ihr mit euren Kameraden kommunizieren.

In der Tat verbrachte ich die ersten Stunden im Spiel tatsächlich allein, indem ich die drei Link-Inkarnationen mithilfe des 3DS-Touch-Bildschirms nacheinander, Zug um Zug, durchs Geschehen dirigierte. Das funktionierte überraschendenderweise so gut, dass ich schnell in eine Suchtspirale geriet, die mich unaufhörlich durch die Bereiche Wald, Vulkan, Eistempel und Co. wirbelte, aus denen ich ein Material nach dem anderen barg.

Gemeinschaftliches Rätseln mit Trollgefahr

Doch dann musste ich mich irgendwann ja doch aufraffen und einen Fuß in die Multiplayer-Lobby setzen. Ich startete kein lokales sondern ein Online-Spiel und suchte nach Gefährten, um mich in meine erste Gruppen-Mission zu stürzen. Dass das noch besser funktionieren sollte als mein Solo-Trip zuvor, hätte ich Sturkopf mir auch gleich denken können. Dies liegt vor allem an den intelligenten Rätseln, die einfach dafür gemacht wurden, dass man sich im Team an ihnen die Zähne ausbeißt, scheitert, es doch irgendwie schafft und am Ende jubelnd mit Daumen-Hoch-Zeichen um sich wirft.

Die Dungeons werden im Laufe des Spiels immer anspruchsvoller. Wie sollte es auch anders sein?

Gerade hier glänzt Nintendo mit gewohnter Stärke: Die Rätsel und Puzzles überzeugen mit Witz und Einfallsreichtum, halten die Balance zwischen viel zu einfach und viel zu frustrierend. Verschiedene, teilweise aus A Link Between Worlds bereits bekannte Items wie Greifhaken, Boomerang, Hammer oder Wasserstab sorgen dabei für Diversität und Abwechslung: In den Quellen, angelehnt an das Zuhause des Zora-Volks, kann beispielsweise mit dem Wasserstab übers Nass gelaufen werden, um vorher Unerreichbares erreichbar zu machen. Mit dem Boomerang lassen sich hingegen nicht nur entfernte Schalter aktivieren, sondern auch Teammitglieder einfangen und geschwind über Abgründe befördern. Daneben können sich die drei Links zu einem Zweier- oder Dreier-Totem auftürmen, wodurch sich eine zusätzliche Spielerei mit Ebenen auftut.

Derlei Abläufe klingen zwar einfach, sind aber so gut abgestimmt und gehen so fließend und logisch ineinander über, dass ich während meiner Multiplayer-Partien in eine Art Rätsel-Flow verfiel, der mich nach Abschluss der jeweiligen Missionen mit einem unvergleichlichen Gemeinschaftsgefühl belohnte, welches ich früher in der Schule allenfalls nach einer gewonnenen Partie Feldhockey verspürte.

Hier bilden die Drei ein Totem um den höher gelegenen Schalter zu erreichen.

Die größte Schwäche von Tri Force Heroes ist wohl die Persönlichkeit, die vor dem Doppelbildschirm des 3DS sitzt und das Geschehen kontrolliert. Ohne euch Böses zu unterstellen, wage ich zu behaupten, dass nicht in jedem aber in einigen von uns (mich eingeschlossen) ein kleiner, infam grinsender Troll schlummert, den es nur so in den Fingern kribbelt, Couch-Freunde oder Unbekannte mit einem Knopfdruck zu schnappen und in Abgründe, Feuerfallen oder gewaltige Wasserfälle zu werfen. Ja ja, das ist verdammt witzig, ich habe es ja selbst schon getan. Dennoch: Die Rätsel funktionieren natürlich nur, wenn das Team zusammenarbeitet, das haben wir bereits im Kindergarten gelernt. Tanzt einer oder eine aus der Reihe, bricht das Konstrukt und aus Spaß wird Frust. Also reißt euch zusammen und nehmt mich bloß nicht zum Vorbild!

Fazit

The Legend of Zelda: Tri Force Heroes zeigt, dass Multiplayer-Spaß nicht nur darauf aufbauen muss, die eigene Nase gegen andere zu behaupten. Das Bestreiten der pfiffig aufgebauten Dungeons in Zusammenarbeit mit einer untereinander befreundeten oder sich völlig fremden Gruppe erschafft ein beflügelndes Team-Gefühl. Obwohl die triviale aber charmant ins Deutsche übersetzte Story eher im Hintergrund vor sich hin leiert, fühlte ich mich stets dazu motiviert, wegen Gurkenschleim, Flusstang und anderen Materialen stets in die gefahrvollen Dungeons zu sausen, um Link anschließend in aberwitzige Kostüme zu stecken. Eine Einzelgängerin bin ich zwar noch immer, doch bei Tri Force Heroes lasse ich meine Gewohnheiten gerne hinter mir.

Das Muster zum Spiel wurde uns in Form eines 3DS-Keys von Nintendo zur Verfügung gestellt.

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