Harry Potter-Autorin J.K. Rowling für Verwendung indianischer Legenden kritisiert

10.03.2016 - 10:38 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Trailer zu J.K. Rowlings Magic in North AmericaWarner Bros.
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Mit vier neuen Geschichten wollte J.K. Rowling die Vorfreude auf das Fantasy-Abenteuer Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind steigern. Stattdessen erntet die Harry Potter-Autorin für ihre Verwendung indianischer Legenden heftige Kritik

Mit Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind kommt im November dieses Jahres ein neues Abenteuer aus dem Harry Potter-Universum in die Kinos. Um den gespannten Fans die Wartezeit etwas zu versüßen, veröffentlicht Harry Potter-Autorin J.K. Rowling diese Woche vier neue Kurzgeschichten über die Geschichte der Magie in Nordamerika. Doch schon der erste Teil, in dem die fiktive Geschichte der Entstehung der Magie in Nordamerika erzählt wird, stößt auf heftige Reaktionen. Insbesondere von Vertretern der indigenen Völker Nordamerikas wird J.K. Rowling scharf kritisiert. Sie werfen der Autorin die unangemessene kulturelle Aneignung und Verwendung indianischer Legenden vor.

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Im Laufe dieser Woche erscheinen auf J.K. Rowlings Online-Plattform Pottermore  vier Kurzgeschichten, in denen es unter anderem um die Hexenprozesse in Salem, das amerikanische Ministerium für Magie und die US-Zauberschule Ilvermony gehen soll. Im ersten Teil der Magic in North America-Geschichten beschreibt J.K. Rowling den Ursprung der Magie in Nordamerika und benutzt dafür die Mythologie der amerikanischen Ureinwohner. Insbesondere die Legende der Navajo "Skinwalkers" wird in den Zusammenhang der von Rowling erfundenen Animagi-Zauberer gestellt, die sich in Tiere verwandeln können. Sie schreibt:

Bei den amerikanischen Ureinwohnern wurden manche Hexen und Zauberer von ihren Stämmen akzeptiert oder sogar verehrt, sei es, weil sie einen guten Ruf als Heiler hatten oder sich als außergewöhnlich begabte Jäger hervortaten. Andere hingegen wurden für ihre Überzeugungen stigmatisiert, meist weil man glaubte, sie seien von bösen Geistern besessen.
Die Legende der amerikanischen Ureinwohner über den 'Gestaltwandler' - eine böse Hexe oder einen Zauberer, der sich willentlich in ein Tier verwandeln kann – hat tatsächlich einen wahren Kern. Um die indianischen Animagi rankte sich jedoch die Legende, dass sie enge Familienmitglieder opferten, um die für die Transformation nötigen Kräfte zu gewinnen. In Wahrheit nahmen die meisten Animagi ihre tierische Gestalt nur an, um vor Verfolgung zu fliehen oder für ihren Stamm zu jagen. Solche üblen Gerüchte wurden oft von No-Maj-Medizinmännern in die Welt gesetzt, die manchmal selbst vorgaben, über magische Kräfte zu verfügen und ständig in der Furcht lebten, entlarvt zu werden.

Kritik erntete J.K. Rowling für ihre Verwendung und Aneignung der indianschen Legende der "Skinwalkers" vor allem von Nachfahren der indigenen Völker und Experten für indianische Kultur. Dr. Adrienne Keene, deren Website Native Appropriations  sich mit der unangemessenen Verwendung oder Übernahme von indianischen Begriffen und Mythen auseinandersetzt, kritisierte Rowling in einem Blogpost für den Missbrauch des immer noch aktuellen Volksglaubens und verwies dabei auch auf den Trailer zu den Geschichten, der von Warner Bros. veröffentlicht wurde.

Dieser Glauben ist lebendig, wird praktiziert und beschützt. Die Tatsache, dass der Trailer [für die Geschichten] das Skinwalker-Konzept der Navajo sogar offen anspricht, lässt alle Alarmglocken klingeln. Wir, als Teil der indigenen Völker, kämpfen jeden Tag hart darum, als gegenwärtige, reale und vollständige Menschen angesehen zu werden und die Stereotype zu zerstören, die uns nur in Kategorien von mystischen, mit der Natur verbunden Schamanen oder wildern und brutalen Kriegern sehen.

Weiter warnt Keene in ihrem Post vor dem falschen Eindruck, den Leser der Geschichten von der Kultur der indigenen Völker bekommen können:

Kolonisierung zerstört unsere Menschlichkeit, sagt uns, dass wir weniger als das sind, dass unser Glaube und unsere Religionen 'unzivilisiert' sind, dass unsere Existenz nicht in die moderne Welt passt. Wie in aller Welt soll ein junger Mensch sich dies anschauen und nicht die logische Schlussfolgerung ziehen, dass die Urvölker in die selbe fiktionale Welt gehören wie Harry Potter?

Auch auf Twitter stieß der Trailer auf einige negative Reaktionen. Viele Fans kritisierten J.K. Rowling dafür, die indianische Legende schlichtweg als Plot-Mechanismus zu missbrauchen:

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Gibt es moderne indianische Hexen/Zauberer? Uns als primitive Stereotype zu porträtieren, unterstützt die Anglo[-amerikanische] Version der Geschichte.
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Ich mache mir Sorgen, dass sie alle Lügen und Fehlwahrnehmungen unterstützt, insbesondere unter indianischen Kindern, die eine akkurate und positive Selbstwahrnehmung brauchen.
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Mein Herz ist gebrochen! J.K. Rowling, mein Glauben ist keine Fantasie. Wenn wir jemals Diversität in Jugendliteratur brauchten, dann wegen solchem Mist.

Andere Harry Potter-Fans verteidigten die Autorin dagegen und verwiesen auf die lange literarische und filmische Tradition, Mythen und Legenden als Grundlage für fiktive Geschichten und Mythologien zu verwenden. Die Autorin selbst hat sich bis jetzt noch nicht zu der Kritik geäußert.

Wie steht ihr zu der Kontroverse um J.K. Rowlings neue Kurzgeschichten?

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